FuE-Indikatoren

Tabelle 4: Indikatoren zu Forschung und Entwicklung (FuE)
Quellen:
Indien Department of Science and Technology (DST), jeweils Stand März 2023:
1) S&T Indicators Table. Research and Development Statistics
2022-23 und
2) Research & Development Statistics at a Glance 2022-23

1, 2 S&T Indicators, Table 30

3, 4 Eigene Berechnungen auf der Basis eines prozentualen BERD-Anteils von 41 Prozent an GERD (Quelle R&D Statistics at a Glance, S. 7)

5, 6 Eigene Berechnungen auf der Basis eines prozentualen HERD-Anteils von 9 Prozent an GERD (Quelle siehe 3, 4)

7, 8 Eigene Berechnungen auf der Basis eines prozentualen GOVERD-Anteils von 50 Prozent an GERD (Quelle siehe 3, 4)

9 S&T Indicators, Table 29

10 Eigene Berechnungen auf der Basis S&T Indicators, Table 29

11 OECD Patents Statistics, Stand Oktober 2023 (die Jahreszahl bezieht sich auf das Datum der ersten Patentanmeldung (Prioritätsdatum))
12 OECD Main Science and Technology Indicators, Stand März 2024
* in laufenden Preisen, kaufkraftbereinigt

Indikator

Indien

Deutschland12

OECD-Gesamt12

Stand

Nationale FuE-Ausgaben [Mio. USD*]

57.900 1

174.857

2.105.759

2020/22/22

FuE-Anteil am Bruttoinlandsprodukt (BIP) [Prozent]

0,6 2

3,1

2,7

2020/22/22

Ausgaben für FuE in Unternehmen (BERD) [Mio. USD*]

23,739 3

117.799

1.552.993

2020/22/22

Anteil von BERD am BIP [Prozent]

etwa

0,24 4

2,1

2,0

2020/22/22

Ausgaben für FuE in Hochschulen (HERD) [Mio. USD*]

5,211 5

31.709

328.495

2020/22/22

Anteil von HERD am BIP [Prozent]

etwa

0,05 6

0,6

0,4

2020/22/22

Ausgaben für FuE in außeruniversitären öffentlichen Forschungseinrichtungen (GOVERD) [Mio. USD*]

28,95 7

21.163

179.168

2020/22/22

Anteil von GOVERD am BIP [Prozent]

etwa

0,3 8

0,4

0,2

2020/22/22

Anzahl der Forschenden (Vollzeitäquivalente)

361.9249

484.823

6.117.392

2020/22/21

Anzahl der Forschenden (VZÄ) je 1.000 Beschäftigte

0,26 10

10,6

9,9

2020/22/21

Anteil internationaler Ko-Patente an Patentanmeldungen unter dem Vertrag über Patentzusammenarbeit (PCT) [Prozent] 11

29,1

19,3

8,2

2020

         

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FuE-Finanzierung

Im Vergleich zu den OECD-Mitgliedsländern und China ist in Indien die Rolle der einheimischen Wirtschaft bei der Finanzierung der FuE-Ausgaben deutlich eingeschränkter. In vielen Ländern werden mit wachsender Tendenz Anteilswerte für Unternehmen von bis zu 80 Prozent erreicht, in Indien liegt der Wert bei nur 40,8 Prozent (2020). Zum Anteil ausländischer FuE-Finanzierung im Lande (normalerweise inkl. Unternehmen, die ihren Hauptsitz im Ausland haben), macht Indien keine Angaben.

Laut indischen Angaben gibt es beim Finanzierungsanteil der Wirtschaft seit den 1990er Jahren einen langfristigen Aufwärtstrend: Damals lag der Wert bei nur 24,3 Prozent. Dieser Aufwärtstrend ist allerdings nicht stetig; zwischenzeitlich gab es wieder einen Rückgang von 45 Prozent auf 37,7 Prozent (zwischen 2012-13 und 2019-20, siehe Indisches DST: Research & Development Statistics at a Glance 2022-23, S. 5).

