StartseiteLänderEuropaFrankreichPräsidentschaftswahlen in Frankreich: Pläne für Hochschulwesen und Forschung von Macron und Le Pen im Vergleich

Präsidentschaftswahlen in Frankreich: Pläne für Hochschulwesen und Forschung von Macron und Le Pen im Vergleich

Berichterstattung weltweit

Emmanuel Macron (Bewegung „En Marche!“) und Marine Le Pen (Front National) werden am 07. Mai 2017 im zweiten Wahlgang für das Amt des französischen Staatspräsidenten gegeneinander antreten. Das Hochschulwesen und insbesondere die Forschung waren und sind keine prioritären Themen des Wahlkampfs. Dennoch haben beide Kandidaten an verschiedenen Stellen dazu Position bezogen. Überschneidungen gibt es beispielsweise bei den Themen Hochschulzugang, Berufsausbildung oder Ausgaben für Forschung und Entwicklung (FuE). In Bezug auf die Europäische Union, den Umgang mit dem Klimawandel oder die Hochschulautonomie liegen die Ansichten weit auseinander.

Beide Kandidaten wollen den Zugang zu einem grundständigen Universitätsstudium an Bedingungen knüpfen. So sollen Bewerber Vorkenntnisse nachweisen, wobei Macron im Gegensatz zu Le Pen das Wort „Selektion“ vermeidet. Auch plädiert er für die Möglichkeit, entsprechende Kenntnisse in Vorbereitungskursen erwerben zu können. Le Pen will eine Auswahl nach „Leistung“ (au mérite). Bisher muss Abiturienten automatisch der Zugang zum Universitätsstudium gewährt werden, auch wenn die Studienplätze seit einigen Jahren über eine Online-Plattform zugeteilt werden und damit faktisch keine komplette Wahlfreiheit mehr besteht. Dieses Auswahlprozedere wollen beide Kandidaten verbessern.

Beide Kandidaten wollen die Studienstipendien für exzellente Abiturienten (bourses au mérite) wieder einführen. Le Pen fordert, die Immatrikulationsgebühren für ausländische Studierende anzuheben. Macron steht einem solchen Vorschlag offen gegenüber, ohne es jedoch konkret vorzuschlagen. Gleichzeitig tritt er aber auch für vereinfachte Visaverfahren für ausländische Forscherinnen und Forscher ein.

Beide Kandidaten wollen den Anteil der FuE-Ausgaben am Bruttoinlandsprodukt von aktuell 2,2 auf drei Prozent anheben und die Steuervorteile für Unternehmen durch FuE-Aktivitäten CIR (Crédit d’impôt recherche) auf Startups sowie Kleine und Mittlere Unternehmen beschränken. Zudem wollen beide den Anteil Promovierter in Unternehmen erhöhen; Le Pen sieht die Verantwortung dafür vor allem bei den Personalverantwortlichen, Macron hingegen will Promovierte ermutigen, selbst unternehmerisch tätig zu werden.

Weiterhin sind sich beide Kandidaten einig, dass die duale Ausbildung in Frankreich ausgebaut werden muss. Macron will die Zahl der Ausbildungsplätze an Berufsschulen ausbauen und Auszubildende sollen so früh wie möglich Arbeitserfahrung direkt im Unternehmen sammeln. Le Pen will bereits 14-Jährigen Zugang zu Berufsausbildungen öffnen und staatliche Hochschulen für Handwerksberufe inklusive Vorbereitungsklassen gründen. Ebenso wollen beide die Weiterbildung von Berufstätigen ausbauen.

Neben diesen partiellen Übereinstimmungen haben die Kandidaten vor allem unterschiedliche Ansichten. Für die französische Wissenschaft ist sicher die konträre Haltung zur, für die internationale Forschungszusammenarbeit wichtige, Europäischen Union zentral: Le Pen will austreten und hat sich Europa aber auch Frankreichs wichtigstem Forschungspartner, Deutschland, gegenüber überwiegend kritisch geäußert. Macron hingegen ist ausgewiesen pro-europäisch. So plädiert er beispielsweise für ein europäisches oder mindestens deutsch-französisches Forschungsprogramm zu Cybersicherheit, Le Pen will ein rein französisches.

Macron will weiterhin die Autonomie der Universitäten ausbauen, Le Pen lehnt das ab und bezeichnet die Reformen der letzten zehn Jahre als „Katastrophe“. Le Pen will das Hochschul- und Forschungsbudget anheben, Macron spricht sich für einen Erhalt des aktuellen Budgets aus, will jedoch Finanzierungsmöglichkeiten der Einrichtungen diversifizieren und Projektverträge mit ihnen schließen.

Marcon plant, den Anteil von Windkraft- und Sonnenenergie bis 2020 zu verdoppeln und die fossile Energiegewinnung bis 2050 zu beenden. Le Pen ist für den Ausbau erneuerbarer Energien, lehnt aber Windkraft als „entsetzlich“ und „teuer“ ab. Macron will den Anteil der Nuklearenergie auf 50 Prozent senken, Le Pen will ihn beibehalten. Macron bekennt sich klar dazu, dass der Klimawandel menschliche Ursachen hat, Le Pen bleibt bei diesem Thema sehr vage.

Zu verschiedenen Themen hat sich Le Pen zudem nicht geäußert. Frankreich soll nach den Vorstellungen Macrons im Bereich der Forschung zum Klimawandel Weltspitze werden, dafür hat er nach dem Sieg Donald Trumps sogar US-amerikanische Klimaforscher auf Englisch nach Frankreich eingeladen. Zudem will er sich auf europäischer Ebene für eine strengere Produktkontrolle einsetzen, um die Bevölkerung besser vor hormonaktiven Chemikalien und Pestiziden zu schützen. Hier soll Frankreich auch Forschungsspitze werden. Die Grundlagenforschung soll weiter gefördert aber auch die Innovationsbemühungen ausgebaut werden. Macron will die Hochschulzusammenschlüsse Comue (Communautés d'universités et établissements) reformieren. Die Lehrerausbildung soll wieder praxisorientierter und Berufsanfänger außer auf ausdrücklichen Wunsch nicht mehr an Schulen in sozialen Brennpunkten (en zone prioritaire) eingesetzt werden.

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Quelle: educpros.fr / Le Figaro Redaktion: von Kathleen Schlütter, Deutsch-Französische Hochschule Länder / Organisationen: Frankreich Themen: Strategie und Rahmenbedingungen Förderung Bildung und Hochschulen

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