FuE-Indikatoren

Tabelle 4: Indikatoren zu Forschung und Entwicklung (FuE)
Quelle: OECD Main Science and Technology Indicators, Stand Juli 2024
(1) OECD Patents Statistics, Stand Februar 2024 (Die Jahreszahl bezieht sich auf das Eingangsdatum der ersten Patentanmeldung (Prioritätsdatum).)
* in laufenden Preisen, kaufkraftbereinigt
** inflations- und kaufkraftbereinigt
Anders als die lateinamerikanische Organisation Ricyt veröffentlicht die OECD derzeit keine aktuellen Daten zu Mexiko mehr. Die jüngsten von der OECD publizierten Daten beziehen sich auf 2017. Mexiko hatte klargestellt, dass die alle zwei Jahre stattfindende nationale Erhebung über Forschung und technologische Entwicklung (ESIDET) seit 2017 nicht mehr durchgeführt wurde und die an die OECD gemeldeten Daten extrapoliert wurden. Dementsprechend beschloss die OECD, die FuE-Schätzungen Mexikos ab dem Referenzjahr 2018 nicht mehr zu publizieren, bis eine weitere Bestätigung vorliegt, dass die Datenerhebung und die Schätzverfahren im Einklang mit den Leitlinien des Frascati-Handbuchs wieder aufgenommen wurden (Quelle: Erläuterungen in OECD Main Science and Technology Indicators, März 2024).

Indikator

Mexiko

Deutschland

OECD

Stand

Nationale FuE-Ausgaben [Mio. USD**]

7.650

131.834

1.707.221

2017/2022/2022

FuE-Ausgabenwachstum im Vergleich zum Vorjahr [Prozent]

-13,43

1,92

4,03

2017/2022/2022

Nationale FuE-Ausgaben [Mio. USD*]

8.079

174.857

2.105.943

2017/2022/2022

FuE-Anteil am Bruttoinlandsprodukt (BIP) [Prozent]

0,32

3,13

2,73

2017/2022/2022

Anteil der FuE-Ausgaben des Staates am BIP [Prozent]

0,25

0,94

0,62

2017/2021/2021

Anteil der FuE-Ausgaben der Wirtschaft am BIP [Prozent]

0,06

1,96

1,77

2017/2021/2021

Ausgaben für FuE in Unternehmen (BERD) [Mio. USD*]

1.819

117.799

1.553.222

2017/2022/2022

Anteil der öffentlich finanzierten Ausgaben für FuE in Unternehmen (direkter Förderanteil) [Prozent]

18,35

3,52

4,46

2017/2021/2021

Anteil der vom Ausland finanzierten Ausgaben für FuE in Unternehmen [Prozent]

1,51

7,90

8,55

2017/2021/2021

Ausgaben für FuE in Hochschulen (HERD) [Mio. USD*]

4.057

31.709

328.582

2017/2022/2022

Anteil der unternehmensfinanzierten Ausgaben für FuE in Hochschulen [Prozent]

0,36

13,09

6,25

2017/2021/2021

Ausgaben für FuE in außeruniversitären öffentlichen Forschungseinrichtungen (GOVERD) [Mio. USD*]

2.114

21.163

179.099

2017/2022/2022

Anteil der unternehmensfinanzierten Ausgaben für FuE in außeruniversitären öffentlichen Forschungseinrichtungen [Prozent]

3,21

7,93

3,27

2017/2021/2021

Anzahl der Forschenden (Vollzeitäquivalente)

39.125

484.823

6.119.487

2017/2022/2021

Anzahl der Forschenden (VZÄ) je 1000 Beschäftigte

0,76

10,63

9,89

2017/2022/2021

Anteil der Forschenden (VZÄ) in privaten Unternehmen [Prozent]

39,02

61,50

66,80

2017/2022/2021

Anteil internationaler Ko-Patente an Patentanmeldungen unter dem Vertrag über Patentzusammenarbeit (PCT) [Prozent](1)

28,7

19,4

8,2

2020

         

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FuE-Finanzierung und FuE-Durchführung

Die Analyse von Daten zur FuE-Finanzierung und FuE-Durchführung wird an dieser Stelle nicht durchgeführt, da von Seiten der OECD zu dem Land Mexiko nur veraltete Daten bis 2017 anerkannt und veröffentlicht werden.