 

FuE-Durchführung

Auch bei der Durchführung von FuE ist die Rolle der Unternehmen in Indien mit einem Anteil von gut 40 Prozent im Vergleich zu den klassischen Industrieländern und China deutlich eingeschränkter: In Japan und Südkorea fallen inzwischen knapp 80 Prozent der FuE-Ausgaben in Unternehmen an, knapp dahinter folgen die USA und China mit einem Anteil von mehr als 75 Prozent. In Deutschland werden über 66 Prozent erreicht, in Kanada und Australien über 50 Prozent.

Ein weiteres Unterscheidungsmerkmal bei der Durchführung im öffentlichen Forschungssektor ist die Rolle der außeruniversitären öffentlichen Forschungseinrichtungen in Relation zu den Hochschulen: Im OECD-Raum zeichnen diese nur noch für gut ein Drittel der Ausgaben im öffentlichen Sektor verantwortlich, während knapp zwei Drittel der Ausgaben an den Hochschulen anfallen. In Indien ist dagegen die Relation etwa 80 : 20; hier spielen die Hochschulen bei der Durchführung gegenüber den außeruniversitären Einrichtungen bisher eine untergeordnete Rolle (siehe für einen internationalen Vergleich: Indisches DST: Research & Development Statistics at a Glance 2022-23, S. 7).

Forschungs- und Förderorganisationen

Das Department für Wissenschaft und Technologie (DST) ist der wichtigste Akteur und zuständig für die Formulierung der generellen Forschungspolitik des Landes, die Koordinierung der staatlichen Forschung und die Finanzierung von etwa 25 über das gesamte Land verteilten 25 Autonomen Institute, darunter 16 Forschungseinrichtungen. Dazu zählt beispielsweise das Jawaharlal Nehru Centre for Advanced Scientific Research (JNCASR) in Bangalore (zu den vom vom DST finanzierten und geleiteten Aktivitäten: DST: Brief Statement of Activities 2023-24, zu den Aktivitäten der Autonomen Institute: S. 38 ff.).

Das Department für Biotechnologie (DBT) koordiniert die Forschung im Bereich Biotechnologie in Indien. Dem DBT unterstehen wichtige Forschungseinrichtungen wie das National Institute of Immunology (NII) in Delhi, das National Center for Cell Science (NCCS) in Pune und das Institute of Plant Genome Research (NIPGR) in Delhi. Das DBT ist auch zuständig für die indische Niederlassung des International Center for Genetic Engineering and Biotechnology in Delhi (ICGEB, siehe unter Sitzland für Einrichtungen Internationaler Organisationen).

Das Department für wissenschaftliche und industrielle Forschung (DSIR) lenkt die größte staatliche Forschungseinrichtung, den Council of Scientific and Industrial Research (CSIR). Dieser Organisation sind derzeit indienweit 37 Laboratorien sowie 39 sogenannte „Outreach Centres“ unterstellt. Mit über 17.000 Beschäftigten stellt es ein Flaggschiff der staatlich geförderten Forschung in Indien dar. Präsident des CSIR ist der jeweils amtierende Premierminister, Vizepräsident der amtierende Forschungsminister. Aufgabe des CSIR ist die Förderung, die Entwicklung und der Transfer von Technologien. Dies schließt z.B. Managementprogramme und einen Beratungsservice für Unternehmen mit ein.

Die Defence Research and Development Organization (DRDO) ist verantwortlich für die Entwicklung von Sicherheitstechnologien. Die DRDO ist die größte und vielfältigste Forschungseinrichtung Indiens. Der Organisation sind etwa 50 Forschungsinstitute angegliedert, die in verschiedenen Forschungsgebieten wie Rüstung, Elektronik, Luft-und Raumfahrt, Raketen, Marine, Landkampftechnik, Lebenswissenschaften und Werkstoffe sind.

