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Frankreich präsentiert Strategie für Künstliche Intelligenz

Berichterstattung weltweit

Staatspräsident Emmanuel Macron stellte am 29. März 2018 unter dem Stichwort #AIforHumanity im Collège de France die Pläne der französischen Regierung für das Themenfeld Künstliche Intelligenz (KI) vor. Frankreich solle in diesem Bereich weltweit führend werden.

Aufbauend auf den Bericht „Der Künstlichen Intelligenz Sinn verleihen – für eine nationale und europäische Strategie“ des Mathematikers und Abgeordneten Cédric Villani kündigte Macron zahlreiche Maßnahmen an, um KI in Frankreich zu fördern und im besten Sinne für die Bürger nutzbar zu machen: „Wir haben Vorteile, die uns zum Erfolg führen können. Wir haben Talente und ausgezeichnete Studienangebote, vor allem in Mathematik. Aber jedes Ökosystem muss sich weiter entwickeln."

Hierfür sollen im Laufe seiner Amtszeit insgesamt 1,5 Milliarden Euro für KI bereitgestellt werden. 800 Millionen Euro sollen bis 2024 in die für diesen Bereich zentrale Nanoelektronik-Forschung investiert werden und 400 Millionen Euro sind für weitere Forschungsprojekte vorgesehen. Bereits dieses Jahr sollen 100 Millionen Euro für KI-Startups aus dem Anfang des Jahres angekündigten, zehn Milliarden Euro umfassenden Innovationsfonds bereitgestellt werden. Weitere 70 Millionen Euro sollen dann jährlich über die öffentliche Investitionsbank Bpifrance zur Verfügung stehen. Neben dem Innovationsfonds und Bpifrance werden weitere, bereits existierende Fonds sowie umgewidmete Haushaltsmittel zur Finanzierung eingesetzt.

Es wird ein nationales Forschungsprogramm aufgelegt, das vom Nationalen Forschungsinstitut für Informatik und Automatik INRIA (Institut national de recherche en informatique et en automatique) koordiniert wird und aus einem Netzwerk von vier bis fünf KI-Forschungsinstituten bestehen soll. Solche Institute existierten bereits, unterstrich Macron und verwies etwa auf das interdisziplinäre DataIA-Institut des Hochschulverbunds Paris-Saclay, das seit vergangenem Jahr durch die „Instituts Convergences“-Ausschreibung im Rahmen des Programms für Zukunftsinvestitionen PIA (Programme d’investissement d’avenir) gefördert wird. Er wünschte hierbei, dass nach dem Vorbild des Aufrufs „Make our planet great again“ ausländische KI-Wissenschaftler auf Exzellenz-Lehrstühle nach Frankreich eingeladen werden und insbesondere auch gemeinsame deutsch-französische Ausschreibungen. Die deutsche Bundesministerin für Bildung und Forschung Anja Karliczek war bei der Konferenz anwesend.

Für Wissenschaftler soll es künftig leichter werden, sich für eine Tätigkeit in einem Unternehmen vom öffentlichen Dienst freistellen zu lassen und für privatwirtschaftliche Forschungstätigkeit sollen sie künftig bis zu 50 Prozent statt wie bisher maximal 20 Prozent ihrer Arbeitszeit verwenden dürfen. Auch ist geplant, die Zahl der Studierenden im Bereich KI zu verdoppeln – wobei noch nicht bekannt gegeben wurde, wie dies im Einzelnen finanziert wird. Dem Vorschlag Villanis, Nachwuchsforscherinnen und -forscher in diesem Bereich doppeltes Gehalt zu zahlen, um im Vergleich mit den USA konkurrenzfähig zu bleiben, folgte die Regierung nicht.

