Die Schweiz gilt beim Horizon-Paket 2021–2027 (Rahmenprogramm Horizont Europa, Euratom-Programm, Digital Europe Programme und Forschungsinfrastruktur ITER) weiterhin als nicht assoziiertes Drittland. In diesem Status können sich Akteure aus Forschung und Innovation an rund zwei Dritteln der Ausschreibungen beteiligen, sie erhalten aber keine Finanzierung von Seiten der EU. Gemäß Beschluss des Bundesrats vom 4. Mai 2022 werden diese Akteure im Rahmen der Übergangsmaßnahmen für alle Ausschreibungen 2022 vom Bund finanziert, so wie das bereits für die Ausschreibungen 2021 der Fall ist. Damit fließen finanzielle Mittel, die als Pflichtbeitrag an die EU für die Schweizer Teilnahme am Horizon-Paket 2021–2027 vorgesehen waren, direkt an Schweizer Projektbeteiligte. Auch bezüglich der Einzelstipendien vom Europäischen Forschungsrat (European Research Council, ERC) bzw. Innovationsrat (European Innovation Council, EIC) sowie der Marie Skłodowska-Curie Aktionen, für welche sich Akteure in der Schweiz derzeit nicht bewerben können, hat der Bundesrat analoge Förderangebote beim Schweizerischen Nationalfonds und Innosuisse beschlossen.
Ebenso hat der Bundesrat Übergangsmaßnahmen für die strategischen Bereiche Hochleistungsrechnen, Quantenforschung und Raumfahrt verabschiedet, bei denen Schweizer Forschende aktuell ausgeschlossen sind. Die entsprechenden Übergangsmaßnahmen lehnen sich eng an die Instrumente der EU-Programme an und sollen sicherstellen, dass die Schweiz ihre starke Stellung in diesen Bereichen beibehält. Diese Maßnahmen werden beim Staatssekretariat für Bildung, Forschung und Innovation (SBFI) und über Programme der Europäischen Weltraumorganisation (ESA) eingeleitet. Ergänzend dazu will der Bundesrat die internationale Ausrichtung der Schweizer Forschung und Innovation in ihren Exzellenzbereichen diversifizieren und stärken: Es geht dabei um die Lancierung von bi- und multilateralen Forschungskooperationen mit Ländern inner- und außerhalb Europas in Forschungsbereichen von strategischer Bedeutung für die Schweiz.
Im Bereich Quantum leistet die Schweiz international führende Beiträge und der Bund fördert seit Jahren den Fortschritt in diesem Gebiet. Neu wird eine nationale Quanteninitiative lanciert, welche Infrastrukturen und Technologieplattformen national koordiniert, auf- und ausbaut. Sie stärkt damit – mit den bereits geleisteten Investitionen der Hochschulen und des Bundes – eine wichtige Grundlage für internationale Partnerschaften.
Insgesamt beläuft sich die Finanzierung der vom Bundesrat eingeleiteten Maßnahmen für die Jahre 2021 und 2022 auf über 1,2 Milliarden Schweizer Franken.
Ebenfalls im Sinne der Diversifizierung der internationalen Beziehungen vertieft der Bundesrat die internationale Zusammenarbeit in der Raumfahrt. Mit einer Kooperationsvereinbarung zwischen der Schweiz und der ESA sollen die Beziehungen zwischen der Schweiz und der ESA sowie ihren Mitgliedstaaten gestärkt werden. Die Unterzeichnung eines "Memorandum of Cooperation" findet am 17. Mai 2022 am Paul Scherrer Institut (PSI) statt. Ziel der Vereinbarung ist es, mit einem gemeinsam von der Schweiz und der ESA zu schaffenden Kompetenzzentrum den künftigen Bedarf an Technologien in der Raumfahrt zu antizipieren: Mit dem am PSI angesiedelten "European Space Deep-Tech Innovation Centre" (ESDI) soll die Verfügbarkeit von "Deep Technologies" für die Programme und Missionen der ESA und für den Schweizer Raumfahrtsektor beschleunigt werden.