Das Budget der französischen Regierung für Hochschulbildung und Forschung soll im kommenden Jahr um 500 Millionen Euro steigen und somit insgesamt 25,49 Milliarden Euro betragen. Dies wurde im Ministerrat am 27. September 2019 im Rahmen der Vorstellung des Haushaltsentwurfs für 2020 bekannt gegeben. Es ist damit nach Bildung und Jugend, Verteidigung sowie Umwelt das viertgrößte Budget der Regierung von Premierminister Edouard Philippe.
Im Bereich Hochschulen wird nächstes Jahr erstmals ein „Strategie- und Steuerungsdialog“ zwischen dem Ministerium für Hochschulbildung, Forschung und Innovation MESRI (Ministère de l’enseignement supérieur, de la recherche et de l’innovation) und allen 70 Universitäten sowie Hochschulen mit mehr als 2.500 Studierenden eingeführt. 50 Millionen Euro plant das MESRI dafür ein, davon 15 Millionen Euro für die strategischen Projekte der Einrichtungen. Mit dem Geld sollen prioritäre Themen des MESRI innerhalb der Hochschulen gefördert und den Hochschulen mehr Handlungsspielraum verschafft werden. Zusätzliche 43 Millionen Euro sollen bereitgestellt werden, um die Studienbedingungen zu verbessern und insbesondere mehr Plätze in stark nachgefragten Studienzweigen zu schaffen (Gesamtbudget 142,5 Millionen Euro). Die Gehälter im Mittelbau der Hochschulen steigen, für besondere Lehrleistungen wird eine Prämie eingeführt und künftig sind auch für Lehrprojekte Freisemester möglich (50 Millionen Euro). Weitere Mittel sind vorgesehen, um die Reform der Gesundheitsstudiengänge umzusetzen (6 Millionen Euro), für den Neubau eines Universitätsklinikums im Norden von Paris (50 Millionen Euro) oder die privaten Hochschulen (3 Millionen Euro zusätzlich). Das Gesamtbudget 2020 für die Hochschulen beträgt laut Entwurf 13,61 Milliarden Euro.
Auch Studierende aus einkommensschwachen Familien werden im kommenden Jahr stärker unterstützt: Mit 67 Millionen Euro zusätzlich sollen die Studienbeihilfen erhöht, zusätzliche Studierende beim Auslandsstudium unterstützt (Aide à la mobilité internationale, AMI) und für bis zu 38.000 Studierende die Kosten für Englisch-Zertifikate im Grundstudium übernommen werden. Insgesamt werden für die Studierenden laut Entwurf 2,3 Milliarden Euro ausgegeben, davon 2,1 Milliarden Euro für Studienbeihilfen nach sozialen Kriterien.
Im Bereich Forschung sind besonders die zusätzlich eingeplanten Mittel für die Weltraumforschung hervorzuheben, die im Haushalt ein eigener Programmbereich sind: 241 Millionen Euro und damit fast die Hälfte des Budgetzuwachses sollen zusätzlich investiert werden. Ein Großteil davon (226 Millionen Euro) ist für die Europäische Weltraumorganisation ESA vorgesehen. Insgesamt stünde hier ein Budget von 2,03 Milliarden Euro zur Verfügung. Für das MESRI ist darüber hinaus die Erforschung künstlicher Intelligenz (KI) zentral: 21 Millionen Euro sollen hier zusätzlich bereitgestellt werden und somit im kommenden Jahr insgesamt 38 Millionen Euro, die unter anderem in die Finanzierung der neuen Interdisziplinären Institute für künstliche Intelligenz 3IA fließen. Auch das Nationale Zentrum für wissenschaftliche Forschung CNRS (12 Millionen Euro zusätzlich), die Nationale Agentur für Forschungsförderung ANR (32,5 Millionen Euro zusätzlich) und die verbeamteten Forscher/-innen (28 Millionen Euro für Gehaltserhöhungen) können sich über mehr Mittel freuen. 25 Millionen Euro sollen zudem das dritte Jahr in Folge als außerplanmäßige Infrastrukturmittel für die öffentlichen Forschungseinrichtungen bewilligt werden. Hinzu kommen weitere Zusatzmittel in geringerem Umfang, etwa für die anstehende Fusion der beiden außeruniversitären Forschungseinrichtungen Nationales Institut für Agrarforschung INRA und Nationales Französisches Forschungsinstitut für Agrar- und Umwelttechnik IRSTEA oder für Unternehmenspromotionen (CIFRE). In die Forschung (ohne Raumfahrt) fließen 2020 laut Entwurf insgesamt 6,9 Milliarden Euro.
Bis Ende des Jahres will das MESRI einen Entwurf für das „Mehrjährige Programmgesetz für die Forschung“ (Loi de programmation pluriannuelle de la recherche) und einen entsprechenden mehrjährigen Finanzrahmen sowie begleitende Reformen vorlegen. Dies wird sich jedoch erst im Haushaltsentwurf für 2021 niederschlagen.
Wie das MESRI mitteilte, ist das Budget des Ministeriums seit Beginn der Amtszeit von Staatspräsident Emmanuel Macron 2017 um 1,7 Milliarden Euro bzw. fast sieben Prozent gewachsen.
Zum Nachlesen
- Ministère de lʼEnseignement supérieur, de la Recherche et de lʼInnovation (27.09.2019): Projet de loi de finances 2020 de l'enseignement supérieur, de la recherche et de l'innovation
- EducPros (26.09.2019): L'enseignement supérieur et la recherche gagnent 500 millions de plus