Mit der Verabschiedung der Globalen Nachhaltigkeitsagenda hat sich die Weltgemeinschaft verpflichtet, bis 2030 für alle Menschen inklusive, chancengerechte und hochwertige Bildung sicherzustellen. Die UNESCO koordiniert die Umsetzung dieses Ziels, evaluiert die Fortschritte und veröffentlicht jährlich den Weltbildungsbericht. Der diesjährige Bericht stellt erheblichen Handlungsbedarf fest. Mehr als eine Viertel Milliarde Kinder und Jugendliche haben keinen Zugang zu Bildung. Millionen andere werden aufgrund ihrer Herkunft, Identität oder einer Behinderung innerhalb des Bildungssystems ausgegrenzt und sind von den Folgen der COVID-19-Pandemie besonders betroffen.
Im Weltvergleich ist Armut auch heute noch die entscheidende Hürde für den Bildungserfolg. In allen Ländern, außer in den einkommensstarken Staaten Europas und Nordamerikas, schließen im Verhältnis zu 100 Jugendlichen aus den wohlhabendsten Haushalten nur 18 aus den ärmsten die Sekundarschule ab. Doch auch andere Faktoren, wie die sexuelle Orientierung, eine Behinderung oder die Herkunft, limitieren den Zugang zu Bildung.
In einem Viertel aller Länder weltweit ist die getrennte Bildung von Kindern mit und ohne Behinderung gesetzlich vorgeschrieben. In Asien, Lateinamerika und der Karibik existieren in über 40 Prozent der Staaten entsprechende Regelungen. Aber auch Minderheiten und Geflüchteten wird der Zugang zu hochwertiger Bildung in vielen Ländern der Welt noch immer nicht hinreichend gewährt. In mehreren mittel- und osteuropäischen Ländern lernen Kinder der Roma-Minderheit getrennt von der Mehrheitsgesellschaft. In den OECD-Staaten besuchen mehr als zwei Drittel aller Kinder und Jugendlichen mit Migrationshintergrund Schulen, an denen mindestens die Hälfte der Schülerinnen und Schüler ebenfalls eine Zuwanderungsgeschichte hat.
Bei der Umsetzung von Teilhabe im Bildungsbereich kommt insbesondere den Lehrkräften eine entscheidende Rolle zu. Sie sind der Schlüssel zu mehr Inklusion im Schulalltag, brauchen dafür aber das nötige Handwerkszeug. So gab ein Viertel aller Lehrkräfte in 48 untersuchten Ländern an, sich mehr Weiterbildungen zum Unterrichten von Schülerinnen und Schülern mit besonderen Bedarfen zu wünschen.
Auch wenn die Weltgemeinschaft noch einen weiten Weg vor sich hat, gibt es viele Beispiele, die zeigen, wie Inklusion gelingen kann. Vor Veröffentlichung des Weltberichts stellte die UNESCO in diesem Jahr Vorreiter inklusiver Bildung vor, darunter beispielsweise die Marie-Kahle-Gesamtschule Bonn und Kompetenzzentren auf Kuba, in Malawi und der Ukraine, die allgemeine Schulen dabei unterstützen, Kinder mit besonderen Bedarfen zu unterrichten. In Gambia, Neuseeland und auf Samoa werden mobile Lehrkräfte eingesetzt, um benachteiligte Gruppen zu erreichen. Der indische Bundesstaat Odisha verwendet 21 Stammessprachen in seinen Klassenzimmern und Kenia passt seinen Lehrplan an den Kalender der im Land lebenden Nomaden an.
Zum Nachlesen
- UNESCO Global Education Monitoring Report: Inclusion and Education
- UNSECO Weltbildungbericht: Inklusion und Bildung (dt. Kurzfassung)
- Gemeinsame Pressemitteilung des Bundesministeriums für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung, des Bundesministeriums für Bildung und Forschung, des Auswärtigen Amts und der Deutschen UNESCO-Kommission (23.06.2020): UNESCO-Weltbildungsbericht mit Schwerpunkt Inklusion erschienen