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Deutsch-französisches Expertentreffen zur Digitalisierung

Internationalisierung Deutschlands, Bi-/Multilaterales

Die Deutsch-Französische Hochschule (DFH) hat am 25. Oktober 2019 in Paris ein deutsch-französisches Expertentreffen zum Thema Digitalisierung organisiert. Rund 40 Digitalisierungsexperten beider Länder tauschten sich am Institut Mines Télécom in drei Arbeitsgruppen über Standards in der Industrie 4.0, künstliche Intelligenz und Ethik sowie Digitalisierung im Hochschulwesen aus und erörterten Kooperationsperspektiven.

In seinem Grußwort erklärte DFH-Präsident Prof. Dr. Dr. h. c. David Capitant:

Die DFH ist überzeugt, dass eine Vertiefung der deutsch-französischen Zusammenarbeit auf dem Gebiet der neuen Technologien einen wichtigen Motor für eine europäische Gesamt-Bewegung bilden kann, und sieht sich darin auch durch den Aachener Vertrag bestärkt. Daher fördern wir seit einigen Jahren wissenschaftliche Kooperationen im Bereich Digitalisierung zwischen beiden Nachbarländern.“

Die drei Arbeitsgruppen erarbeiteten folgende Ergebnisse:

Industrie 4.0: Standardisierung und Referenzarchitekturmodelle: Identifizierung relevanter Standards, Harmonisierung einer Verwaltungsschale

Die Experten kamen darin überein, dass für eine gut funktionierende digitale Industrie gemeinsame Standards essenziell sind. Wesentliche Charakteristika digitaler Fertigungs-Standards seien Kompatibilität, Offenheit, Skalierbarkeit, Plug-and-Play-Mechanismen sowie Sicherheit. Konkrete Beispiele zu diesem Rahmen lieferten Dr. Maxime Lefrançois (École des Mines de Saint-Étienne) mit seinem Vortrag über Referenz-Wissensmodelle für intelligente Anwendungen sowie Prof. Dr. Michael Beigl (Karlsruher Institut für Technologie), der Beispiele für die Beschleunigung von Datenanalysen in der Industrie präsentierte. Antoine Garnier von der International Data Spaces Association betonte die Wichtigkeit eines offenen, herstellerunabhängigen Datenökosystems, welches auf Peer-to-Peer-Kommunikation basiert.

Um die Industrie der Zukunft auf europäischem Niveau anzutreiben, so die Experten, müssten Interessensvertreter aus Industrie und Forschung weiterhin zusammengebracht werden, um bestehende Standardisierungsprozesse zu besprechen und zu koordinieren.

Ethik und künstliche Intelligenz (KI)

In ihrem Impulsreferat betonte Prof. Dr. Katharina Morik (TU Dortmund) die Notwendigkeit der Fairness und Verständlichkeit von KI-Systemen (insbesondere von Machine-Learning-Prozessen) bei gleichzeitigem Respekt der Privatsphäre. Insbesondere sei es notwendig, durch Bias verzerrte Datenanalysen anhand theoretischer Erkenntnisse aus verschiedenen Fachbereichen langfristig zu verbessern. Dies könne nur durch einen Ausbau der interdisziplinären Forschung auf diesem Gebiet geschehen. Prof. Dr. Philipp Slusallek (Deutsches Forschungszentrum für Künstliche Intelligenz) betonte seinerseits in erster Linie die Wichtigkeit des Ausbaus von synthetischen Informationen, auf deren Basis Maschinen Entscheidungen in der Realität ausführen könnten. So müssten KI-Systeme auf technisch und sozial robuste Modelle zurückgreifen. Da die Welt im Wandel begriffen sei, müsse dies über kontinuierliche Prozesse geschehen, wobei gleichzeitig die menschliche Freiheit und Autonomie gewahrt bleiben solle. Dr. Julien Carme (Worldline) wies dann darauf hin, dass KI-Anwendungen das Kommunikationsverhältnis zwischen dem Kunden und der Wirtschaft verbessern können, gleichzeitig aber auch über die Verwendung personenbezogener Daten Auskunft geben müssten. Auch müsse für die Kunden nachvollziehbar sein, wie z. B. eine Kaufempfehlung oder Preiserhöhung (beispielsweise im Bereich der Versicherungsprämien) zustande gekommen sei.

Alle Teilnehmer waren sich einig, dass die EU mit ihren Grundwerten eine auf den Menschen zentrierte KI schaffen und kontrollieren sollte, ohne dass staatliche oder wirtschaftliche Kontrolle überhandnehmen. Nur so sei das Vertrauen der Bürger zu gewinnen. In diesem Rahmen wurden Maßnahmen wie gemeinsame Bildungsprogramme, partizipative Modelle für Bürger oder die Erstellung von Zertifikaten für vertrauenswürdige KI-Systeme diskutiert.

Digitalisierung im Hochschulwesen

Deutschland und Frankreich streben beide ein steigendes Angebot sowie eine stärkere Inanspruchnahme von Open Educational Resources (OER) an. Während Mehdi Gharsallah vom französischen Bildungsministerium u. a. auf den Plan national pour la science ouverte sowie auf die nationale MOOC-Plattform FUN einging, betonte Peter Hassenbach (BMBF) die Rolle des Hochschulforums Digitalisierung und verwies u. a. auf eine aktuelle Ausschreibung des BMBF in Zusammenarbeit mit dem DAAD zum Thema blended mobility. Naturgemäß steht auf französischer Seite eine zentrale Koordinierung im Mittelpunkt, während auf deutscher Seite eher die Förderung regionaler Initiativen betrieben wird. Eine deutsch-französische sowie europäische Kooperation in diesem Feld ist aber unabdingbar. Prof. Dr. Nadine Rentel präsentierte konkrete didaktische Konzepte, die während der von ihr geleiteten Veranstaltung „Chancen und Herausforderungen der Digitalisierung in der Hochschullehre" vorgestellt wurden und den anderen Experten als Anregungen für eigene innovative Lehr- und Lernkonzepte dienen könnten.

Die Experten beschlossen, die internationale Verwaltung und Weitergabe von Studierendendaten (z. B. anhand des Programms „ERASMUS+ Virtual Exchange“, selbstverständlich immer unter Beachtung der DSGVO) weiter auszubauen. Darüber hinaus müssten Leistungen, die an anderen Universitäten erbracht wurden, auf Basis der bestehenden Akkreditierungsstandards anerkannt werden. Blockchain-Lösungen könnten hierbei leider nur die Authentizität der Leistungsnachweise bekräftigen.

Die drei Arbeitsgruppen werden auf Grundlage ihrer Diskussionsergebnisse weiterhin miteinander in Kontakt bleiben und die erwähnten strategischen Ziele weiterverfolgen. Konzepte für solche Treffen sollen in naher Zukunft ausgearbeitet werden.

Quelle: Deutsch-Französische Hochschule DFH via IDW Nachrichten Redaktion: von Mirjam Buse, VDI Technologiezentrum GmbH Länder / Organisationen: Frankreich Themen: Bildung und Hochschulen Engineering und Produktion Information u. Kommunikation Strategie und Rahmenbedingungen

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