Als Fellows erhalten sie die Möglichkeit, im Rahmen der Forschungsprogramme des Forums gemeinsam an ihren eigenen Projekten zu arbeiten und sich mit KollegInnen aus Deutschland zu Fragen der Geschichtspolitik autoritärer Bewegungen und Regime, alternativer Narrative inklusiver Staatsbürgerschaft, der Dekolonisierung und Pluralisierung von archäologischen, kunsthistorischen oder historischen Deutungen oder Fragen des Zusammenspiels von Wissenschaft, Öffentlichkeit und Engagement in den Gesellschaften des Nahen Ostens, West- und Osteuropas auszutauschen.
Im Forums-Programm EUROPA IM NAHEN OSTEN – DER NAHE OSTEN IN EUROPA (EUME), das Verflechtungen und Grenzziehungen zwischen dem Nahen Osten und Europa erforscht, wird sich die Literaturwissenschaftlerin Mona Kareem aus Kuwait mit der Frage beschäftigen, wie die Erfahrungen und Probleme marginalisierter Gruppen – Migranten, Schwarze oder Staatenlose in arabischen Ländern – in der zeitgenössischen feministischen Literatur verhandelt werden. Die Historikerin Malak Labib forscht zur Rolle internationaler Expertinnen und Experten und der Übersetzung von »Entwicklungskonzepten« in der Wirtschaftspolitik in Ägypten unter Nasser. Der türkische Soziologe Burak Onaran untersucht die Historiographie des türkischen Militärputsches von 1960 und die Kontinuitäten mit späteren Umsturzversuchen. Himmat Zoubi, eine palästinensische Forscherin aus Israel, befasst sich mit dem ungleichen Zugang zu urbanen Räumen von Palästinensern und Juden in Israel, der Historiker Aviram Tzoreff mit der Rolle des Bagdader Rabbis Yosef Hayyim als eine prägende Figur des osmanischen Judentums. Die libanesische Wissenschaftlerin Diana Abbani und der türkische Historiker Yektan Türkyilmaz arbeiten zu Bedeutung und Wandel von Musik im Kontext von Modernisierung und Nationalismus um 1900 in verschiedenen Regionen des Osmanischen Reichs.
Die Fellows des Programms ART HISTORIES AND AESTHETIC PRACTICES arbeiten im neuen akademischen Jahr neben dem Verhältnis von Kunst und Ökologie unter anderem zum Umgang mit dem kolonialen Erbe in Museen und Wissenschaft. So untersucht die türkische Archäologin Filiz Tütüncu Caglar anhand von Objekten und schriftlichen Quellen die osmanische Archäologie um 1900 als imperiale Praxis. Der portugiesische Wissenschaftler Afonso Dias Ramos entwickelt in seinem Forschungsprojekt eine vergleichende Perspektive auf den postkolonialen Umgang mit Denkmälern und Kunstwerken in früheren Kolonien und Metropolen Afrikas und Europas. Die Kultursoziologin Sophia Prinz befasst sich in ihrer Forschung mit lokalen Formen globaler Moderne und fragt nach der Bedeutung künstlerischer Objekte im Kontext von Migrationsbewegungen. Mit der Rolle der Fotografie bei der Konstruktion sozialer Hierarchien in der ethnografischen Forschung im China der 1930er- und 40er-Jahre befasst sich die Historikerin Jing Zhu.
Über das Forschungsprogramm PRISMA UKRAÏNA – Research Network Eastern Europe kommt die Autorin und Kuratorin Kateryna Mishchenko als Fellow ans Forum. In ihrer Forschung geht sie der Frage nach, welche Rolle das Motiv der Insel im politischen Denken der heutigen Ukraine einnimmt.
Gemeinsam mit der Universität Duisburg-Essen und dem Kulturwissenschaftlichen Institut in Essen und mit Unterstützung der VolkswagenStiftung hat das Forum 2017 eine AKADEMIE IM EXIL gegründet, die in Berlin und Essen neue Möglichkeiten der wissenschaftlichen Arbeit für ForscherInnen schafft, die durch Einschränkungen staatsbürgerlicher und akademischer Freiheiten an den Rand der Gesellschaft oder aus ihrem Land gedrängt wurden. Im akademischen Jahr 2018/19 kann die Akademie drei Kurzzeit- und vier Langzeit-Fellowships an gefährdete WissenschaftlerInnen vergeben.
Die Fellows sind – je nach fachlicher Spezialisierung – an Berliner Universitäten und Forschungs-einrichtungen assoziiert. Sie präsentieren und diskutieren ihre Arbeiten regelmäßig in Seminaren, Konferenzen und Workshops am Forum. Über die wissenschaftlichen Blogs des Forums, insbesondere auf »TRAFO – Blog for Transregional Research«, werden die Debatten, Ideen und Forschungsergebnisse einer größeren Öffentlichkeit zugänglich gemacht.
Das Forum Transregionale Studien
Das Forum Transregionale Studien in Berlin bietet eine Plattform zur inhaltlichen Internationalisierung der Geistes‐ und Sozialwissenschaften. Es eröffnet Freiräume für die Zusammenarbeit von Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler zur Verhandlung unterschiedlicher regionaler und disziplinärer Perspektiven und bietet die Möglichkeit, Forschungsideen und ‐vorhaben zu erproben und zu entwickeln. Es beruft Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler aus aller Welt als Fellows. In Kooperation mit Universitäten und Forschungseinrichtungen aus Berlin und dem Bundesgebiet führt das Forum transregionale Forschungsprogramme durch, die neue Fragestellungen aus der Perspektive unterschiedlicher Weltregionen vergleichend und in ihrer gegenseitigen Verknüpfung bearbeiten. Das Forum wird vom Regierenden Bürgermeister von Berlin – Senatskanzlei für Wissenschaft und Forschung gefördert. Im Bereich der Internationalisierung kooperiert es mit der Max Weber Stiftung. Diese Kooperation wird vom Bundesministerium für Wissenschaft und Forschung gefördert.
Zum Nachlesen
- Forum Transregionale Studien: Programm und Fellows 2018/2019