Überblick zur Kooperation mit Deutschland: China
Aus chinesischer Sicht hat die Zusammenarbeit mit Deutschland in Bildung und Forschung einen hohen Stellenwert. Sowohl als Zielland für chinesische Studierende als auch als Ko-Publikationsland für wissenschaftliche Veröffentlichungen platziert sich Deutschland unter den Top 10.
Aus deutscher Perspektive belegt China als Herkunftsland für internationale Studierende seit längerem den Spitzenplatz in Deutschland. Bereits 2013 strebten über 19.000 Studierende aus China einen Abschluss in Deutschland an, im WS 2020/21 waren es 40.122 Studierende. Der Zuwachs seit 2017/18 fällt mit 9 Prozent aber eher moderat aus. Andere Länder, insbesondere Indien, verzeichnen in den letzten Jahren höhere Zuwächse. Als Zielland für deutsche Studierende platzierte sich China 2019 (Pre-Covid) nach Umfragen von DeStatis auf Rang 6 mit 8.079 Studierenden aus Deutschland und somit unter den Top 10 (Daten Wissenschaft weltoffen 2022, S. 37 und 63). Als Ko-Publikationsland Deutschlands für wissenschaftliche Veröffentlichungen lag China mit Rang 6 ebenfalls unter den Top 10 (Quelle: SciVal® database, Elsevier B.V., www.scival.com, 2019-22, downloaded on January 2, 2023).
Bei den Reformbemühungen zur Verbesserung der beruflichen Ausbildung ist Deutschland, durch traditionell umfassende Expertise in der beruflichen Bildung, als Kooperationspartner besonders attraktiv. Die deutsch-chinesische Kooperation in der beruflichen Bildung gehört zu den Bereichen, die sich kontinuierlich weiterentwickeln. Seit 2011 finden regelmäßige Sitzungen der Leitungsgruppe der Deutsch-Chinesischen Allianz für Berufsbildung statt. Beteiligt sind sowohl die Wirtschaft als auch Bildungseinrichtungen. Im Strategieprojekt VETnet fördert das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) Auslandshandelskammern (AHK) in neun Ländern mit dem Ziel, ausgewählte AHKs vor Ort als dauerhafte Ansprechpartner für die berufliche Bildung im Partnerland zu etablieren. Dafür bringen die AHKs wie zum Beispiel die AHK Shanghai vor Ort in China ihre Expertise und ihre Netzwerke ein und arbeiten vor allem daran, Unternehmen für die berufliche Bildung zu gewinnen.
Seit der Unterzeichnung des Regierungsabkommens zur wissenschaftlich-technologischen Zusammenarbeit im Jahr 1978 haben sich zahlreiche und weitgefächerte Kooperationen entwickelt. Die im Juli 2023 veröffentlichte China-Strategie der Bundesregierung setzt den Rahmen, innerhalb dessen die einzelnen Bundesministerien ihre Politik gegenüber China kohärent gestalten. Die Strategie ist auch wegweisend für Wissenschaft und Forschung und gibt eine übergeordnete Orientierung im Umgang mit China. Hierbei steht das Thema Auf- und Ausbau von unabhängiger China-Kompetenz für das BMBF im Fokus (Überblick zu bilateralen und multilateralen Projekten mit einer Förderung des BMBF). In Deutschland selbst treibt das BMBF gemeinsam mit dem Auswärtigem Amt und der Kultusministerkonferenz den Ausbau von China-Kompetenz auf den verschiedenen Bildungsebenen voran.
Der Hochschulkompass der Hochschulrektorenkonferenz (HRK) weist 1.311 offizielle Kooperationen zwischen Deutschland und China aus. 214 deutsche Hochschulen kooperieren mit 349 chinesischen Hochschulen und 21 sonstigen Einrichtungen (Stand: 08/2024).
