Der diesjährige OECD-Bericht „Bildung auf einen Blick 2019“, der von der Kultusministerkonferenz (KMK) und dem Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) am 10. September 2019 gemeinsam mit der OECD in Berlin vorgestellt wurde, bescheinigt Deutschland ein zukunftsorientiertes Bildungssystem.
Bundesbildungsministerin Anja Karliczek sagte bei der Präsentation der Daten:
„Das deutsche Bildungssystem kann sich sehen lassen. Eine gute Bildung und Ausbildung und die hohe Bereitschaft für das lebensbegleitende Lernen sind die besten Voraussetzungen, um auf die sich verändernden gesellschaftlichen und beruflichen Herausforderungen reagieren zu können. Hier sind wir im internationalen Vergleich gut aufgestellt. Deutschland ist international führend in MINT. In keinem anderen OECD-Land entscheiden sich mehr Anfängerinnen und Anfänger im Tertiärbereich für ein MINT-Fach als in Deutschland.
Doch in dieser sich rasch wandelnden Welt endet Bildung nicht mehr mit der Schule, der Ausbildung oder dem Hochschulabschluss. Wir alle müssen uns darauf einstellen, unsere Qualifikationen und Kompetenzen kontinuierlich weiter zu entwickeln. Die Bereitschaft und Notwendigkeit des lebensbegleitenden Lernens ist heute so wichtig wie nie zuvor. Die OECD-Zahlen bescheinigen uns erfreulicherweise eine überdurchschnittlich hohe Beteiligung an Aus- und Weiterbildung.
Die bisherigen Herausforderungen haben wir gut gemeistert und die Weichen für die Zukunft sind gestellt. Die Gestaltung eines qualitativ hochwertigen und zukunftsfesten Bildungssystems stellt eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe dar, die nur erreicht werden kann, wenn alle ihre Verantwortung übernehmen. Ich will dabei das Tempo hochhalten und die Bildung für die Welt von morgen jetzt umsetzen.“
Der Präsident der Kultusministerkonferenz und Hessische Kultusminister Prof. Dr. R. Alexander Lorz:
„Der Bericht zeigt, dass die Länder auf dem richtigen Weg sind. Deutschland punktet mit einer hohen Bildungsbeteiligung von der frühkindlichen Bildung an, mit einem hohen Qualifizierungsgrad und mit einer dualen Berufsausbildung, die für einen gelingenden Einstieg ins Berufsleben und eine überdurchschnittliche Beschäftigungsquote sorgt.
Erfreulich ist auch, dass sich seit dem Jahr 2005 die Gehälter der Lehrkräfte in Deutschland im internationalen Vergleich relativ gut entwickelt haben. Das Gehalt ist zwar nur ein Anreiz von vielen. Es drückt aber auch eine Wertschätzung aus, nichtsdestotrotz wir müssen den Lehrerberuf darüber hinaus weiter attraktiv gestalten.
Dass in Deutschland das Lesen von Büchern bei Erwachsenen in allen Bildungsbereichen sowie für Männer und Frauen – unabhängig vom Alter - jeweils über dem OECD-Durchschnitt liegt, freut mich ganz persönlich. Jedoch ist das Lesen von Büchern zurückgehend und Multitasking sowie das Nutzen von Instant Messaging ansteigend – gerade bei geringer Gebildeten. Gegen diesen Trend müssen wir weiter anarbeiten, auch über die Schule hinaus.
Doch bei aller Freude über die guten Ergebnisse: Es gilt künftig vor allem, die Bildungschancen der Zugewanderten zu erhöhen sowie zielgerichtete Bildungsangebote für Geringqualifizierte zu schaffen. Zudem müssen wir Frauen stärker für die berufliche Bildung und Männer stärker für ein Lehramtsstudium begeistern, da hier die Geschlechterunterschiede zu groß sind und unseren Fortschritt bremsen.“
Hintergrund
Gut 40 Prozent aller Anfängerinnen und Anfänger eines Bachelor- oder gleichwertigen beruflichen Programmes in Deutschland wählen ein MINT-Fach. Im OECD-Durchschnitt sind es nur 27 Prozent. Auch die Beschäftigungsaussichten für MINT-Qualifizierte sind in Deutschland überdurchschnittlich hoch. Rund 92 Prozent der Erwachsenen mit einem Informatik-Abschluss in Deutschland haben einen Job. Für die Absolventinnen und Absolventen in den Ingenieur- und den Naturwissenschaften liegen die Beschäftigungsquoten bei 91 bzw. 87 Prozent.
Die OECD-Zahlen bescheinigen Deutschland eine überdurchschnittliche Weiterbildungsbeteiligung. Mehr als die Hälfte aller Erwachsenen in Deutschland nimmt am lebensbegleitenden Lernen teil. Positiv und auffallend im internationalen Vergleich sind die hohen Beteiligungsquoten über alle Altersgruppen. Auch in der Altersgruppe der 55- bis 64-Jährigen in Deutschland liegt die Beteiligung mit 44 Prozent noch weit über dem OECD-Durchschnittswert von 33 Prozent.
Die regulären Gehälter der Lehrkräfte liegen in Deutschland je nach Schulstufe und Berufserfahrung im Durchschnitt um rund 42 Prozent über dem OECD-Mittelwert. Auch das Gehalt je Unterrichtsstunde liegt erheblich über dem internationalen Durchschnitt. Seit dem Jahr 2005 haben sich die Gehälter der Lehrkräfte in Deutschland zudem im internationalen Vergleich relativ günstig entwickelt.
Lesen: Besonders Frauen lesen insgesamt, über alle Bildungsabschlüsse hinweg, mit 55 Prozent deutlich häufiger wöchentlich Bücher gegenüber dem OECD-Durchschnitt von 45 Prozent. Auch Männer liegen mit 30 Prozent über dem OECD-Durchschnitt von 27 Prozent.