Bildung ist ein Menschenrecht. Aber bekanntermaßen haben Menschen in vielen Teilen der Welt keinen ausreichenden Zugang zu Bildungsangeboten. Auch für Erwachsene fehlen vielerorts schlicht die Möglichkeiten, Mittel und Wege. Vor allem Frauen, Alleinerziehende und Bewohner ländlicher Gegenden sind betroffen – was vielen ein selbstbestimmtes Leben erschwert und gesamtgesellschaftlich negative Auswirkungen hat. Laut Professor Armin Weinberger von der Universität des Saarlandes können Online-Kurse, die flexibel und unabhängig von Ort und Zeit absolviert werden können, akademische Lehre für die breite Öffentlichkeit öffnen und eine große Chance bieten, um für mehr Chancengerechtigkeit zu sorgen.
Armin Weinberger, Experte für Bildungstechnologie und Wissensmanagement, forscht seit über 25 Jahren an digitalen Lernwerkzeugen und entwickelt neuartige digitale Lernumgebungen. Mit dem Projekt "MICRO-credentials for life-long learning and employability: Building Capacities for developing Agile educational interventions in Southeast Asian Universities" (MICROCASA) will er zusammen mit internationalen Forschungsteams kostenlos zugängliche interaktive Weiterbildungszertifikate entwickeln und mithelfen, sie in der Modellregion Südostasien zu etablieren.
Weinberger erklärt:
"MICROCASA ist das erste internationale Projekt, das darauf abzielt, auf diesem Gebiet Erfahrungen auszutauschen und zugleich in Südostasien die Voraussetzungen zu schaffen, um solche Angebote aufzubauen. Konkret geht es darum, gemeinsam kurze, kompetenzorientierte Bildungseinheiten zu entwickeln, zu fördern und bekannt zu machen. Mit dieser Form der Weiterbildung wollen wir dazu beitragen, wirtschaftliche und soziale Probleme durch Bildung zu lösen. Zum Beispiel können wir alleinerziehenden Frauen durch ein orts- und zeitunabhängiges Bildungsangebot ein eigenständiges Leben ermöglichen."
Zusammen mit seinem Saarbrücker Team ist er verantwortlich für die Koordinierung und das Management des internationalen Projekts. Außerdem leitet er den Bereich neuer Methoden zur Gestaltung von Lernumgebungen und unterstützt die Entwicklung von Inhalten.
Bereits in einem Vorgängerprojekt namens Competen-SEA, arbeitete das internationale Wissenschaftsteam gemeinsam an frei zugänglichen, kostenfreien Onlinekursen, so genannten MOOCs (Massive Open Online Courses), um akademische Lehre für benachteiligte Gruppen zu öffnen. Weinberger erläutert, dass sein Team sich jetzt gezielt den kleineren Mikro-Kursen und insbesondere deren Zertifizierung, die als Badges oder Micro-Credentials bezeichnet werden, zuwenden wird. Dabei geht es darum, ganz praktisches Wissen zu vermitteln. Etwa wie eine bestimmte Software verwendet wird, wie man sich selbstständig macht, Erste Hilfe leistet oder bestimmte Dinge herstellt. Der Bildungstechnologe erklärt weiter, dass Menschen sich oft durch ganz spezifische Kenntnisse auszeichnen, die nicht Teil eines großen akademischen Programms sind oder von höheren Bildungseinrichtungen zertifiziert werden. Trotzdem können solche Kenntnisse auf dem Arbeitsmarkt außerordentlich nachgefragt sein. Die Micro-Credentials sollen einen Nachweis über eben solche Kenntnisse ermöglichen.