 

Forschungs- und Förderorganisationen

Seit dem 1. Januar 2025 gibt es in Mexiko erstmals ein Wissenschafts- und Innovationsministerium. Es übernimmt die wichtigsten Funktionen des aufgelösten Wissenschaftsrates (Consejo Nacional de Ciencia y Tecnología CONACYT, seit 2023 CONAHCYT). Der Rat war seit seiner Gründung im Jahr 1971 über mehr als ein halbes Jahrhundert Dreh- und Angelpunkt im mexikanischen Forschungs- und Innovationssystem gewesen. Seit 2002 war der Rat direkt dem mexikanischen Staatsoberhaupt unterstellt. In Abwesenheit eines Ministeriums war er auch politikgestaltend, koordinierend und evaluierend tätig.

Als Nachfolger des aufgelösten Rates wurde dem neuen mexikanischen Ministerium für Wissenschaft, Geisteswissenschaften, Technologie und Innovation (Secretaría de Ciencia, Humanidades, Tecnología e Innovación – SECIHTI) das System von 24 außeruniversitären Forschungszentren unterstellt (Sistema Nacional de Centros Públicos - CP). Diese Forschungszentren waren ab 1971 aufgebaut worden. Die mexikanische Regierung verfolgte mit den Gründungen auch das Ziel, die wissenschaftliche Ausbildung und Durchführung von Forschung in Mexiko zu dezentralisieren. Aus diesem Grund sind die Zentren an über 98 Standorten in 30 Bundesstaaten verteilt (Quelle: Bernaras Iturrioz, A.: RIO Country Report 2015: Mexico, S. 11). Abgedeckt werden folgende Bereiche: Physik, Mathematik und Geowissenschaften, Biologie und Chemie, Medizin und Gesundheit, Human- und Verhaltenswissenschaften, Sozial- und Wirtschaftswissenschaften, Biotechnologie und Agrarwissenschaften, Ingenieurwissenschaften und Industrie.

Neben dem Secihti-System von 24 außeruniversitären Forschungszentren gibt es eine Reihe von weiteren außeruniversitären Forschungseinrichtungen: So ist das 1944 gegründete Nationale Institut für Anthropologie und Geschichte (Instituto Nacional de Antropología e Historia, INAH) für die Bewahrung und Erforschung des archäologischen und historischen Erbe Mexikos verantwortlich. Es gibt im Land über 50.000 registrierte archäologische Stätten und eine geschätzte Anzahl von 125.000 historischen Denkmälern, von denen 11.000 registriert sind.

Wie in den meisten anderen Ländern verfügen auch in Mexiko das Ministerium für Landwirtschaft (in Mexiko als SAGARPA bezeichnet), das Ministerium für Umwelt (SEMARNAT) und das Ministerium für Gesundheit (SALUD) über eigene Ressortforschungseinrichtungen. Das Nationale Forschungsinstitut für Forstwirtschaft, Landwirtschaft und Tierproduktion (Instituto Nacional de Investigaciones Forestales, Agricolas y Pecurarias, INIFAP)  ist die wichtigste Forschungseinrichtung des SAGARPA. Dem SEMARNAT unterstehen das Mexikanische Institut für Wassertechnologien (Instituto Mexicano de Tecnología del Agua, IMTA) und das Nationale Institut für Ökologie und Klimawandel (Instituto Nacional de Ecología y Cambio Climático, INECC). Dem Gesundheitsministerium unterstehen insgesamt 13 nationale Gesundheitsinstitute. Das Nationale Institut für öffentliche Gesundheit (Instituto Nacional de Salud Pública, INSP) ist das zentrale Institut für öffentliches Gesundheitsmanagement, das Studien erstellt. Daneben gibt es diverse klinische Forschungszentren, so zum Beispiel für Krebserkrankungen (Instituto Nacional de Cancerologia, INCAN) und für Erkrankungen des Herz-Kreislaufsystems (Instituto Nacional de Cardiología Ignacio Chávez, INCICH).

