Bildungslandschaft: Republik Korea (Südkorea)
Indikatoren für Bildung
Indikator |
Südkorea |
Deutschland |
OECD-Gesamt |
Stand |
---|---|---|---|---|
Bildungsanteil am Bruttoinlandsprodukt: Bildung insgesamt [Prozent] |
5,07 |
4,60 |
5,10 |
2020 |
Wachstum des Bildungsanteils am BIP (Differenz des BIP-Bildungsanteils zu dem des Vorjahres) [Prozent] |
-0,19 |
0,26 |
0,19 |
2020 |
Bildungsanteil am Bruttoinlandsprodukt: tertiäre Bildung [Prozent] |
1,56 |
1,34 |
1,50 |
2020 |
Öffentlicher Anteil an den Ausgaben für tertiäre Bildung [Prozent] |
43,26 |
82,50 |
67.13 |
2020 |
Anteil internationaler abschlussorientierter Studierender aus dem Land [Prozent]* |
3,10 |
4,19 |
2,09 |
2021 |
Anzahl Studierender im Tertiärbereich insgesamt [Mio.] |
2,908 |
3,352 |
- - |
2021 |
Anteil internationaler abschlussorientierter Studierender im Land [Prozent]** |
4,08*** |
11,23 |
6,44 |
2021 |
Anzahl Promovierender insgesamt |
81.736 |
192.270 |
- - |
2021 |
Anteil internationaler abschlussorientierter Promovierender im Land [Prozent]** |
17,44*** |
22,48 |
23,61 |
2021 |
Anteil 25- bis 34-Jähriger mit einem Abschluss im Tertiärbereich [Prozent] |
69,58 |
37,28 |
47,23 |
2022 |
Anteil an neuen Studienabschlüssen in Mathematik, Statistik und Naturwissenschaften [Prozent] |
4,46 |
7,99 |
5,28 |
2021 |
Anteil an neuen Studienabschlüssen in Ingenieurswissenschaften, Fertigung und Konstruktion [Prozent] |
21,06 |
22,21 |
13,68 |
2021 |
PISA-Ergebnisse: Lesen [Punktzahl (Platzierung)] |
515 (4) |
480 (21) |
472 |
2022 |
PISA-Ergebnisse: Mathematik [Punktzahl (Platzierung)] |
527 (6) |
475 (24) |
485 |
2022 |
PISA-Ergebnisse: Naturwissenschaften [Punktzahl (Platzierung)] |
528 (5) |
492 (22) |
476 |
2022 |
Weitere Informationen
Links/Institutionen
Schulen und Hochschulen
Das seit 2013 wieder eigenständig agierendes Bildungsministerium (Ministry of Education, MOE) ist für das Schul- und das Hochschulwesen zuständig, mit Ausnahme der Technischen Universitäten KAIST (Korea Advanced Institute of Science and Technology), GIST (Gwangju Institute of Science and Technology), DGIST (Daegu Gyeongbuk Institute of Science and Technology) und UNIST (Ulsan National Institute of Science and Technology). Diese sind dem Ministerium für Wissenschaft und Informations- und Kommunikationstechnologien (Ministry of Science and ICT, MSIT) zugeordnet. Dies ist insofern bedeutsam, da MSIT, aus einer Organisationsreform des Jahres 2013 hervorgegangen, der größte Teil der staatlichen Forschungsmittel zugeordnet ist.