Mobilität und Gesundheit sind die beiden prioritären Themenbereiche für die französische Regierung. Villani hatte in seinem Bericht zusätzlich auch Sicherheit und Umwelt als zentral bewertet. Bereits für April wird die französische Strategie für autonomes Fahren erwartet und bis 2022 soll vollautomatisiertes Fahren (SAE-Level 4) in Frankreich zugelassen sein. Im Bereich Gesundheit soll ein „veritabler Gesundheitsdaten-Hub“ unter Leitung des Instituts für Gesundheitsdaten INDS (Institut Des Données de Santé) entstehen. Macron plädierte für eine umfangreiche Auswertung von Gesundheitsdaten um „die Medizin von morgen“ zu schaffen, wobei in Frankreich Daten zwar über die Allgemeine Krankenversicherung (vier von fünf Franzosen sind dort versichert) zentral vorhanden aber bisher nicht automatisch auswertbar sind. Wobei der Präsident betonte, jeder müsse Herr seiner eigenen Daten bleiben. Villani hatte in seinem Bericht einen besonderen Fokus auf die Bedeutung großer Datenvolumen für die Wirtschaftspolitik im Bereich der Künstlichen Intelligenz gelegt und Macron betonte in seiner Rede, die Regierung werde „progressiv daran arbeiten, Daten proaktiven zugänglich zu machen.“ Hier könnte sich Macron auch eine europäische Zusammenarbeit vorstellen, insbesondere was den Zugang zu den umfangreichen privaten Daten betrifft, die von Firmen gesammelt und für das allgemeine Interesse genutzt werden könnten – alles im Rahmen der europäischen Datenschutzrichtlinie.

Weiterhin sah Macron den Staat in der Verantwortung, beim Thema KI mit gutem Beispiel voran zu gehen. Daher wird ein „Labor für den Wandel der öffentlichen Hand“ mit Schwerpunkt auf Ausbildungsfragen beim Staatssekretär für Digitales eingerichtet und vom Staat verwendete Algorithmen wie etwa die der Hochschulzugangs-Plattform Parcoursup werden öffentlich gemacht. Villani hatte in seinem Bericht betont, vor dem Hintergrund einer KI-Ethik werde mehr Transparenz benötigt, wie Algorithmen funktionieren.

Macron schlug darüber hinaus vor, auch hier Villanis Bericht folgend, einen internationalen Ausschuss für die Auswirkungen von KI nach dem Vorbild des Weltklimarats (Intergovernmental Panel on Climate Change, IPCC) einzurichten, damit die Auswirkungen von KI auf die Arbeitswelt besser prognostiziert werden können.

Im Vorfeld der Konferenz am Collège de France gaben weiterhin mehrere Akteure bekannt, ihre KI-Tätigkeiten auszubauen: Samsung kündigte an, ein Forschungszentrum, sein drittgrößtes weltweit, für KI im Pariser Großraum zu eröffnen, das Google-Unternehmen Deepmind wird ebenfalls ein Forschungslabor eröffnen und Fujitsu will sein Labor auf dem Campus Paris-Saclay und seine KI-Forschung im Rahmen eines europäischen Horizont 2020-Projekts ausbauen. Die Ingenieurhochschule École Polytechnique wird mit Unterstützung von Google einen KI-Lehrstuhl einrichten, die Business School Skema mit Unterstützung von Microsoft KI-Studiengänge und der Hochschulverbund PSL (Paris sciences et lettres) will in Paris einen „Exzellenzort“ für KI schaffen, zusammen mit dem Nationalen Zentrum für wissenschaftliche Forschung CNRS (Centre national de la recherche scientifique), dem INRIA sowie Unternehmenspartnern wie Facebook, Google, Microsoft und PSA.

Zum Nachlesen (in Französisch):

Quelle: Sciences et Avenir Redaktion: von Kathleen Schlütter, Deutsch-Französische Hochschule Länder / Organisationen: Frankreich Themen: Strategie und Rahmenbedingungen Information u. Kommunikation Bildung und Hochschulen Förderung

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Das Schmuckbild zeigt fünf Glühbirnen. Eine Glühbirne leuchtet.

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