Das Department für Atomenergie (Department of Atomic Energy, DAE) und das Department für den Weltraum (Department of Space, DoS) unterstehen direkt dem Premierminister. Das DAE ist für das gesamte zivile indische Nuklearprogramm zuständig. Das DAE finanziert eine Reihe autonomer Forschungsinstitute und Centers for Advanced Technology, sowie Grundlagenforschung unter anderem in den Bereichen der Materialforschung, der physikalischen und chemischen Grundlagenforschung, auf dem Gebiet der Biotechnologie und im Bereich Informations- und Kommunikationstechnologie in den beiden Forschungszentren  Bhabha Atomic Research Centre (BARC) in Mumbai und Indira Gandhi Centre for Atomic Research (IGCAR) in Kalpakkam.

Das Department für den Weltraum koordiniert und finanziert das ehrgeizige Weltraumforschungsprogramm Indiens (größtes Einzelbudget im öffentlichen Forschungshaushalt). Die Durchführungsorganisation des DOS ist die Indian Space Research Organization (ISRO), die mit der Entwicklung von Raumfahrttechnologien, darunter Satelliten, Trägerraketen, Höhenforschungsraketen und unterstützender Bodentechnik, beauftragt ist.

Neben dem oben genannten CSIR gibt es weitere Forschungsräte ("Councils"), die ebenfalls Forschung finanzieren und durchführen:

  • Der Indian Council of Medical Research (ICMR) untersteht dem Ministerium für Gesundheit und Wohlfahrt der Familien (Ministry of Health and Family Welfare, MoHFW). Seine Aufgaben liegen in der Förderung, Konzeption und Koordination der biomedizinischen Forschung in Indien. Insgesamt sind 27 Institute dem ICMR unterstellt. 23 Institute konzentrieren sich auf spezifische Forschungsbereiche wie Tuberkulose, Lepra, Cholera und Durchfallerkrankungen, AIDS, Malaria, Immunhämatologie, Onkologie und medizinische Statistik. Weitere 4 regionale medizinische Forschungszentren konzentrieren sich auf regionale Gesundheitsprobleme und zielen auf die Verstärkung der Forschungskapazitäten in den verschiedenen geografischen Gebieten des Landes ab.
  • Der Forschungsrat Indian Council of Agricultural Research (ICAR) untersteht dem Department für Agrarforschung und –bildung (DARE) im Ministerium für Landwirtschaft (Ministry of Agriculture and Farmers Welfare, MoA&FW). ICAR ist für die Koordination und Verwaltung von Forschung und Lehre in der Landwirtschaft einschließlich Gartenbau, Fischerei und Veterinärwissenschaften zuständig. Es verfügt landesweit über 101 Institute und 71 landwirtschaftliche Hochschulen.
  • Der Forschungsrat Indian Council of Forestry Research and Education (ICFRE) untersteht direkt dem Ministerium für Umwelt, Forsten und Klimawandel (Ministry of Environment, Forest and Climate Change, MoEFCC). Der ICFRD hat seinen Sitz in Dehradun (Uttarakhand). Zu seinen prioritären Aufgaben gehört es, forstwirtschaftliche Forschung zu koordinieren, die Ergebnisse in die Anwendung zu überführen und forstwirtschaftliches Wissen zu vermitteln. Der Rat besteht aus neun Forschungsinstituten und weiteren vier Zentren, die den Forschungsbedarf verschiedener biogeografischer Regionen decken.
  • Zu den Forschungseinrichtungen des Ministeriums für Elektronik und Informationstechnologie (Ministry of Electronics and Information Technology, MeitY) zählt das 1988 gegründete Centre for Development of Advanced Computing (C-DAC) und die Digital India Corporation (DIC, früher Media Lab Asia). Die DIC führt und leitet die Verwirklichung der Flaggschiffinitiative zur umfangreichen Digitalisierung Indiens „Digital India". Das National Informatics Centre (NIC) unterstützt die Entwicklung von digitalen Dienstleistungen der Regierung.
  • Seit dem Ende der sechziger Jahre hat Indien auch geistes- und sozialwissenschaftliche Forschungsräte aufgebaut, für die das Department für Hochschulen im Ministerium für Bildung (MoE) die Verantwortung trägt. Dazu gehören der Indian Council of Social Science Research (ICSSR), der Indian Council of Historical Research (ICHR) sowie der Indian Council of Philosophical Research (ICPR).

