Mehr als 60 europäische Universitäten, wissenschaftliche Einrichtungen und Vereinigungen haben eine bessere Integration und Stärkung der geistes- und sozialwissenschaftlichen Forschung im nächsten EU-Forschungsrahmenprogramm verlangt. Die Hochschulen sowie 500 Einzelwissenschaftlerinnen und -wissenschaftler unterstützten ein Positionspapier von zehn in diesen Fächern führenden Universitäten. Die Forderung wurde den relevanten Entscheidungsträgern in Brüssel unterbreitet.
Die Initiative ging von der Ghent University aus; das Papier wurde gemeinsam mit der Sapienza Università di Roma, der Tilburg University, der Universitat Oberta de Catalunya, der University of Barcelona, der University of Glasgow, der University of Groningen, der Université libre de Bruxelles, der Université Sorbonne und der Freien Universität Berlin entwickelt.
Das Papier wurde im Rahmen der bis Anfang März durchgeführten öffentlichen Konsultation zur Ausgestaltung des EU-Forschungsrahmenprogramms ab 2021 erstellt. In dem Dokument betonen die Universitäten, Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler nicht nur den wichtigen Beitrag, den Geistes- und Sozialwissenschaften für die Lösung gesellschaftlicher und politischer Probleme leisten. Das Papier enthält außerdem fünf konkrete Empfehlungen für die Ausgestaltung des neuen EU-Forschungsrahmenprogramms: Dazu zählen die Schaffung einer Plattform für die Geistes- und Sozialwissenschaften mit verstärkter interdisziplinärer Zusammenarbeit, die Anerkennung des sozialen und akademischen Wertes wissenschaftlicher Erkenntnisse sowie die Forderung nach mehr Investitionen in exzellente geistes- und sozialwissenschaftliche Forschung.
Ziel müsse es sein, die Forschungs- und Innovationsbedingungen für diese Fächer zu verbessern und dem Eindruck entgegenzuwirken, dass nur naturwissenschaftliche Disziplinen zum Wohlstand in Europa beitragen könnten, der allen europäischen Bürgern zugutekomme. Die Prioritäten des neuen Forschungsrahmenprogramms sollten nach Ansicht der Unterzeichner des Papiers deshalb nicht nur auf technischem Fortschritt mit volkswirtschaftlichem Nutzen liegen, wie es bei dem derzeit laufenden Programm größtenteils der Fall sei. Gerade in bewegten Zeiten wie den gegenwärtigen - ob in Demokratie- und Sicherheitsfragen, bei kulturellen Belangen oder der Akzeptanz von neuen Technologien in der Gesellschaft - trügen insbesondere die Geistes- und Sozialwissenschaften dazu bei, die Gesellschaft auf die Herausforderungen der Zukunft vorzubereiten, hieß es.