Die französische Allianz für die Industrie der Zukunft (Alliance Industrie du Futur, AIF) wurde Mitte 2015 als eingetragener Verein von sieben Interessensverbänden und Gewerkschaften (FIEEC, FIM, Gimélec, Symop, Syntec Numérique, TECH’INFRANCE, UIMM), der Forschungseinrichtung CEA List, dem Technischen Zentrum für Mechanische Industrie Cetim und zwei Hochschulen (Institut Mines-Télécom IMT, ENSAM) ins Leben gerufen, um die Digitalisierung französischer Unternehmen voranzubringen.
Eine Untersuchung aus dem Jahr 2012 hatte den Nachholbedarf der französischen Industrie insbesondere im Bereich Automatisierung im Vergleich zu ihren deutschen und italienischen Nachbarn aufgezeigt. Daraufhin wurde 2013 die Initiative „Das neue industrielle Frankreich“ gestartet, aus der die AIF hervorging.
2017 zählt die AIF 31 Mitglieder, die sich in sieben Arbeitsgruppen für die Weiterentwicklung, Umsetzung und Verbreitung der Modernisierungsmöglichkeiten engagieren. Bis Ende 2016 wurden 4.100 kleinere und mittlere Industriebetriebe durch nationale oder regionale Initiativen begleitet – deutlich mehr als die ursprünglich anvisierten 2.000. Weitere 8.000 Unternehmen haben Modernisierungspotential. Eine Arbeitsgruppe befasst sich insbesondere mit länderübergreifenden Standardisierungsverfahren und arbeitet hierbei eng mit deutschen Partnern zusammen. Es wurden vier Bereiche als prioritär bewertet: Robotersysteme für gemeinsame Nutzung, additive Fertigung, die Weiterentwicklung der Digitalisierung und Verfahren zum Zusammensetzen unterschiedlicher Materialien. Die französischen Standards sollen in europäischen und internationalen Normen (ISO, CEN, …) ausreichend Anerkennung finden und speziell mit Deutschland soll eine gemeinsame Normungs-Strategie entwickelt werden, die das europäische Führungspotential in diesem Bereich verstärkt. Ausgehend vom französischen Referenzsystem BIG PICTURE und dem deutschen RAMI 4.0 soll eine gemeinsame Architektur entstehen.
Für die Zukunft hat sich die Allianz vorgenommen, das Erreichte auszubauen, mehr und vor allem kleine und mittelständische Unternehmen zu begleiten, mehr nach außen sichtbare Pilotprojekte in den Unternehmen, den Industriesparten und den Regionen auf den Weg zu bringen und die internationale Zusammenarbeit zu fördern. Neben der engen Zusammenarbeit mit Deutschland stehen hier einerseits auch andere europäische Staaten wie Italien und Spanien im Fokus. So wurde Italien dieses Jahr offiziell in die deutsch-französische Kooperation aufgenommen. Andererseits will Frankreich auch mit China und den USA zusammenarbeiten und strebt zum Beispiel an, in Kooperation mit Deutschland und den USA aus den drei Systemen der Länder ein internationales Referenzsystem für Standardisierungsverfahren zu entwickeln. Die deutsch-französische Kooperation soll im Bereich Forschung und Entwicklung durch die Deutsch-Französische Akademie für die Industrie der Zukunft (getragen von der TU München und dem IMT) und ein deutsch-französisches Institut (getragen vom KIT und der ENSAM) ausgebaut werden. Weitere Schwerpunkte sind unter anderem die Beschleunigung der Ausbildungs- und Weiterbildungsangebote sowie die Modernisierung ganzer Wertschöpfungsketten.