StartseiteLänderMultilateralesOECDOECD: Deutschland ist für ausländische Fachkräfte nur mäßig attraktiv

OECD: Deutschland ist für ausländische Fachkräfte nur mäßig attraktiv

Berichterstattung weltweit

Deutschland ist für ausländische Studierende und Unternehmerinnen und Unternehmer ein vergleichsweise attraktives Ziel. Für hochqualifizierte Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer bieten andere OECD-Länder deutlich bessere Bedingungen. Dies geht aus einer OECD-Studie hervor, die im Jahr 2019 veröffentlicht wurde. Erstellt wurde die Studie mit Unterstützung der Bertelsmann Stiftung.

Die „OECD Indicators of Talent Attractiveness“ analysieren anhand eines Sets von Indikatoren die Rahmenbedingungen für hochqualifizierte Migrantinnen und Migranten. Untersucht werden insgesamt sieben Dimensionen: Qualität der beruflichen Chancen, Einkommen und Steuern, Zukunftsaussichten, Möglichkeiten für Familienmitglieder, Kompetenzumfeld, Diversität und Lebensqualität. Auch die Einreise- und Aufenthaltsbedingungen für Hochqualifizierte werden berücksichtigt.

Insgesamt ist Deutschland für Studierende sowie für Unternehmerinnen und Unternehmer ein besonders attraktives Ziel und gehört hier zu den drei beziehungsweise sechs besten OECD-Ländern. Für Studierende sind im OECD-weiten Vergleich nur die Schweiz und Norwegen attraktivere Zielländer als die Bundesrepublik. Für Unternehmerinnen und Unternehmer haben die klassischen Einwanderungsländer Kanada und Neuseeland eine noch größere Anziehungskraft, in Europa liegen auch die Schweiz, Schweden und Norwegen vor Deutschland.

Nur im Mittelfeld internationaler Attraktivität bewegt sich Deutschland mit einem zwölften Platz für ausgebildete Fachkräfte, die mindestens einen Masterabschluss haben. Australien, Schweden, die Schweiz, Neuseeland, Kanada und Irland sind hingegen besonders interessant. Für alle drei Zielgruppen sind Griechenland, Mexiko und die Türkei die am wenigsten attraktiven Zielländer. Ein Grund für das verhältnismäßig schlechte Abschneiden Deutschlands bei Hochqualifizierten ist, dass ausländische Abschlüsse auf dem deutschen Arbeitsmarkt häufig stark abgewertet werden. In Bezug auf die Geschwindigkeit bei der Erteilung von Visa oder Aufenthaltserlaubnissen für Hochqualifizierte ist Deutschland im internationalen Vergleich auf einem vorderen Platz.

Die USA würden bei Fachkräften und Unternehmerinnen und Unternehmern normalerweise ebenfalls zu den Top-5 gehören, wurden aber u.a. wegen ihrer vergleichsweise restriktiven Politik bei der Visa-Vergabe heruntergestuft.

Thomas Liebig, Leitender Ökonom der Migrationsabteilung der OECD, rät mit Blick auf Deutschland zu Reformen:

„Das Erfordernis der Anerkennung der Berufsabschlüsse ist der Schwachpunkt des neuen Fachkräfteeinwanderungsgesetzes. Die Bundesrepublik sollte die Anerkennungsverfahren für Berufe entschlacken und Alternativen erwägen.“

Er denkt dabei etwa an Turboverfahren, wie sie seit 2016 in Norwegen angewendet werden. Dort wird innerhalb weniger Tage evaluiert, ob Zugewanderte die für eine bestimmte Stelle erforderlichen Kompetenzen haben, ohne dass es zu einer allgemeingültigen formalen Anerkennung der Berufsqualifikation kommt.

Die „OECD Indicators of Talent Attractiveness“ analysieren anhand eines Sets von Indikatoren die Rahmenbedingungen für drei Gruppen hochqualifizierter Migrantinnen und Migranten: Akademiker mit mindestens einem Masterabschluss, Studierende sowie Unternehmerinnen und Unternehmer. Untersucht werden insgesamt sieben Dimensionen: Qualität der beruflichen Chancen, Einkommen und Steuern, Zukunftsaussichten, Möglichkeiten für Familienmitglieder, Kompetenzumfeld, Diversität und Lebensqualität. Auch die Einreise- und Aufenthaltsbedingungen für Hochqualifizierte werden berücksichtigt.  Potentielle Migrantinnen und Migranten können in einem auf den Studiendaten basierenden Online-Tool die Faktoren, die für sie relevant sind, individuell gewichten und so ermitteln, welche Zielländer für sie am ehesten infrage kommen.

Die Bertelsmann Stiftung hat begleitend zur Studie im Dezember 2019 einen "Policy Brief Migration" veröffentlicht.

Zum Nachlesen

Quelle: OECD Berlin Centre / Bertelsmann Stiftung Redaktion: von Andreas Ratajczak, VDI Technologiezentrum GmbH Länder / Organisationen: Deutschland Global OECD Themen: Fachkräfte Strategie und Rahmenbedingungen

Weitere Informationen

Projektträger