Der Bologna-Prozess hat, wie im nationalen Umsetzungsbericht dargestellt, als Katalysator für Reformen im deutschen Hochschulsystem gewirkt. In den vergangenen 20 Jahren wurde das Hochschulsystem in Deutschland massiv ausgebaut mit mehr als 50 Prozent mehr Studierenden und einem starken Aufwuchs beim akademischen Personal. Auch sind Deutschlands Hochschulen international sehr attraktiv, wie rund 400.000 ausländische Studierende an deutschen Hochschulen im Wintersemester 2019/20 zeigen. Gründe hierfür sind sowohl die Qualität der Ausbildung als auch die internationale Vergleichbarkeit durch die Umstellung auf Bachelor- und Masterabschlüsse und die Verbesserung der gegenseitigen Anerkennung der Studienabschlüsse.
Andere Staaten des Bologna-Prozesses, die, wie im internationalen Umsetzungsbericht festgestellt, bei der Umsetzung der Strukturreformen Defizite aufweisen, werden durch Deutschland aktiv unterstützt und beraten, um das Ziel, einen integrativen, innovativen und vernetzten europäischen Hochschulraum zu schaffen, zu erreichen. Diese Unterstützung wird ein bestimmendes Thema für die nächsten Jahre sein, neben der im bereits im Kommuniqué der für Hochschulen zuständigen Ministerinnen und Minister des Europäischen Hochschulraums am 19.11.2020 verurteilten Verstöße gegen die Grundwerte des Europäischen Hochschulraums, zuvorderst die Wissenschaftsfreiheit, die Hochschulautonomie und die demokratische Beteiligung von Studierenden, Lehrenden, Forschenden und Beschäftigten. Dazu wird der politische Dialog gestärkt und ein umfassender Rahmen zur Messung des Standes der Wissenschaftsfreiheit in den 49 Staaten des Europäischen Hochschulraums erarbeitet. Deutschland wird sich maßgeblich und aktiv an diesen Arbeiten beteiligen.
Bundesbildungsministerin Anja Karliczek erklärt:
„Mit dem Bologna-Prozess gehen wir seit 20 Jahren einen konsequenten Weg, um das Hochschulsystem in Europa einheitlich zu gestalten und einen möglichst breiten Austausch zwischen den Ländern zu ermöglichen. Jedes Land benötigt gut ausgebildete junge Menschen, die schon einmal über den Tellerrand geschaut haben. Der Bologna-Prozess leistet deshalb zum Austausch von Studierenden und Hochschulpersonal einen unschätzbaren Beitrag, und damit auch zur Weiterentwicklung der nationalen Hochschulsysteme in Europa, zur Qualifizierung von Fachkräften für den Arbeitsmarkt sowie des wissenschaftlichen Nachwuchses. Er ist ein multilaterales und europäisches Erfolgsprojekt – ein funktionierendes Dialogforum der Europäischen Union und ihrer östlichen Nachbarn. Hier sitzen 49 Staaten an einem Tisch, um gemeinsam ihre Hochschulsysteme qualitativ weiterzuentwickeln. Für mich ist dabei klar: Um wissenschaftliche Exzellenz zu erreichen, muss die Freiheit von Forschung und Lehre in Europa stets geschützt sein. Auch dafür setze ich mich im Bologna-Prozess ein.“
Ministerin Pfeiffer-Poensgen, Nordrhein-Westfalen, stellt für die Länder fest:
„Die deutschen Hochschulen, aber auch die im deutschen Wissenschaftssystem tätigen Organisationen haben bei der Umsetzung der vereinbarten Bologna-Reformen Großartiges geleistet. Auch bei der sozialen Dimension sind durch die Verbesserung der Durchlässigkeit des Bildungssystems und der Flexibilisierung des Studiums Fortschritte erzielt worden. Eine große Chance zur Verwirklichung eines inklusiven Hochschulsystems in Deutschland und Europa stellt die zuletzt im Zuge der Covid-19-Pandemie forcierte Digitalisierung in Lehre und Forschung dar. Hier werden Bund und Länder weiter gemeinsam an der Modernisierung der Hochschulen mitwirken.“
Zum Nachlesen
- BMBF: Nationaler Bericht: Die Umsetzung der Ziele des Bologna-Prozesses 2000 – 2020 (PDF)
- Europäische Kommission (18.11.20): The European Higher Education Area in 2020: Bologna Process Implementation Report