Die bayerisch-tschechische Grenzregion gehört zu den Regionen, in denen vor allem traditionelle Industrien beheimatet sind. Doch diese sind einem massiven Strukturwandel unterworfen. Die Einführung moderner Industriezweige wie der Biotechnologie ist daher wichtig für die Zukunftsfähigkeit dieser Region. Das unterstützt die EU mit dem Europäischen Fonds für regionale Entwicklung EFRE in interregionalen Programmen, genannt INTERREG. In Oberfranken und Südböhmen kann sie dabei an hervorragende Forschungseinrichtungen anknüpfen: Expertinnen und Experten für Polymer- und Materialwissenschaften forschen an der Universität Bayreuth, auf Biowissenschaften haben sich die Forschenden am Biologischen Zentrum der AVČR in České Budějovice spezialisiert.
Beide Gruppen werden jetzt gemeinsam eng an der Erforschung bioadhäsiver Proteine, die von Insektenlarven in Gewässern produziert werden, arbeiten.
Prof. Dr. Thomas Scheibel, Inhaber des Lehrstuhls für Biomaterialien der Universität Bayreuth, sagte:
"Nach Identifizierung geeigneter Proteinkandidaten durch die tschechische Arbeitsgruppe, werden diese in Bayreuth biotechnologisch, d.h. ohne Köcherfliegen, in skalierbaren Fermentationsverfahren mittels Bakterien produziert und weiterverarbeitet, was eine Grundlage für eine spätere industrielle Nutzung darstellt."
Prof. Zurovec von der wissenschaftlichen Abteilung in České Budějovice ergänzt:
"Wir wollen zeigen, dass es eine riesige Auswahl an natürlichen Klebstoffen mit einer Reihe von einzigartigen Eigenschaften gibt. Das Projekt wird auch die Popularisierung der Ergebnisse und eine Foto-Ausstellung an beiden Arbeitsplätzen enthalten."
Im Rahmen des Projekts werden zwei gemeinsame Teams gebildet: Das erste – geleitet vom Biologischen Zentrum der AVČR – ist verantwortlich für die Bereitstellung und Verarbeitung von Naturmaterial, unter anderem durch Probenentnahme in der Nähe von České Budějovice und Bayreuth (Fichtelgebirge). Das zweite Team – geleitet vom Lehrstuhl Biomaterialien in Bayreuth – wird sich auf die biotechnologische Produktion konzentrieren.
Die EU fördert das Projekt insgesamt mit 676.200 EUR.
Zum Nachlesen
- Universität Bayreuth (08.09.2021 - Pressemitteilung im Volltext): Lehrstuhl Biomaterialien der Uni Bayreuth und Biologisches Zentrum der Tschechischen Akademie der Wissenschaften arbeiten gemeinsam an Biokleber