Die Forschungseinrichtungen der Bundesstaaten sind vielfach sehr klein und finanziell eher dürftig ausgestattet. Sie befassen sich hauptsächlich mit Landwirtschaft, Forsten und Fischerei und in zunehmendem Maß mit Energie- und Umweltfragen.

Eine Vielzahl von Einrichtungen vergibt Fördermittel an Hochschulen. Die University Grants Commission (UGC) hat dabei keine fachliche Beschränkung. Auch die Fachministerien und -abteilungen wie das Department für Biotechnologie (DBT), das Ministerium für Elektronik und Informationstechnologie (MeitY) sowie das Ministerium für Gesundheit und Wohlfahrt der Familie (MoHFW) stellen Fördermittel bereit. Der Forschungsrat Indian Council of Medical Research (ICMR) vergibt ebenfalls wettbewerblich Fördermittel. Die Forschungsräte ICHR, ICPR und ISSRC vergeben Stipendien für geistes- und sozialwissenschaftliche Forschung. Das Department für Wissenschaft und Technologie (DST) fördert selbst, nutzt aber auch die Förderagentur Technology Development Board (TDB), die sich auf die Entwicklung marktfähiger Produkte konzentriert (zu den Aktivitäten des TDB: siehe DST: Brief Statement of Activities 2023-24, S. 59). Zwischen 2008 und 2023 förderte das dem DST unterstellte Science und Engineering Research Board (SERB) naturwissenschaftliche und technische Grundlagenforschung in öffentlichen Einrichtungen.

In vielen Förderprogrammen sind die indischen außeruniversitären öffentlichen Forschungseinrichtungen und/oder Unternehmen ebenfalls antragsberechtigt und konkurrieren somit mit den Hochschulen um die Mittel für Infrastrukturen und Projektförderung. Da sich der erhebliche Nachholbedarf der indischen Hochschulen so nicht decken lässt, entstand der Bedarf für eine neue Fördereinrichtung. Die 2017 gegründete Higher Education Financing Agency (HEFA) ist für die Finanzierung von Bildungs- und Forschungsinfrastruktur an indischen Hochschulen durch Kredite zuständig.

Eine Grundsatzentscheidung zur Einrichtung einer neuen unabhängigen Forschungsförderstiftung war bereits im Rahmen der „National Education Policy 2020" (NEP 2020, S. 46 ff.) getroffen worden. Im August 2023 schuf das indische Parlament die gesetzliche Basis für die Gründung der Anusandhan National Research Foundation (ANRF), die das SERB ersetzt und dessen Förderbudget in Höhe von 438 Millionen EUR übernimmt. Die Homepage der neuen ANRF ist derzeit noch unter der SERB-Adresse mit den bisherigen SERB-Programmen eingerichtet (Stand April 2024). Die ANRF soll laut Mandat alle wissenschaftlichen Disziplinen abdecken. Dementsprechend wird sie von einem 18-köpfigen Verwaltungsrat geleitet, in dem Forschende und Fachleute verschiedener Disziplinen vertreten sind. Zu den Hauptzielen der ANRF gehören die Finanzierung der Forschungsinfrastruktur, die Stärkung von Indiens Beteiligung in Schlüsselbereichen von nationaler und globaler Bedeutung, die Koordinierung und Planung der Forschung sowie die Empfehlung wichtiger politischer Initiativen an den Premierminister und das Parlament bezüglich Forschung, Innovation und Bildung. Geplant ist, Forschung und Entwicklung an den indischen Hochschulen bis 2028 mit 5,5 Milliarden EUR zu fördern. Allerdings sehen die Pläne auch vor, dass mehr als die Hälfte der Fördermittel von privater Seite aufgebracht werden. Die Übernahme der Präsidentschaft durch den indischen Präsidenten Modi weist auf eine enge Bindung der Stiftungstätigkeit an die Politik hin.

