Ministerien und Gremien: USA
Für Bildung und Forschung zuständige Ministerien
In den USA werden Wissenschaftspolitik, Forschung und Entwicklung sowie deren öffentliche Förderung von einem breiten Spektrum von Behörden, Fachministerien, Agenturen und Gremien getragen (siehe unter Forschungs- und Förderorganisationen). Im Gegensatz zu Deutschland gibt es kein zentrales Ministerium, das für Wissenschaft und Forschung zuständig ist. Die vielfältigen Aktivitäten der verschiedenen Fachministerien und anderen staatlichen Einrichtungen werden formal im Weißen Haus durch das Office of Science and Technology Policy (OSTP), das Office of Management and Budget (OMB) und den National Science and Technology Council (NSTC) koordiniert.
Eine wichtige Rolle nimmt der „Assistant to the President for Science and Technology” (APST), auch kurz als Wissenschaftsberater-/in bezeichnet. Es hängt von dem Wunsch des jeweiligen Präsidenten ab, ob der APST auch das OSTP leitet. Unter Präsident Bidens Regierung erhielt der APST erstmals den Rang eines Kabinettmitglieds. Wissenschaftsberaterin von Präsident Biden und Leiterin des OSTP war die Elektroingenieurin und promovierte Physikerin Dr. Arati Prabhakar, die von Oktober 2022 bis zum 20. Januar 2025 das Amt ausübte Am 22. Januar nominierte der neue US-Präsident Trump Michael Kratsios als Wissenschaftsberater und künftigen Leiter des OSTP. Kratsios war bereits in der ersten Amtszeit von Donald Trump als „Chief Technology Officer of the United States” im OSTP tätig gewesen. Von 2021 bis 2024 arbeitete Kratsios als Geschäftsführer eines Infrastrukturunternehmens für Künstliche Intelligenz. Die Nominierung durch Trump muss noch durch den Senat bestätigt werden.
Der Bildungsbereich wird auf bundesstaatlicher Ebene von dem 1980 gegründeten Bildungsministerium (U.S. Department of Education) vertreten. Da die Zuständigkeit für den Bildungsbereich in den USA aber dezentral organisiert ist und im Wesentlichen bei den Bundesstaaten und Schulbezirken liegt, hat das Bildungsministerium nur einen sehr eingeschränkten Verantwortungsbereich. Die Aufgaben beschränken sich vor allem auf die Gestaltung des übergeordneten juristisch-administrativen Rahmens, die Verwaltung von bundesstaatlichen Stipendienprogrammen und die Erhebung und Auswertung bildungsrelevanter Daten. Präsident Trump hat Linda MacMahon als Bildungsministerin nominiert; auch dazu ist die Zustimmung des Senates notwendig.
Das Außenministerium (U.S. Department of State, DoS) hat kein eigenes, signifikantes FuE-Budget und auch keinen direkten Zugriff auf die (Forschungs-)Aktivitäten anderer Ressorts oder von Wissenschaftseinrichtungen. Es spielt aber in der internationalen Kooperation auf dem Gebiet der Wissenschaftsaußenpolitik eine wichtige Rolle und ist für die Aktivitäten in Bezug auf die Abkommen zur der wissenschaftlich-technologischen Zusammenarbeit (WTZ) zuständig (siehe unter Auswahl an Regierungs- und Ressortabkommen).
Auf der Ebene der Bundesstaaten sind ebenfalls Ministerien mit Zuständigkeit für Bildung etabliert.
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Beratungsgremien für Forschungs- und Bildungspolitik
Das White House Office of Science and Technology (OSTP) wurde 1976 gegründet mit dem Auftrag, den Präsidenten in allen wissenschaftsrelevanten Angelegenheiten zu beraten. Zudem gibt es den President's Council of Advisors on Science and Technology (PCAST). Der Rat berät den Präsidenten und wird durch das OSTP administriert. Der PCAST setzt sich aus herausragenden Persönlichkeiten aus Industrie, Hochschulen und anderen (Nicht-)regierungsorganisationen zusammen, die durch den Präsidenten berufen werden (siehe Archiv Biden White House PCAST). Unter Präsident Trump sollen die Mitglieder mit wenigen Ausnahmen kein Amt in der Bundesregierung innehaben und verschiedene Perspektiven zu Bildung, Forschung und Innovation einbringen.
Die private, nicht profitorientierte National Academy of Sciences (NAS) hat ebenfalls seit ihrer Gründung unter der Präsidentschaft Lincolns im Jahr 1863 die Aufgabe, die Regierung in Schlüsselfragen der Wissenschaftspolitik mit einer unabhängigen und objektiven Expertise zu beraten. Die Mitglieder wählen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler aus, die neu in die Akademie aufgenommen werden. Die NAS arbeitet häufig mit anderen Akademien wie der National Academy of Engineering (NAE) und der National Academy of Medicine (NAM, früher das Institute of Medicine IOM), sowie dem National Research Council (NRC) zusammen. Als National Academies beraten sie die Politik und veröffentlichen regelmäßig Publikationen zu relevanten Themen.
Das National Science Board (NSB) wurde 1950 vom Kongress als Politkberatungsorgan und als Steuerungsgremium für die National Science Foundation (NSF) installiert. Das NSB besteht aus 24 Mitgliedern, die vom US-Präsidenten ernannt und vom US-Senat bestätigt werden. Der Direktor der NSF ist von Amts wegen Mitglied. Die auf sechs Jahre ernannten Mitglieder kommen aus Industrie und Universitäten und repräsentieren die Breite der Wissenschaftsdisziplinen. Das NSB bestätigt die neuen Programme der NSF und führt Evaluationen durch. Es initiiert Studien und Berichte zu einem breiten politischen Themenspektrum. Hierzu gehört die zweijährliche Veröffentlichung der Science and Engineering Indicators (Ausgabe 2024).
Eine besondere Bedeutung kommt der American Association for the Advancement of Science (AAAS) zu, die als weltweit größte und sämtliche Disziplinen abdeckende Wissenschaftsorganisation übergreifende Interessen der Science Community gegenüber Regierung und Kongress vertritt und auch auf internationaler Ebene als Stimme der Wissenschaft der USA wirkt. Auch wissenschaftliche Fachgesellschaften und Vereinigungen wie die American Physical Society (APS), die American Chemical Society (ACS), die Society for Neuroscience (SfN) sowie im Hochschulbereich z. B. die Association of American Universities (AAU) oder der Council of Graduate Schools (CGS) sind einflussreiche Akteure im komplexen wissenschaftspolitischen Entscheidungsprozess.