Die Arktis ist starken Veränderungen durch den Klimawandel unterworfen. Um die bedeutsamsten Veränderungen detaillierter zu erfassen, bessere Vorhersagen machen zu können, Vermeidungs- und Anpassungsstrategien zu entwickeln und nachhaltige Entwicklung zu unterstützen, bedarf es eines Umwelt-Beobachtungssystems. Ein international koordiniertes und kohärentes Beobachtungssystem für die Arktis sei laut Dr. Michael Karcher von großer Bedeutung für die lokale und europäische Bevölkerung, die Wissenschaft, die Politik und die Wirtschaft. Der Arktisforscher am Alfred-Wegener-Institut, Helmholtz-Zentrum für Polar- und Meeresforschung (AWI) leitet das Konsortium von 35 europäischen und internationalen Partnern aus 17 Ländern. Eine Auflistung aller Teilnehmenden ist in der verlinkten Pressemitteilung einsehbar.
Obwohl in den vergangenen Jahren Fortschritte in diese Richtung erzielt wurden, sind die Komponenten arktischer Beobachtungssysteme noch immer fragmentiert, die Daten teils schwer zugänglich und oft nicht an die Bedürfnisse der Nutzerinnen und Nutzer sowie der Stakeholder angepasst. Arctic PASSION tritt nun an, diese Situation zu verbessern und ein integriertes pan-arktisches Beobachtungssystem der Systeme in internationaler Zusammenarbeit aufzubauen. Das Projekt widmet sich u. a. folgenden Aufgaben:
- Die arktischen Erdbeobachtungs-Kapazitäten und -Fähigkeiten für Land, Ozean, Atmosphäre und Kryosphäre werden durch zusätzliche Messsysteme verstärkt und international besser integriert. So wird etwa ein internationales ozeanisches Messnetz im atlantischen Bereich der Arktis aufgebaut und mit dem existierenden System im pazifischen Bereich vernetzt.
- Die wenigen weiter als einige Jahrzehnte zurückreichenden Beobachtungen im Rahmen von Messprogrammen werden mit den bislang nicht integrierten, weit zurückreichenden Beobachtungen indigener Gemeinschaften gemeinsam analysiert, um die lokalen Veränderungen besser zu verstehen.
- Um das Beobachtungssystem besser an die Bedürfnisse der in der Arktis lebenden Menschen anzupassen, wird es durch Einbeziehung des umfangreichen indigenen und lokalen Wissens erweitert. Unter anderem wird eine Serie von Treffen stattfinden, bei denen Menschen aus Bevölkerung und Wissenschaft sowie politische und kommerzielle Akteure definieren, welche Messdaten in welcher Form gebraucht und dann routinemäßig erfasst werden sollen.
- Zusammen mit der lokalen Bevölkerung, von indigenen Gemeinschaften bis zu arktischen Städten, und lokalen bis zu überregionalen Entscheidungstreffenden wird Arctic PASSION Daten der europäischen und internationalen Erdbeobachtungsprogramme zu acht wichtigen Informationsdiensten kombinieren. Konkrete Beispiele sind ein Vorhersagesystem für Luftverschmutzung, ein integriertes Feuerschutz-Management in der Arktis und eine verbesserte Überwachung der Permafrostböden.
- Interoperabilität und Zugang zu anwendungsfertigen Umweltdaten aus der Arktis für Wissenschaft, Politik, Bevölkerung und Wirtschaft werden verbessert werden. Und eine Quantifizierung des finanziellen und nicht-finanziellen gesellschaftlichen Nutzens des Beobachtungssystems wird seine langfristige Finanzierung international stützen.
Offizieller Projektstart von Arctic PASSION ist der 1. Juli, das Akronym steht für ‚Pan-Arctic Observing System of Systems: Implementing Observations for Societal Needs‘ (pan-arktisches Beobachtungssystem der Systeme: Implementierung von Beobachtungen für Bedarfe der Gesellschaft).
Zum Nachlesen
- Alfred-Wegener-Institut (16.06.21): EU fördert Arktisprojekt mit 15 Millionen Euro