In Südkorea gibt es keine gesetzlich vorgeschriebene Kindergarten- und Vorschulerziehung, in den urbanen Gebieten besuchen dennoch die meisten Kinder eine solche Einrichtung. Nach dem zweiten Weltkrieg wurde nach US-amerikanischem Vorbild das 6-3-3-4- System beschlossen (DAAD-Bildungssystemanalyse, 12.07.2024): 6 Jahre Grundschule, 3 Jahre Mittelschule, 3 Jahre Oberschule (High School) und 4 Jahre College beziehungsweise Universität. Bereits mit der Einführung der sechsjährigen Grundschulpflicht 1951 erreichte man – obwohl noch auf dem Stand eines Entwicklungslandes – nach wenigen Jahren eine Einschulungsquote von annähernd 100 Prozent. Daran anschließend findet die Schulausbildung an der verpflichtenden dreijährigen Mittelschule statt. Die Übergangsrate auf die dreijährigen Oberschulen beträgt mittlerweile knapp 100 Prozent. Anders als bei den Grund- und Mittelschulen ist über die Hälfte der Oberschulen in privater Trägerschaft. Bei den Pisa-Ergebnissen gehört Südkorea regelmäßig zur Spitzengruppe (siehe Bildungsindikatoren).
Der Eintritt in eine Topuniversität wird von vielen Eltern strategisch bis ins Detail geplant und durch private Nachhilfeangebote unterstützt. In der Altersgruppe der 25-34 jährigen können in Südkorea 69 Prozent einen tertiären Abschluss vorweisen (siehe Bildungsindikatoren). Dabei ist allerdings zu berücksichtigen: 21 Prozent in dieser Altersgruppe haben in Südkorea mit dem tertiären Abschluss einen berufsbildenden Kurzstudiengang abgeschlossen, 46 Prozent in der Altersgruppe verfügen über einen Bachelorabschluss. Zum Vergleich: Da Deutschland in Bezug auf Berufsbildung einem anderen Ansatz folgt, fehlt es praktisch vollständig an deutschen berufsbildenden Kurzstudiengänge im Tertiärbereich (Anteil 0 Prozent). Der Anteil der deutschen Bachelor-Abschlüsse beträgt mit 21 Prozent weniger als die Hälfte des koreanischen Anteils von 46 Prozent. Hingegen übertrifft der Anteil der deutschen Masterabschlüsse mit 11 Prozent den südkoreanischen Anteil von 3 Prozent (siehe Bildung auf einen Blick 2023, Tabelle A1.3 Bildungsstand 25- bis 34-Jähriger, nach Ausrichtung des Bildungsgangs (2022, Excel-Tabelle).
Universitäten und Colleges bieten in Südkorea vierjährigen Bachelor-Studiengänge (sechsjährige bei medizinischen Fächern) und z.T. darauf aufbauenden Master- und Doktorkursen (Graduate Schools). Die Mehrzahl der etwa 430 Hochschulen (226 Universitäten, 160 Junior Colleges und 47 Graduate School Colleges) in Korea sind im Korean Council for University Education (KCUE) zusammengeschlossen. Unter den 190 Volluniversitäten steht mit 156 die Mehrzahl in privater Trägerschaft, lediglich 34 sind in öffentlicher Hand (DAAD-Bildungssystemanalyse, 12.07.2024).
Die Höhe der Studiengebühren variiert beträchtlich je nach Universität, Fächerwahl und Abschluss. Im internationalen Vergleich wird sie generell als hoch eingeschätzt, private Hochschulen verlangen deutlich mehr als öffentliche. Sowohl koreanische als auch internationale Studierende können zur Deckung der Studiengebühren Stipendien einwerben (DAAD-Bildungssystemanalyse, 12.07.2024).
Aufgrund des demografischen Wandels und einem verstärkten Interesse am Tertiärsektor nahm die Anzahl der Studierenden in tertiären Bildungsgängen in Südkorea zwischen den Jahren 2000 und 2012 zunächst von 3 auf 3,3 Millionen zu. Seitdem sinkt die Anzahl stetig auf zuletzt 2,8 Millionen im Jahr 2022 (siehe Bildungsindikatoren, jüngste Daten der UNESCO). Bei Nichtberücksichtigung der Studierenden in berufsbildenden Kurzstudiengängen beträgt die Anzahl der Studierenden an südkoreanischen Hochschulen nur noch knapp 2,4 Millionen (siehe Statista Number of students enrolled in higher education institutions in South Korea from 1980 to 2023).