Unternehmen, die aktiv in Indien forschen und entwickeln, können z.B. Förderungen durch CSIR, DST, SERB, TDB oder durch Fachministerien wie das Ministerium für Elektronik und Informationstechnologie (MeitY) einwerben. Das Department für Biotechnologie (DBT) hat für die Förderung von Unternehmensforschung 2011 eine eigene Einrichtung gegründet. Ein Förderschwerpunkt des Biotechnology Industry Research Assistance Council (BIRAC) ist die Zusammenarbeit von Unternehmen mit dem öffentlichen Sektor.

Eine besondere Rolle bei der Förderung von Unternehmen spielt das öffentlich-private Partnerschaftsunternehmen Global Innovation & Technology Alliance (GITA). GITA wurde 2013 von dem TDB, der indischen Regierung sowie der Confederation of Indian Industry (CII) gegründet. GITA identifiziert systematisch Technologielücken in Indien, berät Unternehmen und fungiert als Projektträger für nationale wie internationale Ausschreibungen (siehe unter Internationale Kooperationen).

Die Einrichtung National Institution for Transforming India (NITI Aayog) wurde 2015 vor allem als Planungs- und Beratungsgremium eingerichtet (siehe unter Beratungsgremien). Daneben bietet NITI Aayog aber auch wettbewerbliche Förderung an, um in Indien eine Unternehmer- und Innovationskultur zu fördern. Ein zentrales Förderinstrument der NITI Aayog ist die „Atal Innovation Mission“ (AIM).

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FuE im öffentlichen und privaten Sektor

Die indischen Bundesstaaten (vergleichbar den deutschen "Bundesländern"), die eine aktive Forschungs- und Innovationspolitik betreiben, liegen primär im Süden und Westen von Indien. Dazu gehören insbesondere die Regionen mit den folgenden Städten (in Klammern das Ranking der Städte im Innovation Cities Index India/Global):

  • die indische Hauptstadt Delhi (2/179);
  • Karnataka mit der Hauptstadt Bangalore bzw. Bengaluru (3/201);
  • Maharashtra mit der Hauptstadt Mumbai (1/105) und Pune (6/313);
  • Telangana mit der Hauptstadt Hyderabad (4/292);
  • Tamil Nadu mit der Hauptstadt Chennai früher bekannt als Madras (5/293).

Als forschungsstark benannt werden daneben auch die Bundesstaaten Punjab, Haryana, Kerala und Gujarat (Quelle: Krishna, V.: RIO Country Report (2015): India, S. 53, siehe dazu die jüngste Ausgabe des India Innovation Report 2021, S. 96 f. und für Profile der einzelnen Bundesstaaten und Territorien, S. 136 ff.). in den aktiven Bundesstaaten werden verschiedene Forschungsprogramme in eigener Verantwortung, insbesondere in den Bereichen Agrar- und Energieforschung finanziert.

Der öffentliche Forschungssektor in Indien wird durch eine Vielzahl von außeruniversitären spezialisierten Forschungseinrichtungen dominiert, die den Fachministerien (z.B. Landwirtschaft, Gesundheit) unterstehen. Besonders hohe Forschungsausgaben entstehen in den Bereichen Verteidigung, Kernenergie sowie Raumfahrt (siehe vorheriger Abschnitt).

