StartseiteLänderEuropaFrankreichEmmanuel Macron kündigt Umgestaltung der französischen Forschung an und richtet einen "präsidialen Wissenschaftsrat" ein

Emmanuel Macron kündigt Umgestaltung der französischen Forschung an und richtet einen "präsidialen Wissenschaftsrat" ein

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Am 7. Dezember 2023 stellte der französische Staatspräsident vor 300 Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern sowie Präsidentinnen und Präsidenten von nationalen Forschungseinrichtungen und Universitäten seine „Vision für die Zukunft der französischen Forschung“ vor. Bei diesem Anlass kündigte Emmanuel Macron die Schaffung eines „präsidialen Wissenschaftsrates“ an, der als Brücke zwischen der Politik und der Wissenschaft dienen soll.

Dem neu gegründeten präsidialen Wissenschaftsrat gehören – auf freiwilliger Basis – zwölf hochkarätige Persönlichkeiten aus der französischen Forschung an, sieben Männern und fünf Frauen. Darunter die Nobelpreisträger Alain Aspect und Jean Tirole und der mit der Fields-Medaille ausgezeichnete Hugo Duminil-Copin sowie Forschende aus den Bereichen Philosophie, Soziologie, Informatik, Medizin und Ökologie. Das Gremium soll mindestens einmal pro Quartal mit dem Präsidenten zusammenkommen und laut den Worten von Emmanuel Macron ihm dabei helfen, „die Wissenschaft voll und ganz in den Mittelpunkt unserer Entscheidungen zu stellen“.  

Parallel dazu wird eine breit angelegte Umstrukturierung der Forschungslandschaft angestoßen, um Komplexität und Bürokratie abzubauen. Dieser auf 18 Monate ausgelegte Reformprozess soll unter anderem die Rolle und Aufgaben der großen nationalen Forschungseinrichtungen wie CNRS, INSERM, INRAE und CEA neu definieren und sie in „Programmagenturen“ verwandeln. Diese sollen in ihren jeweiligen, neu zu definierenden thematischen Bereichen eine strategische und lenkende Funktion im System der öffentlichen Forschung einnehmen.  

Die Ankündigungen greifen zum Teil die im Juni veröffentlichten Vorschläge der Gillet-Kommission zur Reform des französischen Wissenschafts- und Innovationssystems auf. Unter der Leitung von Philippe Gillet, Geophysiker und ehemaliger Vizepräsident der Eidgenössischen Technischen Hochschule Lausanne, hatte die sechsköpfige Arbeitsgruppe im ersten Halbjahr 2023 Empfehlungen zur Konsolidierung Frankreichs Führungsrolle in der internationalen Forschungs- und Innovationslandschaft vorgestellt. Unter anderem wurde empfohlen, die Rollen der verschiedenen Akteure des Forschungs- und Innovationssystems, insbesondere der nationalen Forschungsorganisationen und der Hochschul- und Forschungseinrichtungen, klarer zu definieren sowie deren Zusammenarbeit besser zu koordinieren. Auch wurde die Schaffung des Amtes eines Hohen Wissenschaftsberaters empfohlen, der mit dem Ministerium für Hochschulbildung und Forschung (MESR) verbunden sein solle. Der Hohe Wissenschaftsberater solle – so die Empfehlung des Gillet-Berichtes – die Regierung bei nationalen wissenschaftlichen Entscheidungen beraten und Konsultationen zu zukünftigen nationalen Forschungsprioritäten koordinieren.  

Die von Emmanuel Macron gemachten Ankündigung stoßen in der französischen Wissenschafts-Community sowie auch in der französischen Medienlandschaft teilweise auf Skepsis. Grundsätzlich wird die Schaffung des neuen präsidialen Wissenschaftsrats begrüßt, da die hochrangige Gruppe dazu beitragen könne, die inzwischen groß gewordene Kluft zwischen Wissenschaft und Politik zu verkleinern. Gleichwohl wird aber bemängelt, dass der eigentliche Auftrag des Gremiums noch nicht klar definiert sei und insbesondere unklar sei, welche Wirkung der neu einberufene Rat langfristig erzielen könne. Auch müssten die Auswirkungen des angestoßenen Reformprozesses des Forschungs- und Wissenschaftssystems und seine Konsequenzen in der Praxis erst konkretisiert werden.  

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Quelle: Französische Botschaft in Deutschland, Science, Élysée, CNRS, Le Monde, Challenges Redaktion: von Sylvie Rijkers-Defrasne, VDI Technologiezentrum GmbH Länder / Organisationen: Frankreich Themen: Strategie und Rahmenbedingungen

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