Überblick zur internationalen Kooperation: Ukraine
Die Zuständigkeit für die Internationalisierung des Studiums liegt bei dem Ministerium für Bildung und Wissenschaft (MBW).
Die Zahlen zu den internationalen Studierenden spiegeln die Lage vor dem Beginn des russischen Angriffskriegs wider (siehe Bildungsindikatoren für 2021). Der Anteil der internationalen Studierenden in der Ukraine nahm nach 2007, als die Marke von 1 Prozent überschritten wurde, deutlich zu. 2021 lag der Anteil mit 4,9 Prozent noch leicht unter dem OECD-Durchschnitt von 6 Prozent. Auch in die Gegenrichtung gab es eine Zunahme: Zwischen 2012 und 2020 wuchs der Anteil der ukrainischen Studierenden, die einen Abschluss im Ausland anstrebten, von 1,6 auf 6 Prozent. Damit lag die Ukraine bereits 2021 deutlich über dem OECD-Durchschnitt von 2 Prozent (siehe Bildungsindikatoren). Das beliebeste Zielland war 2021 Polen, gefolgt von der Russischen Föderation und Deutschland (Quelle: UNESCO Institute of Statistics Global Flow of Tertiary-Level Students, erfasst werden nur diejenigen Studierenden, die einen Abschluss im Ausland anstreben. Zu China als Zielland fehlen Daten).
Der Anteil der internationalen Ko-Publikationen an allen wissenschaftlichen Publikationen hatte sich in der Ukraine zwischen 1996 (21,7 Prozent) und 2007 (42,1 Prozent) verdoppelt. Zwischen 2007 und 2021 ging der Anteil jedoch wieder auf 30,3 Prozent zurück, zuletzt gab es abermals eine Steigerung auf 34,7 Prozent. Zum Vergleich: In Deutschland hat die internationale Ko-Publikationsrate im selben Zeitraum ähnlich wie in vielen anderen westlichen Industrieländern von etwa 30 auf mehr als 50 Prozent zugenommen (Quelle: SCImago. SJR — SCImago Journal & Country Rank. Retrieved April 25, 2024, from www.scimagojr.com).
Die Analyse zu den wichtigsten Ko-Publikationsländern spiegelt ebenfalls die Lage vor dem Beginn des russischen Angriffskriegs wider. Unter den fünf wichtigsten Ko-Publikationsländern der letzten vier Jahre nahm Polen den Spitzenplatz ein. Russland auf Rang 2 und Deutschland auf Rang 3 verzeichnen Rückgänge bei der Anzahl der Ko-Publikationen. Es folgen die USA und Großbritannien auf den Rängen 4 und 5. Unter den Top Zwanzig weist China auf Rang 6 die höchste Zuwachsrate auf (Quelle: SciVal® database, Elsevier B.V., www.scival.com, 2019-22, downloaded on January 2, 2023).
Für den Abschluss von Abkommen zur wissenschaftlich-technologischen Kooperation (WTZ) auf Länderebene ist in der Regel das Außenministerium zuständig (Übersicht WTZ-Abkommen Ukraine). Ein Schwerpunkt liegt mit 25 Abkommen auf den EU-Mitgliedstaaten und den zu dem Rahmenprogramm assoziierten Ländern (Europ. Kommission (2016a), S. 57). Bilaterale Förderbekanntmachungen können sowohl durch das Ministerium für Bildung und Wissenschaft (MBW) als auch durch die Nationale Forschungsstiftung der Ukraine (NFSU) durchgeführt werden.
Die Nationale Akademie der Wissenschaften (NAdWU) hat mehr als 110 bilaterale Kooperationsabkommen mit Einrichtungen in mehr als 50 Ländern geschlossen, unter denen gemeinsame Forschungsprojekte durchgeführt werden. Beliebte Kooperationspartner sind die Akademien in den mitteleuropäischen Ländern Polen, Ungarn, der Tschechischen Republik und sowie das französische Centre Nationale de la Recherche Scientifique (CNRS) (siehe Europ. Kommission (2016a), S. 58).
Das Wissenschafts- und Technologiezentrum in der Ukraine (UWTZ, bekannt als Science and Technology Centre in Ukraine, STCU) wurde 1993 gegründet, und nahm Ende 1995 seine Arbeit auf. Aserbaidschan, Georgien, Moldawien und Usbekistan traten ebenfalls bei. Ziel ist es, zivil ausgerichtete Forschungsprojekte zu finanzieren und so für Forschende, die über militärisch einsetzbares Wissen verfügen, Beschäftigung und neue Perspektiven zu schaffen. Mit Hilfe von Finanzmitteln der USA, Kanadas und der EU, die Schweden 1998 als Geldgeber ablöste, hat das STCU über einen Zeitraum von zwanzig Jahren (1996 - April 2016) 230 Mio. USD für die Ukraine bereitgestellt. Weitere Drittmittel in beträchtlicher Höhe konnten durch andere Programme mobilisiert werden (siehe STCU Annual Report (2016), S. 13).