Von den mehr als 350 Hochschulen der Bundesstaaten wurden nur etwa 5 Prozent als forschungsstark eingeschätzt, dazu kamen etwa 20 der 47 zentralstaatlichen Hochschulen (siehe Krishna, V.: RIO Country Report 2015: India). Traditionell sind indische Hochschulen auf die Lehre konzentriert und sie belegen in internationalen Forschungsrankings häufig hintere Plätze. Bedeutende Forschungsleistungen erbringen hauptsächlich Hochschulen mit einem besonderen Status und besonderer Finanzierung wie das Indian Institute of Sciences (IISc) in Bangalore sowie die Indian Institutes of Technology (IITs, siehe unter Schulen und Hochschulen). Das IISc sowie vier IITs erhalten neben 7 anderen Hochschulen als „Institutions of Eminence" für fünf Jahre einen besondere Förderung. Damit sollen Einrichtungen für Lehre und Forschung von Weltklasse gefördert werden (siehe unter Bildungspolitische Ziele und Programme). Die bestplatziere Hochschule im Shanghai Ranking 2023 ist das Indian Institute of Science in Bangalore auf den Rängen 301-400, dahinter folgen 2. das Indian Institute of Technology Kharagpur, 3. Indian Institute of Technology Delhi, 4. die University of Delhi und 5. die Banaras Hindu University.

Die privaten Unternehmen sind jeweils für etwa 40 Prozent der Gesamtausgaben für Forschung und Entwicklung (FuE) verantwortlich (siehe oben FuE-Finanzierung und FuE-Durchführung). Zur Steigerung des Unternehmensbeitrags sollen auch die Maßnahmen der indischen Regierung beitragen. Diese strebt an, die industrielle Forschung zu stärken, beispielsweise durch fiskalische Anreize, durch die Erleichterung des Imports erprobter Technologien, die Einfuhr moderner Forschungsgeräte oder die Einrichtung von Technologieparks.

Unter den weltweit 100 größten FuE-Investoren kann sich 2022 kein Unternehmen platzieren, das seinen Hauptsitz in Indien hat. Der Automobilhersteller Tata Motors belegt Rang 107. Insgesamt befinden sich unter den 2.500 größten FuE-Investoren 22 Unternehmen mit Hauptsitz in Indien, davon knapp die Hälfte aus dem Sektor Pharmazie und Biotechnologie. Zum Vergleich: Unter den TOP 2.500 sind 827 Unternehmen mit Hauptsitz in den USA platziert, 679 mit Hauptsitz in China, 229 mit Hauptsitz in Japan und 113 mit Hauptsitz in Deutschland (Quelle: 2023 EU Industrial R&D Investment Scoreoboard, Anm.: FuE-Ausgaben je Unternehmen im IRI umfassen Ausgaben für Aktivitäten im Hauptsitzland, aber auch allen anderen Ländern)..

Neben den einheimischen Unternehmen führen zahlreiche Unternehmen mit Hauptsitz im Ausland FuE-Aktivitäten in Indien durch. Mehr als 1.000 multinationale Unternehmen haben Forschungs- und Entwicklungszentren vor Ort eröffnet (siehe „Strategy for New India@75“ (2018-22), S. 17). Der Bericht „Invest in India (2020): The Case for FDI in Research and Development in India“ benennt auf S. 12 die wichtigsten Zielregionen für ausländische FuE-Investitionen: Demnach fließen etwa 30 Prozent der Investitionen in den Bundesstaat Maharashtra (mit der Hauptstadt Mumbai und Pune), jeweils etwa 20 Prozent in die National Capital Region Delhi und nach Karnataka (Hauptstadt Bangalore bzw. Bengaluru) und etwa 10 Prozent nach Gujarat. Weitere Zielregionen sind Tamil Nadu (mit der Hauptstadt Chennai, früher Madras), Haryana und Uttar Pradesh.

Die Kooperation zwischen Industrie und dem öffentlichen Forschungssektor war in Indien lange nicht besonders ausgeprägt. Dies lag vor allem daran, dass die indischen Unternehmen bisher Innovation über den Einkauf von Technologien betrieben haben und weniger über eigene Forschung bzw. Kooperation mit öffentlichen Forschungseinrichtungen. Eine Umkehr dieses Trends wird angestrebt, lässt sich aber nur langsam umsetzen.

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