Das Philipp Schwartz und Inspireurope Stakeholder Forum stellt eine bedeutende Plattform für den europaweiten Austausch zur Unterstützung gefährdeter Forschender dar. 2023 fand die Veranstaltung an der Freien Universität Berlin sowie im "Cafe International" (Cafe Moskau) statt.
In seinem Grußwort dankte der Generalsekretär der Humboldt-Stiftung, Enno Aufderheide, bedrohten Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern weltweit für ihren Mut und die Kraft, gegen Unrecht aufzustehen:
„Mein tiefster Respekt gilt den Forschenden und Studierenden, die sich der Verfolgung und dem bewaffneten Konflikt nicht beugen. Wir können viel von Ihnen lernen.”
Der internationale Austausch – dies betonte auch Vito Cecere, Beauftragter für Außenwissenschafts-, Bildungs- und Forschungspolitik beim Auswärtigen Amt, sei ein wichtiges Instrument, um die Freiheit von Forschenden zu gewährleisten:
„Gefährdete Mitglieder der Zivilgesellschaft zu schützen und sichere Räume für freies intellektuelles Streben, künstlerischen Ausdruck und kritisches Denken anzubieten, ist Teil der deutschen und europäischen Wissenschaftsdiplomatie.“
Das Forum nahm verschiedene Themen- und Konfliktfelder der Wissenschaftsfreiheit in den Blick: Vor dem Hintergrund der aktuellen Protestbewegungen hielt die iranische Archäologin Maryam Dezhamkhooy eine Keynote zu den historischen Wurzeln weiblichen Widerstands und der systematischen Unterdrückung von Frauen in ihrem Land. Expertinnen und Experten aus Forschung, Forschungsförderung und Politik diskutierten, wie die Wissenschaft zum Wiederaufbau der Ukraine beitragen kann. Man war sich einig: Es braucht einen koordinierten Aufbau der Ressourcen und Kapazitäten im Land, flexible Unterstützungsmodelle (inklusive Visaregulierungen) und eine Ausweitung von Kooperationsmöglichkeiten für ukrainische Forschende – nicht zuletzt um einen „Brain Drain“ zu vermeiden und den Rückfluss von Expertise zu gewährleisten.
Was es bedeutet, mit einer unsicheren Zukunft zu planen, berichteten Geförderte des französischen Programms PAUSE und der Philipp Schwartz Initiative aus Venezuela und der Türkei sowie Vertreterinnen und Vertreter von nationalen und europäischen Organisationen. Eine besondere Herausforderung sei es, Menschenrechtsverletzungen im eigenen Land entgegenzuwirken, ohne dabei das eigene und das Leben von Kolleginnen und Kollegen zu gefährden, so zwei Forschende aus Afghanistan. Die beiden appellierten eindrücklich dafür, die dramatische rechtliche Situation von Frauen und Mädchen in Afghanistan nicht aus dem Blick zu verlieren.
So sagte Suhailah Akbari, derzeit an der Humboldt Universität zu Berlin:
Human rights and freedom of science cannot be selective. They should be there for everyone. Afghanistan should not be forgotten.
Der zweite Tag der Veranstaltung bot Informations-, Trainings- und Vernetzungsangebote für Philipp Schwartz und MSCA4Ukraine Fellows sowie andere exilierte Forschende, für wissenschaftliche Mentorinnen und Mentoren und weitere Vertreterinnen und Vertreter von deutschen und europäischen Gastgeber-Institutionen.
Die Konferenz wurde von der Alexander von Humboldt-Stiftung mit ihrer Philipp Schwartz Initiative gemeinsam mit Inspireurope+ ausgerichtet. In der von der EU geförderten Initiative Inspireurope+ (Initiative to Support, Promote and Integrate Researchers at Risk in Europe) arbeiten elf europäische Institutionen – darunter auch die Humboldt-Stiftung – zusammen, um ihren Einsatz zum Schutz und zur Unterstützung gefährdeter Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler in Europa abzustimmen und auszubauen.