Auch das Wirtschaftsministerium (Secretaría de Economía, SE) hat mit dem 1983 gegründeten Nationalen Institut für Statistik, Geografie und Informatik (Instituto Nacional de Estadística, Geografía e Informática, INEGI) und dem Mexikanischen Geologischen Dienst (Servicio Geológico Mexicano, SGM) eigene Einrichtungen, die Forschung betreiben. SGM bietet auch Dienstleistungen für Unternehmen an. Dem Innenministerium SEGOB untersteht das Nationale Institut zur Verhinderung von Naturkatastrophen (Centro Nacional de Prevención de Desastres, CENAPRED), das Informationen zu vulkanischer und seismischer Aktivität in Mexiko auswertet und die Bevölkerung vor Risiken warnt.

Mexiko hat 2012 eine eigene Agentur für Raumfahrt (Agencia Espacial Mexicana, AEM) gegründet, die ab Januar 2025 der neu gegründeten Agentur für Digitale Transformation und Telekommunikation unterstellt wurde (Agencia de Transformación Digital y Telecomunicaciones, ATDT). Dies gilt auch für das Forschungszentrum INFOTEC, das bis 2025 dem Wissenschaftsrat CONAHCYT zugeordnet war.

Die höchsten Ausgaben für Ressortforschung trägt das Ministerium für Energie (SENER). Hintergrund ist die Stellung Mexikos als weltweit zehntgrößter Produzent von Erdöl. Das SENER finanziert die FuE-Ausgaben des Staatsunternehmens „Petróleos Mexicanos“ (PEMEX) und die des Mexikanischen Instituts für Erdöl (Instituto Mexicano del Petróleo, IMP), das bisher hauptsächlich für PEMEX gearbeitet hat. Im Rahmen der Deregulierung des mexikanischen Erdölsektors soll das IMP zukünftig auch andere Unternehmen als Kunden gewinnen  (Quelle: Bernaras Iturrioz, A.: RIO Country Report 2015: Mexico). Weitere Ressortforschungseinrichtungen des Ministeriums für Energie sind das Nationale Institut für Nuklearforschung (Instituto Nacional de Investigaciones Nucleares, ININ) und das Nationale Forschungsinstitut für Elektrizität und Saubere Energien (Instituto Nacional de Investigaciones Eléctricas y Energías Limpias, INEEL).

Das neue Ministerium SECIHTI ist ab 2025 wichtigste Einrichtung für die Vergabe wettbewerblicher Förderung, eine Aufgabe, die zuvor von dem Forschungsrat CONAHCYT wahrgenommen wurde. Dazu werden verschiedene Programme zur Individual- und Projektförderung genutzt, teilweise mit Fachministerien und sonstigen Fachbehörden (siehe unter Forschungs- und innovationspolitische Zielsetzungen und Programme).

Alle 32 mexikanischen Bundesstaaten haben staatliche Räte für Wissenschaft und Technologie beziehungsweise sonstige Organe eingerichtet. Diese sind seit 1998 in einem Netzwerk (Red Nacional de Consejos y Organismos Estatales de Ciencia y Tecnología, REDNACECYT) zusammen geschlossen. Dennoch können nur wenige Staaten eigene wettbewerbliche Förderung vergeben.

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FuE im öffentlichen und privaten Sektor

Über weite Strecken des 20. Jahrhunderts war Forschung und Entwicklung (FuE) in Mexiko in der Hauptstadtregion Mexiko-Stadt („Distrito Federal“) zentralisiert. Mit den großen Bundesuniversitäten Universidad Autonoma de Mexico (UNAM) und Universidad Autónoma Metropolitana (UAM), dem Instituto Politécnico Nacional (IPN) und dem assoziierten Forschungszentrum CINVESTAV genoss die mexikanische Hauptstadt fast so etwas wie ein Monopol. Dazu kommt der Standort Monterrey im Bundesstaat Nuevo León, in dem das Institut für Technologische und Höhere Studien Monterrey (Instituto Tecnológico y de Estudios Superiores de Monterrey, ITESM oder auch Tec Monterrey) seit 1943 seinen Hauptsitz hat (siehe unter Schulen und Hochschulen). 

Internationale Hochschulrankings können Anhaltspunkte zu Forschungs- und Innovationsstärken von Hochschulen geben. Im Shanghai Ranking 2024 sind als einzige mexikanische Hochschulen die UNAM (Rang 201-300) und das IPN (Rang 601-700) platziert. Das Times Higher Education - World University Ranking 2024, “Research Quality” weist dagegen als bestplatzierte Hochschule Mexikos ITESM (Tec Monterrey) aus, erst an dritter Stelle folgt die UNAM und an neunter Stelle das IPN.

