Im vergangenen Jahr hatte sich der Japanische Wissenschaftsrat (Science Council of Japan - SCJ) in einer Stellungnahme gegen die militärische Forschung an Universitäten und weiterer Einrichtungen ausgesprochen und diese dazu aufgefordert, Screening-Verfahren einzurichten, mithilfe derer die technische und ethische Angemessenheit von Forschungsprogrammen, die für militärische Zwecke genutzt werden können, bewertet wird. Laut einer Anfang April veröffentlichten Umfrage haben mittlerweile 46 von 183 Universitäten und Forschungsorganisationen in Japan solche Verfahren eingeführt; 30 Einrichtungen geben an, ihren Mitarbeitern zu erlauben, Forschungsgelder vom japanischen Verteidigungsministerium zu beantragen. Das Thema wird kontrovers diskutiert: Während einige Beobachter die aus ihrer Sicht zu niedrige Anzahl von Institutionen mit entsprechenden Vorkehrungen beklagen, wenden andere ein, dass eine scharfe Trennung von Forschung einerseits zu rein zivilen und andererseits zu rein militärischen Zwecken nicht möglich sei. Einige Wissenschaftler argumentieren, dass der prinzipielle Ausschluss militärischer Forschung die akademische Unabhängigkeit und Eigenverantwortung in Frage stelle.
Japans Akademiker sind noch immer gespalten in der Frage, wie die Ankündigung der Regierung im vergangenen Jahr, militärische und zivile Forschung zur Stärkung der nationalen Sicherheit zu integrieren, zu bewerten ist. Der SCJ kritisiert vor allem ein im Jahr 2015 aufgesetztes Forschungsförderungsprogramm des Verteidigungsministeriums, das sich an Vorhaben richtet, die zur Verteidigung verwendet werden könnten. Dem Wissenschaftsrat zufolge nehme die staatliche Einflussnahme auf akademische Forschung damit bedenkliche Ausmaße an.
In einem offenen Brief haben KI-Experten aus 30 Staaten angekündigt, jegliche Kooperation mit dem Koreanischen Institut für Wissenschaft und Technologie (Korea Advanced Institute of Science and Technology - KAIST) zu verweigern. Das Institut hatte im Februar angekündigt, mit dem Verteidigungsunternehmen Hanwha Systems ein gemeinsames Forschungszentrum zur Entwicklung von Waffensystemen, die „Ziele ohne menschliche Kontrolle suchen und eliminieren“ sollen, zu errichten. In dem Boykottaufruf heißt es, dass die Zusammenarbeit so lange ausgesetzt werde, „bis der Präsident des KAIST – wie bereits erbeten, aber nicht bestätigt – zusichert, dass das Zentrum keine autonomen Waffen ohne menschliche Kontrolle entwickeln wird“. Am 5. April gab das KAIST in einer Stellungnahme bekannt, dass es die Zusammenarbeit fortsetzen und laufende Forschungsprojekte zu Verteidigungstechnologien nicht stoppen werde.
Zum Nachlesen:
- University World News (05.04.2018): Military use of research pushback in Japan, South Korea
- Asahi Shimbun (08.03.2017): Scientists to keep ban on military research at universities