StartseiteLänderEuropaFrankreichZugang zum Medizinstudium in Frankreich reformiert

Zugang zum Medizinstudium in Frankreich reformiert

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Wer in Frankreich Medizin, Zahnmedizin, Pharmazie oder Hebammenkunde studieren möchte, hat ab kommendem Wintersemester verschiedene Zugangsmöglichkeiten. Das bisherige, hochselektive Vorbereitungsjahr PACES wird abgeschafft.

Das französische Ministerium für Hochschulbildung, Forschung und Innovation MESRI (Ministère de l’enseignement supérieur, de la recherche et de l’innovation) teilte am 5. November 2019 mit, das zum Wintersemester 2020/21 ein neues Zugangsverfahren für medizinische Studiengänge in Frankreich eingeführt wird. So wird die Zulassung zu den Studiengängen für Medizin, Zahnmedizin, Pharmazie und Hebammen in Zukunft nach ein bis drei Jahren Hochschulstudium mit Gesundheitswissenschaften als Haupt- oder Wahlfach erfolgen.

Bisher studieren alle angehenden Ärzte, Apotheker und Hebammen ein Jahr lang gemeinsam. Für dieses Vorbereitungsjahr, PACES genannt, kann sich jeder einschreiben, aber im Durchschnitt schafft nur ein Drittel der Studierenden, oft erst nach zwei Versuchen, die Zulassung zum zweiten Jahr. Wer sich neu orientiert, kann sich die Lehrinhalte des PACES nicht anrechnen lassen sondern muss komplett von vorn beginnen. Staatspräsident Emmanuel Macron hatte bereits im Wahlkampf 2017 angekündigt, dieses Verfahren als Teil einer breiteren Gesundheitsreform ändern zu wollen.  

Das PACES wird nun in seiner bisherigen Form abgeschafft. Für den Zugang zum Medizin-, Pharmazie- oder Hebammenstudium gibt es in Zukunft folgende Optionen, in jedem Fall erfolgt er auf Basis der Noten sowie zusätzlichen schriftlichen und mündlichen Prüfungen:

  • Einschreibung in einen Bachelor (Licence) mit Schwerpunkt Gesundheitswissenschaften und Wahlfach in einer anderen Disziplin (PASS). Die Lehrinhalte ähneln dem PACES aber ergänzt um ein weiteres Fach sowie eine Fremdsprache. Bei erfolgreichem Abschluss des ersten Jahres ist eine Bewerbung für einen der medizinischen Studiengänge möglich, falls diese scheitert: Option auf Weiterstudium des Bachelors und eine weitere, letzte Bewerbung. Wer bereits am ersten Jahr scheitert, muss den Studiengang wechseln. Hierbei ist auch die Einschreibung in einen L.AS (siehe unten) möglich.
  • Einschreibung in einen „klassischen“ Bachelor beispielsweise in Literaturwissenschaften oder Physik mit Wahlfach Gesundheitswissenschaften (L.AS) und der Möglichkeit sich im Laufe des dreijährigen Studiums bis zu zweimal für den Zugang zu einem der medizinischen Studiengänge zu bewerben.

Mit der Reform will das MESRI erreichen dass die Studierenden ohne Unterbrechung weiterstudieren können auch wenn es mit dem Wunsch nach einem medizinischen Beruf nicht klappt. Darüber hinaus soll durch die neuen Zugangsmöglichkeiten insgesamt mehr Studierenden mit unterschiedlichem Hintergrund ein medizinisches Studium ermöglicht werden.

Alle Universitäten werden das neue Verfahren anwenden. Die verschiedenen Möglichkeiten sollen bereits ab 20. Dezember 2019 auf der nationalen Plattform für Studienplatzvergabe Parcoursup einsehbar sein.

Weiterhin teilte das MESRI mit, dass der nationale Numerus Clausus wegfällt. Stattdessen werden die Universitäten je nach regionalem Bedarf und in Abstimmung mit den zuständigen Behörden einen eigenen Numerus Clausus für die jeweiligen Fächer festlegen. Der zukünftige Bedarf an medizinischen Berufen soll zudem – auch das eine Neuerung – durch eine nationale Erhebung ermittelt werden.

Für die Umsetzung der Reform stellt das Ministerium ab kommendem Jahr zusätzlich 16 Millionen Euro zur Verfügung.

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Quelle: MESRI / Le Figaro Redaktion: von Kathleen Schlütter, Deutsch-Französische Hochschule Länder / Organisationen: Frankreich Themen: Bildung und Hochschulen Lebenswissenschaften

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