Unter dem Titel „Universitäre Forschungsschulen“ (Écoles universitaires de recherche, EUR) werden ab diesem Wintersemester und für zehn Jahre im Rahmen der französischen Exzellenzinitiative 29 Projekte mit insgesamt 216 Millionen Euro gefördert, die nach dem international bekannten Modell einer „Graduate School“ organisiert sind. Das heißt, dass Master- und Doktorandenprogramme eng mit thematisch passenden Forschungsbereichen verknüpft werden und der wissenschaftliche Nachwuchs auf diese Weise bereits früh mit aktuellen Forschungsthemen in Berührung kommt. Bisher ist die Doktorandenausbildung in Frankreich vor allem in fachübergreifenden, großen Doktorandenschulen (Écoles doctorales, ED) organisiert, in die sich alle Doktorandinnen und Doktoranden verpflichtend einschreiben müssen.
Die EUR werden nicht in eigenen Gebäuden angesiedelt sondern bilden eine bestimmte wissenschaftliche Community an einem Standort ab. So etwa Gesundheit und Digitalisierung in Bordeaux (Graduate School of Digital Public Health), Meereswissenschaften in Brest (ISblue) oder Genetik innerhalb des Hochschulverbunds Université Sorbonne-Paris-Cité (Graduate School G.E.N.E.). Teilweise werden bestehende Projekte zusammengefasst, teilweise neue Master- oder Doktoranden-Programme aufgebaut.
Es gebe ebenso viele Modelle wie geförderte Projekte, zitiert die Tageszeitung Le Monde den Genetiker und EUR-Leiter, Jonathan Weitzmann (Université Paris Diderot). Aber allen sei der Wille gemeinsam, sich international zu öffnen und das auf einem sehr hohen wissenschaftlichen Niveau bereits ab dem Master. Mehrere Graduiertenkollegs sind zudem explizit interdisziplinär angelegt, wie beispielsweise die „Graduate School of Humanities, Creation, Heritage“ des Hochschulverbunds Université Paris-Seine (UPS). Die Mehrzahl der EURs ist an großen Hochschulen angesiedelt, nur die Le Mans Université bildet mit einem Graduiertenkolleg im Bereich Akustik (Institute of Acoustics Graduate School) eine Ausnahme. Eine Übersicht aller EUR ist auf der Seite der französischen Agentur für Forschungsförderung ANR (Agence nationale de la recherche) einsehbar. Die Projekte erhalten zwischen 3,6 und 12,8 Millionen Euro.
13 der 29 EUR sind innerhalb eines sogenannten Labex (Laboratoires d'excellence) organisiert. Diese Exzellenzlabore, von denen es insgesamt 171 gibt, wurden 2010 und 2011 im Rahmen einer früheren staatlichen Förderausschreibung ins Leben gerufen. Ihre Finanzierung würde 2019 normalerweise auslaufen, mit einer Option auf fünf Jahre Verlängerung bei positiver Evaluierung. Durch die positive Förderentscheidung der EUR werden die 13 betroffenen Labex nun ebenso wie die EUR in den kommenden zehn Jahren gefördert und erhalten wie bisher die Zinsausschüttungen aus Kapitalanlagen im Wert von insgesamt 148 Millionen Euro.
Eine zweite Ausschreibungsrunde für weitere „Universitäre Forschungsschulen“ wird für Beginn des kommenden Jahres erwartet. Die Finanzierung der EUR erfolgt im Rahmen der dritten Runde des umfangreichen Programms für Zukunftsinvestitionen PIA (Programme d’investissement d’avenir), mit dem seit 2010 prioritäre Schwerpunktbereiche der französischen Regierung gefördert werden.
Zum Nachlesen
Le Monde (12.09.2018): Les universités françaises lancent leurs « graduate schools » pour briller à l’international