Der Libanon ist mit etwa einer Million registrierter syrischer Geflüchteter weltweit das Land mit der höchsten Pro-Kopf-Aufnahmequote von Flüchtlingen. Um die Bildungsmöglichkeiten junger Libanesen und geflüchteter, syrischer Studierender nachhaltig zu verbessern, stellt der Madad Fund der EU dem DAAD und seinen Partnern Campus France und Nuffic 8,4 Millionen Euro bis Ende 2023 zur Verfügung. Ziel des damit finanzierten Nachfolgeprogramms HOPES-LEB ist es, Libanesen und Geflüchteten die Aufnahme eines Hochschulstudiums sowie zusätzliche Weiterbildung zu ermöglichen und dadurch Chancen auf eine bessere Zukunft zu eröffnen.
„Wir wollen die Situation der jungen Menschen im Libanon mit Stipendien und passgenauen Bildungsangeboten vor Ort spürbar verbessern“, so DAAD-Präsident Prof. Dr. Joybrato Mukherjee. „Aus den bisherigen Erfolgen wissen wir, dass durch bessere Bildungsmöglichkeiten aus Resignation Mut und aus gefühlter Chancenlosigkeit Erfolg erwachsen kann.“ Der DAAD blicke mit HOPES-LEB langfristig in die Zukunft und hoffe, mit Investitionen in die Bildung einen Beitrag für die Konsolidierung der Lage im Libanon und den zukünftigen Wiederaufbau in Syrien leisten zu können.
HOPES-LEB knüpft an das seit April 2016 laufende HOPES-Programm an, das mit einem ähnlichen Aktivitätsspektrum erfolgreich in fünf Ländern der Region umgesetzt wurde und sich jetzt in der Auslaufphase befindet. Insgesamt wurden dank HOPES 620 Vollstipendien vergeben, 32 Kleinprojekte gefördert, mehr als 8.000 Teilnahmen an Englischkursen ermöglicht und zahlreiche Veranstaltungen organisiert, darunter zwei regionale Konferenzen in Beirut und Amman. Wie bereits im Vorgängerprojekt arbeitet der DAAD für HOPES-LEB mit europäischen Partnerinstitutionen aus Frankreich (Campus France) und den Niederlanden (Nuffic) zusammen, um die Expertise der Organisationen zu bündeln und ein Zeichen europäischer Kooperation zu setzen.
HOPES-LEB verfolgt einen breiten Ansatz, der den gesamten höheren Bildungsweg, von der Studienvorbereitung bis zum Eintritt in das Berufsleben, abdeckt. Im Mittelpunkt steht die vom DAAD verantwortete Vergabe von Stipendien an bedürftige junge Libanesen und Flüchtlinge aus Syrien. Die geplanten 1.000 Stipendien umfassen dabei ein breites Spektrum an Angeboten, von studienvorbereitenden Kursen für Oberschüler über reguläre Hochschulstudien (Bachelor und Master) bis hin zu Qualifizierungsmaßnahmen für Graduierte. Die zweite, von Nuffic verantwortete, Komponente beinhaltet die Förderung von Kleinprojekten lokaler Institutionen, u.a. zur besseren Integration der Stipendiatinnen und Stipendiaten nach Abschluss der Qualifizierung in den Arbeitsmarkt. Campus France übernimmt für HOPES-LEB die Kommunikation und Netzwerkbildung, koordiniert Geförderte, Partner und zentrale Akteure im Libanon und sorgt für die Vernetzung mit weiteren vom Madad Fund geförderten Vorhaben in Jordanien und im Irak.
Das bisherige HOPES-Projekt wie auch das gesamte Bildungssystem im Libanon sind derzeit stark vom Covid-19-Ausbruch betroffen. Auch HOPES-LEB wird mit den Auswirkungen der Pandemie zu kämpfen haben. Es gibt jedoch auch ermutigende und gute Zeichen: viele aktuelle und ehemalige HOPES-Stipendiaten und Stipendiatinnen engagieren sich derzeit aktiv, um besonders Betroffene zu unterstützen. So haben mehrere Stipendiaten beispielsweise in ihrem Dorf in der Bekaa-Ebene ein Schutz- und Hygienekomitee ins Leben gerufen. Die freiwilligen Mitglieder – Syrer und Libanesen – sammeln Spenden für die Unterstützung der Ärmsten, klären die Menschen über die aktuelle Corona-Gefährdung und das richtige Verhalten auf und führen medizinische Vorbeugungsmaßnahmen durch. Bisher mit Erfolg: blieben doch das Dorf und die Umgegend aktuell von der Pandemie verschont.
HOPES-LEB ist Teil eines umfassenden Maßnahmenpakets der Europäischen Union. Der „EU Regionale Treuhandfonds als Antwort auf die Krise in Syrien“ (Madad Fund) wurde 2014 aufgesetzt, um eine koordinierte Antwort auf den Krieg im Land zu ermöglichen und syrischen Flüchtlingen und aufnehmenden Nachbarländern Unterstützung zukommen zu lassen. Bis heute hat der Madad Fund über zwei Milliarden Euro mobilisiert, die Projekten in den Bereichen Bildung, Lebensunterhalt, Gesundheit, Schutz und Wasser zu Gute kommen.