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US-Elitehochschulen unter Druck: Vorwürfe wegen Duldung von Antisemitismus

Berichterstattung weltweit

Eine Reihe von US-Elitehochschulen sieht sich seit den Terroranschlägen vom 7. Oktober mit Vorwürfen konfrontiert: Insbesondere jüdische und israelische Studierende und Forschende fühlen sich durch die Tolerierung von antisemitischen Parolen und Aktivitäten auf den Campussen verunsichert und bedroht. Eine Anhörung im US-Repräsentantenhaus führte nun zum Rücktritt einer Hochschulpräsidentin sowie der Einsetzung eines parlamentarischen Untersuchungsausschusses. Prominente und weniger prominente Alumni der Hochschulen stellen bereits seit Anfang Oktober private Finanzierungen in Frage. Zudem werden Klagen vor den Gerichten vorbereitet.

Anlässlich einer Anhörung vor dem Bildungsausschuss des US-Repräsentantenhauses („US House Committee on Education and the Workforce“) am 5. Dezember stellten sich die drei Hochschulpräsidentinnen der Harvard University, der University of Pennsylvania (UPenn) sowie des Massachusetts Institute of Technology (MIT) einer Befragung. Dabei sagten alle drei aus, dass allgemeine Forderungen nach einem jüdischen Genozid nur unter bestimmten Voraussetzungen eine Sanktionierung nach dem hochschuleigenen Verhaltenskodex nach sich ziehen. Dies sei abhängig vom Kontext. Eine Sanktionierung käme nur dann in Betracht, wenn tatsächliche Handlungen verübt werden. Ferner wurde argumentiert, dass Voraussetzung für eine Sanktionierung harte durchschlagende Angriffe gegen einzelne Personen seien.   

Das öffentliche Echo auf diese Äußerungen war außerordentlich negativ. Am Tag nach der Anhörung verurteilte ein Sprecher des Weißen Hauses Aufrufe zu einem jüdischen Genozid als gefährlich und abstoßend und rief dazu auf, diesen entgegenzutreten. In einem offenen Brief forderten 74 Kongressabgeordnete den Rücktritt der drei Hochschulpräsidentinnen. Die Präsidentin der UPenn Liz Magill trat daraufhin am 9. Dezember zurück. Das Präsidium („Governing Board“) des MIT stellte hingegen klar, dass es vollständig hinter seiner Präsidentin steht und würdigte deren „exzellente Arbeit" auch im Kampf gegen Antisemitismus. Mehrere hundert Lehrkräfte an der Harvard University sprachen sich in einem offenen Brief dezidiert gegen den Rücktritt von Präsidentin Claudine Gay aus. Die Hochschullehrkräfte warnten davor, dass Einmischungen von außen die „Kultur der freien Forschung“ („culture of free inquiry“) in Harvard gefährdeten.

Als Reaktion auf die Anhörung setzte der Bildungsausschuss einen parlamentarischen Untersuchungsausschuss mit weitreichenden Befugnissen zur Klärung der Vorwürfe ein. Gegenstand der Untersuchung werden das Lernumfeld, die Politik der Leitung sowie die disziplinäre Praxis in Harvard, MIT und UPenn sein. Das US-Bildungsministerium hatte bereits Mitte November bekannt gegeben, dass es eine Untersuchung mehrerer Schulen und Hochschulen (Columbia University, Cornell University, Harvard University und Wellesley College) wegen der Tolerierung von antisemitischer bzw. anti-islamischer Diskriminierung eingeleitet hat. Im Mai 2023 hatte US-Präsident Biden erstmals eine US-Strategie zur Bekämpfung von Antisemitismus veröffentlicht.

Die US-amerikanischen Elitehochschulen werden derzeit nicht nur von Parlament und Regierung, sondern seit den Terrorangriffen vom 7. Oktober auch verstärkt von privaten Geldgebern unter Druck gesetzt. Die Rede ist von einem „donor walkout“ in Reaktion auf zögerliche Verurteilungen der Terrorangriffe durch die Hochschulleitungen, bevor die Ereignisse auf den Campussen in den Vordergrund rückten. Im Fall der UPenn drohte einer der größten privaten Spender nach der Anhörung im Bildungsausschuss damit, eine Finanzierung von 100 Millionen USD zurückzuziehen, falls die Hochschulpräsidentin im Amt bliebe. Die Reaktion ist nicht nur auf einzelne Großspender beschränkt: Die neu gegründete Harvard Jewish Alumni Alliance (HJAA) hat eine Liste von Forderungen zur Bekämpfung von Antisemitismus auf dem Harvard Campus vorgelegt. Dazu gehört eine Ursachenforschung, die auch die Lehrpläne der Hochschulen und die Ausbildung der Lehrkräfte einbeziehen soll. Bis diese Forderungen erfüllt werden, wollen die Alumni nur noch einen symbolischen Dollar an ihre ehemalige Alma Mater spenden („One Dollar Pledge“). Anwaltskanzleien haben zudem angekündigt, dass sie Klagen vor Gericht gegen eine Reihe von Hochschulen wegen der langfristigen Tolerierung von Antisemitismus auf den Campussen vorbereiten.

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Redaktion: von Dr. Sonja Bugdahn Länder / Organisationen: USA Israel Global Themen: Bildung und Hochschulen Ethik, Recht, Gesellschaft sonstiges / Querschnittsaktivitäten Strategie und Rahmenbedingungen

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