Unter der Regierung von Premierminister Edouard Philippe bekommen Hochschulwesen und Forschung wieder ihr eigenes Ministerium nachdem sie im Zuge einer Regierungsumbildung im April 2014 in ein großes Bildungsministerium eingegliedert wurden. Zu den Neuerungen zählt die Aufnahme des Themas „Innovation“ als vollwertigen Teil der ministeriellen Aufgaben sowie die Ernennung einer Universitätspräsidentin auf diesen Posten. Die Genetikerin Frédérique Vidal ist nach Geneviève Fioraso, Valérie Pécresse, François Fillon und Alice Saunier-Seïté die sechste Ministerin für Hochschulwesen und Forschung.
Frédérique Vidal (53 Jahre) hat ihre akademische Karriere mehrheitlich an der Universität Nizza-Sophia-Antipolis (UNS) absolviert. Sie studierte Biochemie an der UNS sowie am Institut Pasteur und hat einen Doktortitel in Lebenswissenschaften der UNS. Nachdem sie 2005 bis 2008 das Institut für Lebenswissenschaften der Universität leitete und 2007 bis 2009 stellvertretende sowie anschließend Leiterin der Fakultät für Naturwissenschaften war, wurde sie 2012 zur Präsidentin der Hochschule gewählt. Nach ihrer Wiederwahl im April 2016 ernannte sie Staatspräsident Emmanuel Macron nun zur Ministerin. Die Wissenschaftlerin ist darüber hinaus unter anderem in der Evaluierungsagentur Aeres als Expertin aktiv und engagiert sich in der Euro-Mediterranen Universität. Sie hatte zuvor noch kein politisches Mandat inne und zählt zu den zivilgesellschaftlichen Mitgliedern der Regierung Philippe.
Der neue Bildungsminister Jean-Michel Blanquer (52 Jahre) ist ebenfalls ein erfahrener Hochschullehrer und leitete seit 1. Juli 2013 die Business School ESSEC. Er hat zudem bereits an zentraler Stelle im Bildungsministerium gearbeitet. Der Jurist hat Öffentliches Recht, Philosophie und Politikwissenschaften studiert (unter anderem an der Universität Harvard) und einen Doktortitel in Rechtswissenschaften der Universität Paris 2. Der Spezialist für Lateinamerika war weiterhin Professor für Öffentliches Recht an der Hochschule Sciences Po Lille sowie der Universität Lille 2 (1996-1998) und als Leiter des Instituts für Lateinamerika-Studien (1998-2004) tätig. Er war Recteur (oberster Staatsvertreter im Bereich Bildung innerhalb einer Region) in Französisch-Guayana (2004-2006) sowie Créteil (2007-2009) und dazwischen für einige Monate stellvertretender Direktor im Kabinett des Bildungsministers Gilles de Robien. Danach war er Generaldirektor für Schulunterricht im Bildungsministerium (2009-2012).
Da es in Frankreich Hochschulen gibt, die anderen Ministerien unterstellt sind (wie etwa die Elitehochschule École Polytechnique), werden folgende Minister ebenfalls mit Fragen der Hochschulpolitik befasst sein: Jacques Mézard (Agrarminister),Bruno Le Maire (Wirtschaftsminister), Agnès Buzyn (Ministerin für Solidarität und Gesundheit), Sylvie Goulard (Verteidigungsministerin) und Françoise Nyssen (Kulturministerin). Die Themen Forschung und Innovation dürften zudem ebenfalls Jacques Mézard, Bruno Le Maire und Agnès Buzyn betreffen, aber auch Nicolas Hulot (Umweltminister), Elisabeth Borne (Ministerin für nachhaltigen Transport) und Mounir Mahjoubi (Digitalbeauftragter).