Die großen Bundesuniversitäten nutzen inzwischen auch Standorte außerhalb von Mexiko-Stadt und die außeruniversitären Forschungszentren des Secihti wurden zwecks Dezentralisierung ebenfalls über das Land verteilt. Fördermittel werden gezielt an Institutionen und Unternehmen außerhalb der Hauptstadt vergeben (Quelle: Bernaras Iturrioz, A.: RIO Country Report 2015: Mexico). 2022 arbeiteten nur noch 30 Prozent der im Nationalen System der Forschenden (Sistema Nacional de Investigadores, SNI) Registrierten in Mexiko-Stadt (siehe Informe Nacional sobre el Estado General que guardan las Humanidades. las Ciencias, las Tecnologías y la Innovación en México, INAHCTI 2022, S. 59 und 64). Gleichwohl nimmt Mexiko-Stadt bei der Anzahl der registrierten Forschenden weiterhin den ersten Rang ein, gefolgt von Jalisco, dem Bundesstaat Mexico und Nuevo León. Auch in Bezug auf Innovation weisen diese Regionen große Stärken auf: Zusammengenommen stammen mehr als die Hälfte aller mexikanischen Patentanträge aus Mexiko-Stadt, Jalisco und Nuevo León (INAHCTI 2022, S. 130).

Unternehmen in Mexiko spielten bis 2017 in Bezug auf die Finanzierung und Durchführung von FuE nur eine untergeordnete Rolle (siehe FuE-Indikatoren). Unter den 2.500 weltweit größten FuE-Investoren befindet sich derzeit kein Unternehmen mit Hauptsitz in Mexiko (Quelle: 2024 EU Industrial R&D Investment Scoreboard, IRI). Eine Aufschlüsselung der FuE-Aktivitäten der Unternehmen nach Sektoren zeigt, dass mit 61 Prozent die industrielle Produktion vor den Dienstleistungen mit 39 Prozent liegt (Daten für 2018, OECD Research and Development Expenditure in Industry 2020, ANBERD). 

Der Anteil der vom Ausland finanzierten FuE in Unternehmen lag 2017 mit 1,5 Prozent deutlich unter dem OECD-Durchschnitt. Die Durchführung von FuE in Unternehmen in Mexiko wurde durch den Staat stark unterstützt: die direkten Zuschüsse deckten 2017 mehr als 18 Prozent der Ausgaben ab, damit gehört Mexiko innerhalb der OECD zu den Spitzenreitern (siehe FuE-Indikatoren). Bis zum Jahr 2008 hatte Mexiko auf eine großzügige steuerliche Förderung gesetzt. Nachdem man feststellte, dass die Regelungen vor allem wenigen Großunternehmen zugutekamen, die auch im Ausland durchgeführte Aktivitäten steuerlich geltend machten, wurde die Förderung zunächst ausgesetzt (siehe Bernaras Iturrioz, A.: RIO Country Report 2015: Mexico), 2017 aber mit veränderter Ausrichtung wieder eingeführt.

Die Verzahnung zwischen öffentlichem und privaten Sektor ist in Mexiko noch unzureichend gelungen: Unternehmen finanzierten 2017 weniger als 1 Prozent der FuE-Ausgaben an Hochschulen, damit liegt das Land weit unter dem OECD-Durchschnitt. Der Anteil der Unternehmensfinanzierung für außeruniversitäre Forschungseinrichtungen näherte sich dagegen dem Durchschnitt an. Die Ausrichtung des Forschungs- und Innovationssystems auf die Lösung gesellschaftlicher Probleme erfordert eine engere Zusammenarbeit von wissenschaftlichen und nicht-wissenschaftlichen Akteuren. Die mexikanische Regierung führt über das neue Wissenschaftsministerium Secihti verschiedene Mitglieder des Nationalen Ecos-Netzwerk (Red de Espacio Común de Educación, Ciencia, Humanidades, Tecnología e Innovación - Red Ecos Nacional) zusammen. Unternehmen sind in das Netzwerk eingebunden, zusammen mit weiteren Regierungseinrichtungen, Hochschulen, außeruniversitären Forschungseinrichtungen und der Zivilgesellschaft (siehe auch unter Ministerien zu dem Ausbau der Kooperation).

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