Internationale Programmatik: Republik Korea (Südkorea)
Strategien und Programme
Für Südkorea ist die internationale Zusammenarbeit in Forschung und Entwicklung in erster Linie Außenwirtschaftspolitik. Diese wird durch das koreanische Außenministerium MOFA (Ministry of Foreign Affairs), aber auch durch die entsprechenden Ministerien für Bildung und Forschung vorangetrieben. Für die internationale Bildung ist das Bildungsministerium (MOE) zuständig, das bei der Umsetzung durch das National Institute for International Education (NIIED) unterstützt wird. Mit dem Korean Government Scholarship Program des NIIED wird die Mobilität von Studierenden in beide Richtungen gefördert.
Für die internationale Kooperation in Forschung und Innovation sind in erster Linie das Ministerium für Wissenschaft und Informations- und Kommunikationstechnologien (Ministry of Science and ICT, MSIT) und das Ministerium für Technologie, Industrie und Energie (Ministry of Technology, Industry and Energy, MOTIE) zuständig.
- Die National Research Foundation (NRF, Überblick) fördern internationale Forschungskooperationen im Rahmen bilateraler Bekanntmachungen mit ausgewählten Partnerländern. Das Wissenschaftsministerium (MSIT) hat darüber hinaus auch Programme, unter denen koreanische Hochschulen und außeruniversitäre Forschungseinrichtungen für die Pflege von globalen Forschungsnetzwerken und den Aufbau von internationalen Forschungszentren („Global Development Centers“) Mittel erhalten können.
- Die Förderagentur für Unternehmen Korea Institute for Advancement of Technology (KIAT, Überblick) fördert internationale Technologiekooperationen.
- Da Südkorea vor einigen Jahrzehnten selbst ein Entwicklungsland war, ist es sehr bestrebt, sich in der Entwicklungszusammenarbeit zu engagieren. Das Auswärtige Amt hat eine eigene Förderagentur, die Korea International Cooperation Agency (KOICA). Für Forschung und Innovation haben auch das Wissenschaftsministerium (MSIT) und die NRF eigene Förderprogramme, mit denen zum Beispiel Stipendien an Forschende aus Entwicklungsländern vergeben oder Forschungszentren aufgebaut werden.
Vor dem Hintergrund des sich verschärfenden Wettbewerbs um technologische Vorherrschaft hat die südkoreanische Regierung eine strategische Neuausrichtung unter der im November 2023 verkündeten „Global R&D Promotion Strategy“ in Angriff genommen. Übergreifendes Ziel ist es, Investitionen in internationale FuE-Kooperation in strategischen Technologiefeldern (siehe unter Fachliche Stärken Übersicht) zu erhöhen, ebenso wie die Investitionen in exzellenzorientierte globale Grundlagenforschung.
Die bestehenden Forschungs- und Innovationszentren im Ausland (siehe nächster Abschnitt) sollen als „Global R&D Strategic Hub Centers“ neu organisiert und besser koordiniert werden. Bei der Auswahl von Kooperationsländern und -sektoren soll eine „Global R&D Strategy Map“ helfen (siehe unter Regierungs- und Ressortabkommen). Geplant ist auch eine ministerienübergreifende Konzentration von Ressourcen auf sogenannte „Global R&D Flagship Projects“ (siehe MSIT Press Release: Preparing the Foundation for Investment, Cooperation System, and Strategy to Advance as a Global Leader in International Research and Development, 30 May 2024).
Internationale Präsenz
Im April 2024 verkündete der südkoreanische Wirtschaftministerium MOTIE, welche Institutionen es für den Aufbau von globalen Technologiekooperationzentren ausgewählt hat: Neben fünf Hochschulen in den USA (Massachusetts Institute of Technology MIT, der Yale University, der Purdue University, der Johns Hopkins University und dem Georgia Institute of Technology) zählt auch die deutsche Fraunhofer-Gesellschaft (FhG) mit acht ihrer Institute dazu. Das Fraunhofer-Institut für Keramische Technologien und Systeme IKTS ist federführend am Aufbau des „K-FAST – Korea Fraunhofer Office of Science and Technology“ beteiligt (siehe unter Überblick Kooperation mit Deutschland). Korea plant, in den nächsten fünf Jahren 684 Milliarden Won (506 Millionen US-Dollar) in diese Zentren zu investieren, einschließlich 57,5 Milliarden Won in 2024, um 45 Projekte zu starten (siehe „Korea aims to promote global R&D projects with 6 overseas institutions“ In: Korea Times, 5 April 2024).
Weiterhin wurde in 2022 das Korea-US Quantum Technology Cooperation Center in Washingtion (QIST) sowie in 2023 das Korea Europe Quantum Science Technology Cooperation Center (KE - QSTCC) in Brüssel eröffnet, um gemeinsame Projekte auf dem Gebiet zu stärken.
