Überblick zur internationalen Kooperation: Indien
Federführend in der internationalen Bildungszusammenarbeit ist das Ministerium für Bildung (MoE). Um die Anzahl und den Anteil der internationalen Studierenden in Indien zu erhöhen, hatte das Ministerium m April 2018 das Portal „Study in India" lanciert. Die Internationalisierung des indischen Hochschulsektors wird seit 2021 unter der „National Education Policy 2020" (NEP 2020) gezielt vorangetrieben. Ausländischen Hochschulen bieten sich daher seit kurzem neue Chancen in Indien, da die Ansiedlung von Zweigstellen (Auslandscampussen) in Indien und die Einrichtung von Studiengängen mit dualen und gemeinsamen Abschlüssen („Joint Degrees“) erleichtert wird.
Indien stellt nach China weltweit das zweithöchste Kontingent an international mobilen Studierenden: 2021 strebten mehr als 508.000 indische Studierende einen Abschluss im Ausland an. Indien ist dagegen mit etwa 46.000 ausländischen Studierenden bisher kein beliebtes Zielland. In Bezug auf prozentuale Anteile liegt Indien jeweils weit unter dem OECD-Durchschnitt (siehe Bildungsindikatoren). Vier von fünf Herkunftsländern liegen in Asien (Nepal, Afghanistan, Bangladesh, die Vereinigten Arabischen Emirate). Die USA belegt Rang 3. Bei den Zielländern liegt Großbritannien an erster Stelle, gefolgt von den USA, Kanada, Australien und Deutschland (Quelle: UNESCO Institute of Statistics Global Flow of Tertiary-Level Students, erfasst werden nur diejenigen Studierenden, die einen Abschluss im Ausland anstreben. Zu China als Zielland fehlen Daten).
Federführend für die Außenwissenschaftsbeziehungen ist das indische Ministerium für Wissenschaft und Technologie (MST) in enger Abstimmung u.a. mit dem Ministerium für Auswärtige Beziehungen (MEA), den indischen Auslandvertretungen, den indischen Wissenschaftsreferenten an den Botschaften in Deutschland, Japan, Russland und den USA, Interessensgruppen in wissenschaftlichen, technologischen und akademischen Einrichtungen sowie verschiedenen Industrieverbänden in Indien.
Obwohl es einzelne Stipendien für Rückkehrende gibt, hat Indien nicht in demselben Umfang wie China Programme aufgelegt, um die zahlreichen ins Ausland abgewanderten Forschenden zurückzuholen. Inzwischen gibt es auch Maßnahmen, um ausländisches Lehr- und Forschungspersonal für Kurzaufenthalte in Indien zu gewinnen („Visiting Advanced Joint Research Faculty Scheme", VAJRA). Im Bereich Forschung und Entwicklung bestehen derzeit bilaterale Kooperationsvereinbarungen („bilateral S&T cooperation agreements“) mit 83 Ländern, die durch das Department für Wissenschaft und Technologie (DST) gepflegt werden. Als wichtige Partnerländer werden Australien, Kanada, die EU, Frankreich, Deutschland, Israel, Japan, Russland, Großbritannien und die USA genannt (Quelle: Webseite des DST). Dementsprechend gibt es eine Vielzahl von bilateralen Programmen und Ausschreibungen. Für naturwissenschaftliche Grundlagenforschung und angewandte Forschung ist auf indischer Seite meist das Department für Wissenschaft und Technologie (DST) zuständig. Teilweise beauftragt das DST die Global Innovation & Technology Alliance (GITA) zur Förderung von anwendungsorientierter Forschung und zur Stärkung des indischen Innovationsökosystems.
Für die dauerhafte Pflege der bilateralen Beziehungen in Bildung und Forschung hat Indien mit einigen Staaten bilaterale Organisationen aufgebaut. Dazu gehören das Indo French Centre for the Promotion of Advanced Research (IFCPAR/CEFIPRA) sowie das India-US Science & Technology Forum (IUSSTF). Deutschland hat mit der Einrichtung des Indo-German Science and Technology Centre (IGSTC) eine ähnliche Initiative unternommen (siehe nächster Abschnitt).
In Indien ist der Anteil internationaler Ko-Publikationen an allen wissenschaftlichen Publikationen über die letzten zwei Jahrzehnte hinweg konstant niedrig geblieben, einen verhältnismäßig hohen Wert erreichte der Anteil bereits 2007 mit 19,4 Prozent, ging dann aber wieder zurück. Seit 2015 gibt es einen Aufwärtstrend, 2023 wurden 23,7 Prozent erreicht. Die Ko-Publikationsrate in vielen westlichen Industrieländern hat sich hingegen dynamischer entwickelt. So nahm die Ko-Publikationsrate in Deutschland von 30,8 auf 53,3 Prozent zu (Quelle: SCImago. SJR — SCImago Journal & Country Rank. Retrieved April 25, 2024, from www.scimagojr.com).
Unter den fünf wichtigsten indischen Ko-Publikationsländern der letzten vier Jahre liegen die USA an erster Stelle, gefolgt in weitem Abstand von Großbritannien und Saudi-Arabien. China und Südkorea belegen die Ränge 4 und 5 (Quelle: SciVal® database, Elsevier B.V., www.scival.com, 2019-22, downloaded on January 2, 2023).
Seit 2001 besteht ein Abkommen zur wissenschaftlich-technologischen Zusammenarbeit zwischen Indien und der Europäischen Union. Aktuelle Informationen können auf der Webseite der EU zur Kooperation mit Indien im Bereich Forschung und Innovation abgerufen werden. Einrichtungen aus Indien können sich an dem EU-Rahmenprogramm für Forschung und Innovation Horizont Europa (2021-27) beteiligen und in Ausnahmefällen auch eine Förderung erhalten; dasselbe galt bereits für das Vorgängerprogramm Horizont 2020 (2014-20). Bis Juni 2024 warb Indien unter Horizont Europa Fördergelder in Höhe von 1,9 Millionen Euro ein. Unter den insgesamt 32 Projekten, an denen sich das Land beteiligte, verzeichneten mit 21 Projekten zwei Drittel auch eine deutsche Teilnahme (Quelle: eCorda-Datenbank).
Im Einklang mit seinen strategischen Zielen engagiert sich Indien in Organisationen, die in Europa Großforschungseinrichtungen aufbauen und betreiben (ITER, CERN und FAIR).
Indien baut die Zusammenarbeit mit den USA seit 2022 über eine amerikanisch-indische Initiative für kritische und aufstrebende Technologien aus. 2023 vereinbarten indische und US-amerikanische Hochschulvereinigungen die Gründung eines gemeinsamen Instituts für globale Herausforderungen. Multilateral kooperiert Indien seit 2022 verstärkt in der Quad-Gruppe mit den USA, Australien und Japan. Weiterhin ist multilateral die Kooperation mit den südostasiatischen Ländern der ASEAN-Gruppe und mit den BRICS-Ländern (Brasilien, Russland, China und Südafrika) von Interesse. Seit 2016 haben die BRICS-Länder sechs Förderbekanntmachungen für prioritäre Themen unter einem gemeinsamen Rahmenprogramm für Wissenschaft, Technologie und Innovation veröffentlicht („BRICS STI FP“, Stand Januar 2024).