Ein Leuchtturm-Projekt der Deutsch-Chinesischen Hochschulkooperation ist die Chinesisch-Deutsche Hochschule für Angewandte Wissenschaften (CDHAW). Sie wurde 2004 gegründet und ist seit 2011 Teil der Chinesisch-Deutschen Hochschule (CDH), die im selben Jahr an der Tongji-Universität etabliert wurde. Die CDHAW bietet vierjährige deutsch-chinesische Doppelabschlussprogramme (Bachelor) nach dem deutschen Fachhochschul-Modell in den Studiengängen Mechatronik, Fahrzeugtechnik, Gebäudetechnik und Wirtschaftsingenieurwesen an. Die Curricula sind von chinesischen und deutschen Fachkoordinatoren gemeinsam erarbeitet. Bis zu 30 Prozent der Lehrveranstaltungen werden von deutschen Lehrkräften und Lehrbeauftragten aus der Industrie abgehalten. Träger der CDHAW sind die Tongji-Universität und ein Konsortium von 28 deutschen Fachhochschulen. Die CDH fungiert seit 2011 als gemeinsames Dach für die bis dahin separat agierenden Teileinrichtungen CDHAW, Chinesisch-Deutsches Hochschulkolleg (CDHK, gefördert vom AA) und Chinesisch-Deutsches Institut für Berufsbildung (CDIBB). Sie bietet über den Chinesisch-Deutschen Campus (CDC) eine Plattform und Serviceeinrichtung für alle anderen deutsch-chinesischen Projekte an der Tongji-Universität.
Internationale Mobilität von und nach China wird durch den Deutschen Akademischen Austauschdienst (DAAD), die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) sowie die Alexander von Humboldt-Stiftung (AvH) gefördert.
Das Verhältnis der DAAD-Geförderten aus China und Deutschland war bis 2019 relativ ausgewogen. Danach gingen die Zahlen insbesondere in Richtung Deutschland-China zurück. 2023 (in Klammern die Zahlen für 2019 Pre-Covid) hat der DAAD unter eigenen Programmen Förderung für einen Aufenthalt in China an 378 (1.287) Studierende und Graduierte (inklusive Promovierende, Statusgruppen I-III) und 88 (208) Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler sowie Hochschullehrkräfte (inkl. Post-Docs, Statusgruppe IV) aus Deutschland vergeben. In den gleichen Kategorien erhielten 826 (1.147) und 207 (226) Geförderte aus China eine Unterstützung des DAAD, um eine Aktivität im eigenen Land oder einen Auslandsaufenthalt, darunter auch Deutschlandaufenthalte, zu finanzieren.
Die AvH fördert ausländische Spitzenwissenschaftlerinnen und -wissenschaftler aller Fächer und Länder, die mit Hilfe von Forschungsstipendien und -preisen in Deutschland tätig werden. 2023 vergab die AvH 6 Forschungspreise an Geförderte aus China, mit 74 Forschungsstipendien liegt China zusammen mit den USA an der Spitze. In der AvH-Gesamtförderbilanz (Forschungspreise und -stipendien) hält allerdings die USA vor China den Spitzenplatz.
Die Max-Planck-Gesellschaft (MPG) kooperiert seit 1974 und somit seit mehr als 45 Jahren mit wissenschaftlichen Partnern in China, insbesondere mit der Chinese Academy of Sciences (CAS), mit der die MPG eine privilegierte und strategische Partnerschaft verbindet (siehe Webseite MPG-China). Im Zuge einer Diversifizierung der China-Kooperation wird zudem die Zusammenarbeit mit Top-Universitäten (z.B. Peking University) und Hongkong verstärkt. 2014 wurde ein Memorandum of Understanding mit der Chinese Academy of Social Sciences (CASS) unterzeichnet. 2023 führte die MPG 128 Projekte mit Partnern in China durch. Mit 1.412 Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern war China das wichtigste Herkunftsland für Nachwuchs- und Gastforschende in MPG-Einrichtungen. Knapp dahinter liegt Indien auf Rang 2.