Südkoreanische Ministerien und außeruniversitäre Forschungseinrichtungen hatten bereits vor Jahrzehnten im Zuge von Internationalisierungsbestrebungen Niederlassungen im Ausland gegründet. Zukünftig sollen bestehende Forschungs- und Innovationzentren im Ausland als „Global R&D Strategic Hub Centers“ neu organisiert und besser koordiniert werden (siehe vorheriger Abschnitt). Bevorzugte Standorte sind Asien, Europa und Nordamerika. Das 1966 gegründete Korea Institute of Science and Technology (KIST) war das erste koreanische Forschungsinstitut, das im Jahr 1996 mit KIST Europe in Saarbrücken eine solche Auslandsniederlassung gegründet hat (siehe auch unter Überblick Kooperation mit Deutschland). Dazu kommt das Indo-Korea Research and Technology Center in Indien. Um die Zusammenarbeit mit dem wichtigen Partner China zu begleiten, hat das koreanische Wissenschaftsministerium (MSIT) das Korea-China S&T Cooperation Center (KOSTEC) in Peking eingerichtet.
Sogenannte Korea Innovation Centres (KIC) in Europa, China und den USA wurden ebenfalls durch das Wissenschaftsministerium, auch in Kooperation mit der National IT Industry Promotion Agency (NIPA) aufgebaut. Die Aufgabe von KIC ist es, innovativen kleinen und mittleren Unternehmen und Start-Ups aus Südkorea durch internationale Vernetzung vor Ort neue Marktchancen zu eröffnen (KIC Europe in Berlin, siehe auch unter Kooperation mit Deutschland, KIC Washington und KIC Silicon Valley). Weitere Zentren mit einem Entwicklungsfokus wurden in Äthiopien und Tansania sowie in Nepal und in den südostasiatischen Ländern Indonesien, Kambodscha, Laos und Vietnam aufgebaut (UNESCO Science Report 2021, S. 671).
Ergebnisse von Evaluierungen
Das südkoreanische Science and Technology Policy Institute (STEPI) hat im April 2024 eine Untersuchung zur internationalen Technologiekooperation Südkoreas veröffentlicht. Die STEPI-Insight Studie (Vol. 323 Apr. 9th. 2024) „A Study on the Advanced System of the S&T International Cooperation Responding to Technopolitics Era“ (Download pdf englischsprachige Zusammenfassung) stellt fest, dass die Nutzung und Beherrschung von Kerntechnologien zunehmend ganze Politikbereiche bestimmt und die internationale Technologiekooperation dadurch immer weiter an Bedeutung gewinnt. Im Sommer 2023 hatte die OECD auf Wunsch Südkoreas bereits eine umfassende Bestandsaufnahme des Forschungs- und Innovationssystems vorgelegt, die auch internationale Aspekte mit einschließt (OECD Review of Innovation Policy Korea 2023, zu internationalen Aspekten S. 21 ff., allgemein unter Politische Zielsetzungen: Ergebnisse von Evaluierungen).
STEPI wie auch die OECD kommen im Hinblick auf internationale Kooperation zu ähnlichen Schlussfolgerungen: Derzeit fehle es an Anreizen für Forschende an den Hochschulen und Institutionen Südkoreas, sich international stärker zu engagieren. Die OECD empfiehlt Entscheidungen über wissenschaftliche Karrieren starker an das Kriterium internationale Vernetzung zu koppeln.
STEPI kritisiert die fragmentierten Maßnahmen verschiedener Ministerien und unterstreicht die Bedeutung eines umfassenden Ansatzes bei der Internationalisierung. Die südkoreanische Organisation empfiehlt
- die grenzüberschreitende Zusammenarbeit auf langfristige Ziele hin auszurichten;
- durch gezielte Selektion und Konzentration die Effizienz internationaler Kooperation zu stärken;
- ein Monitoring- und Bewertungssystem für internationale Projekte zu schaffen;
Der OECD Review of Innovation Policy stellt nicht allein auf die Projektarbeit ab, sondern gibt eine Reihe von Empfehlungen für die darüber hinausgehende Internationalisierung von Wissenschaft, Technologie und Innovation. Für eine stärkere regionale asiatische Vernetzung empfiehlt die OECD die Auflage regionaler Fördermöglichkeiten in Asien und die Schaffung einer regionalen Forschungsinfrastruktur, vergleichbar der Schaffung von CERN in Europa nach dem Zweiten Weltkrieg. Angesichts des demografischen Wandels solle das Land mehr tun, um internationale Fachkräfte anzuziehen. Weiterhin könne Südkorea gezielt Online Meetings nutzen, um Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler aus anderen Ländern beispielsweise bei der Entscheidung über Stellenbesetzungen in südkoreanischen Hochschulen und Institutionen zu beteiligen. Schließlich könnte ein besserer Schutz geistiger Eigentumsrechte ausländische Unternehmen dazu bringen, sich verstärkt in Südkora zu engagieren.