Grundsätzlich verfolgt PIONEER das Ziel, Wissenslücken in der Prostatakrebsforschung zu identifizieren und zu schließen. Zu den bisher ermittelten offenen Fragen hoher Dringlichkeit gehören: Durch welche relevanten tumor- und patientenspezifischen Variablen wird die Prognose jener Prostatakrebspatienten beeinflusst, die für eine engmaschige klinische Überwachung in Betracht kommen? Wie ist der normale Krankheitsverlauf jener Patienten, die sich einer konservativen Behandlung – also beobachtendem Abwarten – unterziehen, und welchen Einfluss haben Begleiterkrankungen und die Lebenserwartung auf die langfristigen Ergebnisse?
Durch Datenauswertung verschiedener Patientengruppen unterschiedlicher Krankheitsstadien und aus verschiedenen europäischen Ländern soll PIONEER evidenzbasierte Antworten auf diese Fragen vorlegen, um eine bessere gemeinsame Entscheidungsfindung von Ärzteschaft sowie zu behandelnden Personen zu ermöglichen. Das endgültige Ziel ist es, nicht nur die Behandlung von Prostatakrebs zu verbessern, sondern ebenfalls die Effizienz des Gesundheitswesens und die Qualität von sozialer als auch gesundheitlicher Versorgung zu steigern.
Derzeit besteht die PIONEER-Plattform, sowohl zentral als auch föderiert, aus einem Verbund von 29 Datensätzen von Konsortiumsmitgliedern, der Industrie und angegliederten Datenquellen. Davon wurden elf Datensätze auf das europäische Common Data Model (CDM) der Observational Medical Outcomes Partnership (OMOP) abgestimmt, für weitere acht Datensätze ist die Abstimmung bereits angelaufen oder steht kurz bevor. Nach ihrer Fertigstellung wird die Big-Data-Plattform von PIONEER Daten von insgesamt 1,8 Millionen Prostatakrebspatienten umfassen.
Das CASUS wird eine neue zentralisierte Daten- und Analyseplattform für PIONEER bereitstellen. Sie soll der akademischen und der industriellen Forschung den Zugriff auf Daten sowie Maschinenlern-Analysen ermöglichen. Die CASUS-Einbindung wurde von PIONEER-Mitglied Prof. Manfred Wirth initiiert, Senior-Professor an der Technischen Universität Dresden und früherer Direktor der Klinik und Poliklinik für Urologie am Universitätsklinikum Carl Gustav Carus in Dresden (Deutschland). Um das föderierte Datenzugriffsmodell beispielsweise auch bei der Analyse von Lungen- und Brustkrebsdaten zu etablieren, will sich das CASUS in naher Zukunft mit weiteren Forschungskonsortien zusammentun.
Zum Nachlesen
- HZDR (27.07.21): Wegbereiter für maschinelles Lernen mit medizinischen Daten