Die Fraunhofer-Gesellschaft (FhG) unterhält seit 1999 eine Repräsentanz in Peking. Hauptzielgruppen der Zusammenarbeit sind deutsche sowie chinesische Unternehmen sowie exzellente chinesische wissenschaftliche Einrichtungen.
Die Helmholtz-Gemeinschaft Deutscher Forschungszentren (HGF) betreibt seit dem Jahr 2003 ein Büro in Peking zur Wahrnehmung gemeinsamer Interessen der Zentren der Helmholtz-Gemeinschaft in China. Im Rahmen einer seit dem Jahr 2006 laufenden Vereinbarung mit dem China Scholarship Council (CSC) haben sich seit 2007 etwa 50 Doktoranden/innen pro Jahr zu Ausbildungs- und Forschungsaufenthalten an Helmholtz-Zentren aufgehalten. In den Helmholtz-Zentren arbeiten inzwischen über 1100 junge chinesische Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler, unter ihnen mehr als zehn Nachwuchsgruppenleiter/innen. Ebenfalls wurden mehr als zehn Wissenschaftler/innen aus Helmholtz Zentren im Rahmen des seit dem Jahr 2008 laufenden, sog. Top-1000-Talente-Programms der chinesischen Regierung angeworben. Ähnlich wie in der MPG stellen in der HGF 2023 die 844 chinesischen Gastwissenschaftlerinnen und -wissenschaftler die größte Gruppe unter den Gastforschenden.
Andere Ressorts sind ebenfalls aktiv. So kooperieren das Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz (BMWK) unter dem Dach des Deutsch-Chinesischen Forums für wirtschaftliche und technologische Zusammenarbeit auf Ministerebene mit der National Development and Reform Commission, unter anderem in Arbeitsgruppen zu den Themen Energie, Umwelttechnik und Kreislaufwirtschaft, Medizinwirtschaft und Biotechnologie. Hauptfokus in den Arbeitsgruppen auf höherer ministerieller Arbeitsebene ist die Unternehmenszusammenarbeit, aber durchaus auch der Austausch von Experten.
Es folgt eine Auswahl von Einrichtungen vor Ort, die die deutsch-chinesische Kooperation tragen und unterstützen:
- Das Chinesisch-Deutsche Zentrum für Wissenschaftsförderung (CDZ) ist eine als Joint-Venture gegründete Forschungsfördereinrichtung der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) und der National Natural Science Foundation of China (NSFC) mit Sitz in Peking;
- Der DAAD ist an drei Standorten vertreten (DAAD in China): „DAAD-Außenstelle Peking“, „DAAD-Informationszentrum Shanghai”, „DAAD-Informationszentrum Guangzhou”;
- Fraunhofer hat seit 1999 eine Repräsentanz in Peking (Fraunhofer Representative Office Beijing)
- Das Fraunhofer-Institut für Produktionstechnik und Automatisierung IPA ist mit der Shanghai Jiao Tong University (SJTU) eine zunächst auf fünf Jahre angelegte Kooperation eingegangen, um das Shanghai Project Center for Smart Manufacturing aufzubauen. Die Unterzeichnung des Vorhabens fand am 14. Oktober 2017 statt.
- Die Helmholtz-Gemeinschaft Deutscher Forschungszentren (HGF) ist seit dem Jahr 2003 durch das Helmholtz-Büro in Peking repräsentiert. Der Schwerpunkt der Zusammenarbeit liegt in langfristigen strategischen Projekten in den sechs Forschungsbereichen Energie, Erde und Umwelt, Gesundheit, Information, Struktur der Materie sowie Luftfahrt, Raumfahrt und Verkehr;
- Zwei deutsche Max-Planck-Institute haben 2016 mit herausragenden Wissenschaftlern des Guangzhou Institute of Biomedicine and Health (GIBH) der Chinesischen Akademie der Wissenschaften das Max Planck- GIBH Joint Center for Regenerative Biomedicine gegründet. Ziel ist es, beschädigte Zellen und Organe heilen und reprogrammierte Stammzellen (iPS) in die klinische Anwendung bringen.