Der Präsident der Hochschulrektorenkonferenz, Prof. Dr. Peter-André Alt, sagte:
„Der Austritt des Vereinigten Königreichs aus der Europäischen Union markiert eine Zäsur in der Geschichte der europäischen Einigung. Gemeinsam mit unseren britischen Partnern wollen wir alles daransetzen, dass die Wissenschaftsbeziehungen von diesem tiefen und schmerzhaften Einschnitt möglichst unbeeinträchtigt bleiben. Auch für die deutschen Hochschulen ist es jetzt von entscheidender Bedeutung, dass die Rahmenbedingungen der künftigen Zusammenarbeit zwischen europäischen und britischen Partnern in der nun beginnenden Übergangsphase zügig geklärt werden. Wir müssen erreichen, dass das Vereinigte Königreich zum Forschungsprogramm Horizon Europe wie auch zum Austauschprogramm Erasmus+ voll assoziiert wird. Nur dieser Weg bietet uns die Chance, die engen und bewährten Beziehungen zu britischen Universitäten und Wissenschaftseinrichtungen zum Vorteil beider Länder auch nach dem 1. Januar 2021 fortzuführen.“
Britische Universitäten zählen traditionell zu den wichtigsten internationalen Partnern deutscher Hochschulen. Bereits seit dem Referendum im Juni 2016 herrscht jedoch Unklarheit über die genauen Rahmenbedingungen der europäisch-britischen Zusammenarbeit nach dem EU-Austritt des Vereinigten Königreichs. Die HRK ist Mitunterzeichnerin einer gemeinsamen Erklärung, in der sich 36 europäische und britische Wissenschaftsorganisationen an die Europäische Kommission wie auch an ihre nationalen Regierungen wenden:
„Wir, die wichtigsten Dachorganisationen von Hochschulen und Wissenschaft im Vereinigten Königreich und in Europa, sind gemeinsam der Überzeugung, dass wir auch nach dem Austritt des Vereinigten Königsreichs aus der Europäischen Union weiter zusammenarbeiten wollen. Wir fordern unsere nationalen Regierungen und die Europäische Kommission auf, sich im Sinne der gemeinsamen Politischen Erklärung rasch auf die Grundlage für eine weitere Zusammenarbeit zu verständigen. Basis hierfür kann nur die volle Assoziierung des Vereinigten Königreichs an Horizon Europe und Erasmus+ sein. Eine zügige Vereinbarung in diesem Bereich wäre von deutlichem gegenseitigen Nutzen für uns alle und sollte noch vor Ende des Jahres 2020 erreicht werden, um so die Entwicklung innovativer und enger Zusammenarbeit auch in den nächsten Jahrzehnten zu gewährleisten.“
Hintergrund: deutsch-britische Zusammenarbeit in Forschung und Lehre
Aktuell verzeichnet der Hochschulkompass der HRK knapp 1.700 Kooperationen zwischen deutschen und britischen Hochschulen.
Zwischen 2013 und 2017 verfassten deutsche und britische Wissenschaftler und Wissenschaftlerinnen mehr als 70.000 gemeinsame Publikationen. Unter dem Dach des 7. Forschungsrahmenprogramms der EU wurden gut 4.000 Projekte gefördert, an denen sowohl das Vereinigte Königreich wie auch Deutschland beteiligt waren. Das Gesamtfördervolumen betrug hierbei 18,2 Mrd. €.
Das Vereinigte Königreich ist nach Österreich und den Niederlanden das beliebteste Ziel für einen Auslandsaufenthalt deutscher Studierender. In den Jahren 2014 bis 2018 wurden über Erasmus+ insgesamt 16.910 Studienaufenthalte von Studierenden deutscher Hochschulen im Vereinigten Königreich gefördert. Im Hochschulbereich erhielten in den Jahren 2014 bis 2018 insgesamt 8.333 deutsche Studierende eine Erasmus+ Förderung für Praktika im Vereinigten Königreich.
Zum Nachlesen
- Universities UK (30.01.2020, aktualisiert 10.02.2020): EU and UK research and higher education organisations plan a strong future relationship post Brexit
Anmerkung der Redaktion (20.02.2020): Seit der ersten Veröffentlichung dieser Meldung am 31.01.2020 ist die Zahl der unterzeichnenden Einrichtungen auf inzwischen 40 angewachsen (siehe aktualisierte Meldung von Universities UK unter "Zum Nachlesen") .