Die Ministerin betonte in ihrer Rede die Vorreiterrolle der Universität Bordeaux als eine der ersten Einrichtungen, die im Rahmen der französischen Exzellenzinitiative Idex 2010 ausgewählt wurde und nutzte die Gelegenheit, um zu betonen, dass allem voran Forschungs-, Lehr- oder Innovationsprojekte gefördert würden und keine reine Strukturen. Die Steuerung sei wichtig, jedoch nur um zu garantieren, dass das Projekt effizient von seinen Initiatoren umgesetzt werden könne.
Wie sie weiter ausführte, hätten die zahlreichen Projektausschreibungen der letzten Jahre wie für Exzellenz-Labore (Labex), Klinisch-universitäre Strukturen (CHU) oder die Gesellschaften zur Beschleunigung des Technologietransfers SATT zum Wandel der Hochschul- und Forschungslandschaft beigetragen, aber die Hochschulen auch ständig gefordert. Vidal sagte, sie werde darauf achten, die Zahl der Ausschreibungen und neuen Strukturen zu reduzieren.
Die verschiedenen Reformen hätten jedoch zur internationalen Sichtbarkeit der französischen Hochschulen beigetragen, die Kooperation zwischen Hochschulen und Forschungseinrichtungen voran gebracht und die „Gräben“ zwischen Akademikern und der Wirtschaft überwunden. Die Universität Bordeaux sei hierfür ein exzellentes Beispiel. Die Ministerin zitierte unter anderem das letztes Jahr eröffnete Institut für Instandhaltung von Luftfahrtechnik (Institut de maintenance aéronautique, IMA), an dem 350 Studierende zusammen mit der Industrie ausgebildet werden. Das Innovationsprojekt „The Hub“, das die Universität zusammen mit dem Nationalen Zentrum für wissenschaftliche Forschung CNRS gestartet hat, würde sogar noch darüber hinausgehen und alle intellektuellen und personellen Ressourcen der Universität sichtbar und für Innovationen nutzbar machen.
Vidal betonte, dass die Innovation integraler Bestandteil der Hochschulaufgaben sei und ein Ergebnis der Entwicklung des Wissens, der Wissenschaften, der Technologien und ihrer Verbreitung. Sie glaube nicht an Top-Down-Strategien sondern an Intelligenz, die Verantwortlichkeit der Akteure, Experimente und Autonomie. Sie sehe ihre Aufgabe daher darin, die Akteure bei ihrer Arbeit und ihren Vorhaben zu unterstützen.
Es sei also an allen gemeinsam zu überlegen, wie das Umfeld für Studierende verbessert werden könne, zum Beispiel durch verlängerte Bibliotheksöffnungszeiten, die dem Staatspräsidenten sehr am Herzen lägen. Wie von Emmanuel Macron versprochen, soll zudem ein Programm für kurze, berufsbildende Studiengänge an den Universitäten aufgelegt werden. Auch sollen die Bedingungen für Studierende, die ein Unternehmen gründen wollen, verbessert werden. Das Ziel des Staatspräsidenten, den Studierendenerfolg zu verbessern (contrat réussite étudiant), bedeute auch, dass Schüler und Studierende über Ausbildungsmöglichkeiten ausreichend informiert und kontinuierlich begleitet würden. Das Ministerium erarbeitet dazu konkrete Vorschläge.
Abschließend bezog die Ministerin zu den in Frankreich verbreiteten Los-Ziehungen für Studienplätze Stellung. Wer Abitur hat, darf sich prinzipiell frei für einen Studiengang seiner Wahl an einer Universität einschreiben. Wenn die Platz-Kapazitäten einer Hochschule erschöpft sind, bleibt das Losverfahren die einzige legale Auswahlmöglichkeit. Vorkenntnisse und Profil der Bewerber spielen hierbei dann keine Rolle. Frédérique Vidal will diese „weder gerechte noch effiziente“ Praktik bis zum Wintersemester 2018/19 abschaffen, für das kommende Semester soll sie zumindest reduziert werden.