Die Entwicklung von Spitzeneinkommen hängt eng mit politischen Entscheidungen wie etwa der Steuergesetzgebung zusammen. Und die politischen Entscheidungen treffen wiederum Menschen, die über mehr Reichtum und Privilegien verfügen als der Durchschnitt ihrer Wählerschaft. An diese Beobachtung knüpft die Forschungsfrage, ob Politikerinnen und Politiker tatsächlich die Interessen wohlhabender Eliten – zu denen sie selbst gehören – besser vertreten als andere und damit die Schere zwischen Arm und Reich weiter öffnen. Prof. Dr. Miquel Pellicer vom Zentrum für Konfliktforschung der Philipps-Universität Marburg und Prof. Dr. Eva Wegner vom Institut für Politikwissenschaft haben dazu ein internationales Forschungsprojekt mit dem Titel "Politicians, Policies, and the Reproduction of Wealth" konzipiert, das die VolkswagenStiftung als Teil der Förderinitiative "Perspektiven auf Reichtum" mit 1,6 Millionen Euro fördert.
Gemeinsam erforscht ein internationales Team aus Politik-, Rechts- und Wirtschaftswissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern in Südafrika, Brasilien, Deutschland und Großbritannien in den nächsten vier Jahren, welche politischen Mechanismen der Reproduktion von Reichtum zugrunde liegen. Sie untersuchen dafür in allen vier Ländern, wie weit die sozialen und wirtschaftlichen Merkmale von Abgeordneten mit denen der wirtschaftlichen Eliten übereinstimmen und wie sich das auf die Politikgestaltung sowie die Einkommen der Wohlhabenden auswirkt.
Mit der Förderinitiative "Perspektiven auf Reichtum" will die VolkswagenStiftung einen Perspektivwechsel von der Armutsforschung hin zu Facetten rund um das Phänomen Reichtum initiieren. Da extrem ungleiche Einkommens- und Vermögensverhältnisse eine wiederkehrende Quelle von Konflikten sind und Entwicklung behindern, gilt die wissenschaftliche Erforschung des Phänomens Reichtum als ein zentrales Element zum Verständnis gesellschaftlicher Transformationsprozesse.
Zum Nachlesen
- Philipps-Universität Marburg (05.05.2023): Forschungsprojekt zur Reproduktion von Reichtum