Kriegsbedingte Unterstützung und Wiederaufbau
Besondere Anstrengungen werden von Seiten Polens unternommen, die ukrainische Wissenschaft nach dem Beginn des russischen Angriffskriegs im Februar 2022 zu unterstützen. Im Juni 2022 verabschiedete die Polnische Akademie der Wissenschaften PAN in Warschau zusammen mit Wissenschaftsakademien aus Partnerländern (Ukraine, Deutschland, Dänemark, den USA und dem Vereinigten Königreich) einen 10-Punkte-Plan für den Wiederaufbau des ukrainischen Forschungs- und Innovationssystems. An erster Stelle steht das Prinzip, die Verbindung zwischen ukrainischen Forschenden und Institutionen in der Ukraine soweit wie möglich zu erhalten, um eine schnelle Rückkehr der Forschenden nach dem Krieg zu ermöglichen.
Ein Beispiel für eine konkrete Unterstützungsmaßnahme ist ein Programm, unter dem PAN-Institute als Gastinstitutionen leitende ukrainische Forschenden von 18 ausgewählten Projekten aufnehmen. Diese erhalten jeweils bis zu 200.000 USD über einen Zeitraum von 3 Jahren. Weiterhin beteiligt sich Polen mit den baltischen Staaten an dem Programm IMPRESS-U (International Multilateral Partnerships for Resilient Education and Science System in Ukraine). Ziel von IMPRESS-U ist es, ukrainische Forschende in internationale Forschungsnetzwerke zu integrieren. US-amerikanische Institutionen (National Academy of Science, National Science Foundation) leisten wesentliche Beiträge finanzieller und organisatorischer Art zu beiden Maßnahmen.
Europäische Union
In den Jahren vor dem russischen Angriffskrieg hat sich die Ukraine strukturell immer weiter der EU angenähert und zahlreiche Reformprozesse auf den Weg gebracht. Obwohl die Reformen durch den Krieg erschwert werden, bietet die Verleihung des EU-Kandidatenstatus und die Empfehlung zur Aufnahme von Beitrittsverhandlungen eine europäische Zukunftsperspektive für die Ukraine. Zusammen mit anderen internationalen Partnern wurden von der EU zahlreiche Soforthilfeprogramme umgesetzt (EU-Solidarity-Ukraine). Themenspezifische Unterstützungsmaßnahmen finden sich auf der Webseite der EU zur Kooperation mit der Ukraine in Forschung und Innovation.
Bereits am 9. Juni 2022 ist das Assoziierungsabkommen der Ukraine zu dem EU-Rahmenprogramm für Forschung und Innovation Horizont Europa (2021-27) und dem Forschungs- und Ausbildungsprogramm von EURATOM in Kraft getreten. Die Assoziierung galt rückwirkend ab dem 1. Januar 2021. Die Ukraine war bereits seit März 2015 mit dem Vorgängerprogramm Horizont 2020 (2014-20) assoziiert gewesen. Bis Juni 2024 warb die Ukraine unter Horizont Europa europäische Fördergelder in Höhe von 44,38 Millionen Euro ein. Unter den 161 Projekten, an denen sich das Land ingesamt beteiligte, verzeichneten mit 112 Projekten mehr als zwei Drittel auch eine deutsche Teilnahme (Quelle: eCORDA-Datenbank).
Grundlage der Kooperation ist das WTZ-Abkommen zwischen der Ukraine und der EU, das 2003 in Kraft trat. Die Ukraine hatte sich bereits an Projekten unter dem Siebten EU-Forschungsrahmenprogramm (FP7, 2007-13) beteiligt. Die EU unterstützte spezielle Netzwerke, so zum Beispiel BILAT-UKR (2008-2012) und das Nachfolgeprojekt BILAT-UKR*AINA (2012-15).
Eine weitere Verbindung der Ukraine mit der EU wird im Rahmen der bi-regionalen Östlichen Partnerschaft unter Beteiligung von Armenien, Aserbaidschan, Belarus, Georgien und Moldau gepflegt.
Weitere Informationen
Links/Institutionen
- Ukraine: Ministerium für Bildung und Wissenschaft
- Ukraine: USCIE – Staatliches Ukrainisches Zentrum für Internationale Bildung
- Ukraine: NASU - National Academy of Sciences of Ukraine
- Ukraine: NSFU - Nationale Stiftung für Forschungsförderung
- Europäische Kommission: Portal zu Horizont 2020
- Ukraine: UWTZ - Wissenschafts- und Technologiezentrum in der Ukraine