Die Etablierung von international wettbewerbsfähigen Exzellenzuniversitäten wurde in Südkorea seit 1999 durch eine Reihe von Programmen vorangetrieben, darunter durch das „Brain Korea 21 Project“ und das „World Class Universities Project“, mit dem Lehrkräfte aus dem Ausland gewonnen werden sollten. 2015 hat das Bildungsministerium beschlossen, alle Universitäten zu evaluieren, um die Qualität der Hochschulbildung zu verbessern und die Hochschulen auf einen Rückgang der Studierendenzahlen vorzubereiten. Neuere Ansätze sehen eine Dezentralisierung des Hochschulsystems vor (siehe unter Bildungspolitische Ziele und Programme).
Weitere Informationen
Links/Institutionen
- Republik Korea (Südkorea): Übersicht Hochschulen (Study in Korea)
- DAAD: Republik Korea (Südkorea) – Länder- und Programminformationen zu Hochschulen
- Republik Korea (Südkorea): Bildungsministerium
- Republik Korea (Südkorea): KAIST – Korea Advanced Institute of Science and Technology
- Republik Korea (Südkorea): KCUE – Korean Council of University Education
Berufliche Bildung
Das politische Interesse an der beruflichen Bildung wächst derzeit in Korea deutlich. Hintergrund ist, dass der sehr hohe Stellenwert der Hochschulbildung seit Jahren dazu führt, dass es zwar einen hohen Anteil an Hochschulabsolventen gibt (bis zu 68 Prozent), dadurch jedoch die Bereiche, in denen Facharbeiter gebraucht werden, unter Fachkräftemangel leiden. Um hier gegenzusteuern, müsste die koreanische Regierung die berufliche Bildung stärken. Die gesellschaftliche Anerkennung eines Berufsbildungsabschlusses ist bislang jedoch gering. Die derzeit deutlich zunehmende Jugendarbeitslosigkeit und der Mangel an qualifizierten Fachkräften könnten dazu beitragen, dass zukünftig berufliche Ausbildungen nach einem dualen System sowohl politisch als auch gesellschaftlich deutlich mehr Interesse und Anerkennung finden.
Das jetzige Berufsbildungssystem Koreas beruht auf dem Berufsbildungsgesetz von 2001. Die Verantwortung für die berufliche Aus- und Weiterbildung obliegt dem Bildungsministerium (Ministry of Education, MOE) und dem Ministerium für Beschäftigung und Arbeit (Ministry of Employment and Labor, MOEL). In den Curricula der Mittelschulen sind bereits berufsvorbereitende Fächer wie Technik/Industrie, Hauswirtschaft und EDV enthalten. Die berufsbildenden Oberschulen, die von etwa einem Drittel der Schülerinnen und Schüler nach der Mittelschule besucht werden, gliedern sich im Wesentlichen in die Fachrichtungen Technik, Kaufmännische Ausbildung, Landwirtschaft, Fischzucht und Hauswirtschaft. Aus diesem System geht auch der Großteil der koreanischen FacharbeiterInnen hervor.
Die Berufsausbildung im eigentlichen Sinne wird vom Arbeitsministerium gelenkt. Das Korean Research Institute for Vocational Education & Training (KRIVET) untersteht dem Premierminister und legt die systematische Ausrichtung der Ausbildungsangebote in Korea fest. Außerdem werden von hier aus Bildungskooperationen mit dem Ausland organisiert. Die angebotenen Ausbildungsmaßnahmen lassen sich in Kurse der Erstausbildung, Aufstiegsfortbildung, Umschulung und „job transfer training" einteilen, die von staatlichen, autorisierten und betrieblichen Institutionen angeboten werden. Südkoreanische kleine und mittlere Unternehmen (KMUs) setzen bereits vereinzelt auf Ausbildungsmodelle, die an das deutsche Modell angelehnt sind (siehe unter Überblick Kooperation mit Deutschland).