Die größte studentische Gewerkschaft Unef (Union nationale des étudiants de France) veröffentlicht jährlich eine Studie zu den Lebenshaltungskosten der Studierenden in Frankreich zum aktuellen Wintersemester. Die aktuelle Studie hat eine Erhöhung von 1,31 Prozent festgestellt. Bereits letztes Jahr waren die Kosten um 2,09 Prozent gestiegen. Nach Abzug aller Unterstützungsmaßnahmen wie Studienbeihilfen oder Wohngeld müssen Studierende in Frankreich laut Unef im Monat durchschnittlich 837,72 Euro für ihren Lebensunterhalt aufbringen; 10,75 Euro mehr als im Vorjahr. Die Unef hat für ihre Untersuchung vier typische Studierendenprofile miteinander verglichen und daraus die Gesamtquote ermittelt. Die Kosten fallen hierbei sehr unterschiedlich aus: Für einen Studierenden über 20 Jahre, der keine Studienbeihilfen erhält, allein lebt und in einer großen Stadt studiert, sind es durchschnittlich 938 Euro (2,10 Prozent mehr als 2017); für einen Studierenden, der das Maximum an Beihilfen erhält, im Pariser Großraum studiert und im Studentenwohnheim untergekommen ist, 335,37 Euro (4,03 Prozent mehr als 2017).
Die gestiegenen Kosten hängen vornehmlich mit teureren Mieten und höheren Transportkosten zusammen. In Lille, Nantes, Toulouse, Lyon, Saint-Etienne, Nancy, Angers und Rouen trifft beides zu. Die teuerste Studienstadt in Frankreich bleibt Paris, dort müssen Studierende durchschnittlich 830 Euro Miete zahlen und 1.224 Euro für ihren Lebensunterhalt aufbringen. Während die Miete für Studierende in Frankreich durchschnittlich 54 Prozent des Budgets ausmacht, sind es in Paris 68 Prozent. Gemeinden im Pariser Großraum wie Nanterre oder Saint Denis sind ähnlich teuer. Günstig studieren kann man hingegen in Limoges, Poitiers oder Brest, wo der Lebensunterhalt unter 730 Euro monatlich kostet. Zu den Auswirkungen der Krankenversicherungs-Reform, durch die Studierende 217 Euro jährlich sparen, äußert sich die Studie nicht.
In Frankreich arbeiten 46 Prozent der Studierenden neben dem Studium. Nebenjobs sind hierbei das größte Risiko für einen Studienabbruch.
Die Unef fordert die Regierung auf, die Wohnbeihilfen um 20 Prozent zu erhöhen und die Studienbeihilfen einem größeren Kreis Studierender zugänglich zu machen. Letztere beziehen nur ein etwas mehr als ein Viertel der Studierenden. Auch sollte laut Unef die Mietpreisbremse in allen Studentenstädten durchgesetzt werden. 28 Ballungsräume unterliegen dieser im Moment prinzipiell in Frankreich. Allerdings haben bisher nur Paris und Lille die vorgesehenen, verbindlichen lokalen Mietspiegel eingeführt. Diese wurden jedoch von Gerichten rückgängig gemacht, so dass die gesamte Maßnahme in Frage steht.
Zum Nachlesen (Französisch)
- Le Monde (20.08.2018): Pour les étudiants, la rentrée coûtera en moyenne 1,3 % plus cher qu’en 2017
- France Bleu (24.08.2018): Paris, ville la plus chère pour les étudiants selon l'UNEF
- Le Journal du Net (10.07.2018): Encadrement des loyers : où en est-on?