Das Gesetz hat laut Aussagen der Ministerin zwei Ziele:
- Das Qualifikationsniveau der Jugend anzuheben sowie deren Berufsorientierung und Beschäftigungsaufnahme zu unterstützen, um zu einer Hochschulabschlussquote von 50% für jede Generation zu kommen; seit Jahren habe sie kaum 40% erreicht.
- Der Forschung in Frankreich zu einem neuen Ehrgeiz zu verhelfen, um sich den großen wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Herausforderungen zu stellen. Zunächst sei die unabdingbare Stetigkeit der Grundlagenforschung zu bewahren, aber vor allem sei die technologische Forschung und der Technologietransfer zu fördern, Frankreichs gegenwärtige Schwachpunkte im Verhältnis zu vergleichbaren Ländern.
In Wissen und Forschung zu investieren bedeute, sich in einer Welt der großen technologischen, wissenschaftlichen, wirtschaftlichen, gesellschaftlichen und ökologischen Veränderungen dem Wettbewerb um Qualität zu stellen. Frankreichs Nachbarn sowie die Schwellenländer seien sich dessen bewusst und hätten Bildung und Forschung in den Rang nationaler Prioritäten erhoben. Frankreichs Präsident, François Hollande, habe trotz schwieriger finanzieller Rahmenbedingungen entschieden, Bildung und Forschung zu schützen. Dies sei eine gemeinsame Investition, zu der es dem Staat als Stratege obliege, seine Rolle im Bereich der Orientierung und Programmgestaltung zu übernehmen. Das Einrichten der strategischen Agenda "France Europe 2020" für Forschung, Technologietransfer und Innovation sei das Abbild dieses neuen Ehrgeizes. Sie werde die neuen Prioritäten definieren; die spezifischen Maßnahmen zur Förderung von Transfer und Innovation werde Frankreich seinen Platz im Europäischen Forschungsraum sichern.
Die französische Forschung müsse in die Lage versetzt werden, besser den großen wissenschaftlichen, technologischen, wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Herausforderungen dieser Jahrzehnte zu begegnen und zwar in Kohärenz mit der europäischen Dynamik, die ihren Anschub durch das Programm „Horizont 2020“ erhalte. Die großen Herausforderungen, welche die französischen Forscher aktiv angehen müssten, sind: die Gesundheit, die Ernährungssicherheit, der maßvolle Umgang mit Ressourcen, der Kampf gegen die Klimaveränderung, die Energiewende, die Mobilität und nachhaltige Stadtsysteme, die Entwicklung des E-Business und die Weltraumtechnologien und darüber hinaus die Reindustrialisierung Frankreichs.
Über diese großen Herausforderungen hinaus müsse die Grundlagenforschung erhalten bleiben. Sie sei nicht nur der Stolz des Landes sondern auch der Schlüssel zu seiner Zukunft. Sie müsse in Ruhe arbeiten können, und die Ministerin habe deshalb die Agence Nationale de la Recherche (ANR) gebeten, ein neues Gleichgewicht zu suchen und dem ständigen und zügellosen Rennen nach dem Geld ein Ende zu setzen.
Die Ministerin hat noch keine detaillierten Strategieinhalte präsentiert, vielmehr den Weg aufgezeigt, diese zu erarbeiten: Die Ziele und Wege dorthin sollen kollektiv erarbeitet werden, wozu die neu errichteten thematischen Allianzen die Hauptlast tragen werden. Zur Quervernetzung wird dem Centre de la Recherche Scientifique (CNRS) eine transversale Rolle übertragen. Über die strategischen Ziele hinaus sollen Schlüsseltechnologien (genannt werden Nanoelektronik, Nanomaterialien, Mikro- und Nanofluidik, Software, Robotik, Biotechnologien und embedded systems) stärker gefördert werden. Auch neue Strukturelement wie Carnot-Institute oder die regionalen Technologieplattformen des CEA sollen Stärkung erfahren. Und damit aus diesen Forschungsanstrengungen marktfähige und arbeitsplatzschaffende Innovationen werden, soll die eingeschlagene Anstrengung zur Beschleunigung des Technologietransfers weiterverfolgt werden.
Die neue Strategie soll kein Solitär werden, sondern bereits verfolgte Strategien mit engerer Zielrichtung stärken, als da sind:
- Die nationale Energieforschungsstrategie für eine Energiewende,
- die Nationale Gesundheitsstrategie,
- die nationale Strategie für Nachhaltige Entwicklung,
- die prospektiven Überlegungen der Kommission „Innovation 2030“
Die Strategie soll regelmäßig revidiert werden, wozu beim Premierminister ein Strategierat eingerichtet wird, der den gegenwärtigen Hohen Rat für Wissenschaft und Technologie ablöst. Dieser wird auch darauf achten, dass die angestrebten Strukturen ausgeprägte gebietsspezifische Komponenten haben werden, in denen auch die regional etablierten Hochschulen ihren Platz haben.
Die Aufgaben der ANR werden neu ausgerichtet und die Kohärenz ihrer Programmierung mit der Strategie „France Europe 2020“ sowie dem neuen Rahmenprogramm „Horizont 2020“ angestrebt.
Im Hinblick auf Europa hat die Ministerin bedauert, dass Frankreichs Beteiligung an den Ausschreibungen des gegenwärtigen europäischen Rahmenprogramms zurückgegangen ist, wenngleich die Erfolgsquote der eingereichten Vorschläge zu den höchsten in Europa gehört (25,5%). Die Ministerin möchte die Wissenschaftler Frankreichs wieder zu einer größeren Teilnahme an den Gemeinschaftsprojekten bewegen. Hierzu hat sie sich bei der Gestaltung des kommenden Programms “Horizont 2020“ für eine Vereinfachung der Teilnahmeregelungen eingesetzt. Die französische Strategie sei in Harmonie mit dem europäischen Rahmenprogramm angelegt worden. Sie erwartet jetzt eine entschiedene Hinwendung der Forscher zu den zukünftigen Programmen.
Die Ministerin wird den Gesetzentwurf am 22. Mai vor der Assemblée Nationale verteidigen.