Das Fachmagazin Science weist daraufhin, dass in einer Vielzahl von Bereichen „unsicher“ sei, was konkret von der neuen Regierung zu erwarten sei. Die Autoren sehen jedoch grundsätzlich wenig Anlass für Optimismus, dass sich die Trump-Administration wissenschaftsfreundlicher als in ihrer ersten Amtszeit verhalte. Dies dürfte sich vor allem negativ auf Grundlagenforschung und Hochschulen auswirken.
In dem Science-Beitrag werden primär eine Reihe von Faktoren aufgezählt, die ausschlagegebend dafür seien, wie viel Einfluss die Regierung auf Wissenschaft und Forschung nehmen kann und wird. Entscheidend sei, ob die Republikanische Partei zusätzlich zum Präsidenten auch die Mehrheit in beiden Kammern (inzwischen gilt eine Mehrheit auch im Repräsentantenhaus als ziemlich sicher) des Kongresses stelle. Dies sei von Bedeutung für die Besetzung von Spitzenämtern in Forschung und Politik sowie bei der Vergabe bzw. Streichung von Haushaltsmitteln.
Ein weiterer Faktor sei, welche Maßnahmen die aktuelle Regierung bis zur Amtsübergabe noch auf den Weg bringe und wie sich die Trump-Regierung zu bereits angestoßenen Projekten etwa im Rahmen des Chips and Science Act oder zum Klimaschutz verhalte. So sei ein wiederholter Ausstieg aus dem Pariser Klimaabkommen wahrscheinlich. Auch müsse von Versuchen ausgegangen werden, Bestrebungen für eine nachhaltige Energieversorgung zu kippen. Jedoch sei nicht damit zu rechnen, dass alle gestarteten Maßnahmen, angesichts der engen Verflechtung von Bundesstaaten, Kommunen und Privatwirtschaft, gestoppt würden.
Die Positionierung der Trump-Administration zur Fortführung der wissenschaftlichen Zusammenarbeit mit China, der Gleichberechtigung in der Forschung und zum offenen Umgang mit Daten werden als weitere kritische Punkte mit Einfluss auf die gesamte US-Forschungslandschaft angesehen.
Einer der im Vorfeld der Wahl am meist diskutierten Punkte, die angekündigte Umstrukturierung der National Institutes of Health und deren mögliche Leitung durch Robert F. Kennedy Jr., sei hingegen bisher keineswegs beschlossen.
Die Bedingungen für Hochschulen werden sich nach Einschätzung vieler Fachleute deutlich verschlechtern. Laut einem Beitrag von Inside Higher Education sei zu erwarten, dass die Regierung eine sehr kritische Haltung gegenüber Hochschulen einnehme, deren Freiheiten beschränke und Einnahmen höher besteuere.
Neben möglichen Auswirkungen der Trump Regierung berichtet das American Institute of Physics zudem über eine neu formierte Taskforce, welche die neue US-Regierung und den Kongress mit einer „Vision for American Science and Technology (VAST)“ bei ihrer Arbeit unterstützen möchte. In ihr haben sich verschiedene führende Persönlichkeiten aus Wissenschaft, Wirtschaft und Gesellschaft zusammengeschlossen.
Das Wissenschaftsmagazin Nature berichtet, wie Forschende außerhalb der USA auf Trumps Sieg reagierten und sich auf seine zweite Amtszeit vorbereiten. Viele plädieren für einen besseren Schutz der Freiheit und Integrität von Wissenschaft. Zudem müsse evidenzbasierte Entscheidungsfindung gestärkt werden.
Zum Nachlesen
- Science (08.11.2024): How much power do Trump and Kennedy have to reshape health agencies
- Nature (08.11.2024): What Trump’s election win could mean for AI, climate and health
- Inside Higher Education (07.11.2024): Anxiety and speculation for higher ed after Trump wins
- Science (06.11.2024): Amid the uncertainty, here’s what Trump’s victory might mean for U.S. science
- Inside Higher Education (06.11.2024): What Trump’s victory means for higher ed
- Nature (06.11.2024): 'We need to be ready for a new world': scientists globally react to Trump election win
- American Institute of Physics (04.11.2024): This Week Newsletter: What’s Ahead
- University World News (30.10.2024): Universities can expect a frontal attack if Trump returns
- SciDevNet (11.11.24): What Trump win means for global development research