Forschungs- und Innovationslandschaft: Republik Korea (Südkorea)
FuE-Indikatoren
Indikator |
Korea |
Deutschland |
OECD |
Stand |
---|---|---|---|---|
Nationale FuE-Ausgaben [Mio. USD**] |
119.644 |
131.834 |
1.707.221 |
2022/2022/2022 |
FuE-Ausgabenwachstum im Vergleich zum Vorjahr [Prozent] |
8,90 |
1,92 |
4,03 |
2022/2022/2022 |
Nationale FuE-Ausgaben [Mio. USD*] |
138.995 |
174.857 |
2.105.943 |
2022/2022/2022 |
FuE-Anteil am Bruttoinlandsprodukt (BIP) [Prozent] |
5,21 |
3,13 |
2,73 |
2022/2022/2022 |
Anteil der FuE-Ausgaben des Staates am BIP [Prozent] |
1,18 |
0,94 |
0,62 |
2022/2021/2021 |
Anteil der FuE-Ausgaben der Wirtschaft am BIP [Prozent] |
3,98 |
1,96 |
1,77 |
2022/2021/2021 |
Ausgaben für FuE in Unternehmen (BERD) [Mio. USD*] |
110.338 |
117.799 |
1.553.222 |
2022/2022/2022 |
Anteil der öffentlich finanzierten Ausgaben für FuE in Unternehmen (direkter Förderanteil) [Prozent] |
5,71 |
3,52 |
4,46 |
2022/2021/2021 |
Anteil der vom Ausland finanzierten Ausgaben für FuE in Unternehmen [Prozent] |
0,21 |
7,90 |
8,55 |
2022/2021/2021 |
Ausgaben für FuE in Hochschulen (HERD) [Mio. USD*] |
12.717 |
31.709 |
328.582 |
2022/2022/2022 |
Anteil der unternehmensfinanzierten Ausgaben für FuE in Hochschulen [Prozent] |
13,89 |
13,09 |
6,25 |
2022/2021/2021 |
Ausgaben für FuE in außeruniversitären öffentlichen Forschungseinrichtungen (GOVERD) [Mio. USD*] |
13.045 |
21.163 |
179.099 |
2022/2022/2022 |
Anteil der unternehmensfinanzierten Ausgaben für FuE in außeruniversitären öffentlichen Forschungseinrichtungen [Prozent] |
1,84 |
7,93 |
3,27 |
2022/2021/2021 |
Anzahl der Forschenden (Vollzeitäquivalente) |
488.774 |
484.823 |
6.119.487 |
2022/2022/2021 |
Anzahl der Forschenden (VZÄ) je 1000 Beschäftigte |
17,40 |
10,63 |
9,89 |
2022/2022/2021 |
Anteil der Forschenden (VZÄ) in privaten Unternehmen [Prozent] |
82,64 |
61,50 |
66,80 |
2022/2022/2021 |
Anteil internationaler Ko-Patente an Patentanmeldungen unter dem Vertrag über Patentzusammenarbeit (PCT) [Prozent](1) |
2,3 |
19,4 |
8,2 |
2020 |
FuE-Finanzierung
In den OECD-Ländern mit überwiegend hohem Einkommen finanziert meist die inländische Wirtschaft den größten Anteil der Ausgaben für Forschung und Entwicklung (OECD Gesamt und Deutschland 64 Prozent). Die Anteile betragen für den Staat 24 bzw. 28 Prozent und für das Ausland 7 Prozent (OECD Gesamt und Deutschland).
Die inländische südkoreanische Wirtschaft liegt mit Finanzierungsanteilen von über 75 Prozent noch deutlich vor Deutschland und den meisten OECD-Ländern. In den USA, Israel, China und Japan ist der Anteil der inländischen Wirtschaft ähnlich hoch. Auffällig ist der sehr niedrige Anteil an Auslandsfinanzierung.
FuE-Durchführung
Bei der Durchführung von Forschung und Entwicklung nehmen die Unternehmen in den OECD-Ländern meist eine dominante Rolle ein (Anteile für Deutschland und OECD Gesamt liegen bei 67 und 71 Prozent). Im Vergleich dazu haben die Unternehmen in Südkorea ähnlich wie bei der Finanzierung sogar noch deutlich höhere Anteile.
Im öffentlichen Sektor sind der OECD-Raum und in geringerem Maße auch Deutschland hochschulzentriert (Verhältnis von GOVERD zu HERD von etwa 35 : 65 bzw. 45 : 55). Südkorea investiert jedoch stärker in die außeruniversitären öffentlichen Forschungseinrichtungen als in die Hochschulen (Verhältnis von GOVERD zu HERD von etwa 55 : 45).
Weitere Informationen
Forschungs- und Förderorganisationen
Das Ministerium für Wissenschaft und Informations- und Kommunikationstechnologien (Ministry of Science and ICT – MSIT) und das Wirtschaftsministerium (Ministry of Technology, Industry and Energy, MOTIE) tragen die Verantwortung für die wichtigsten Forschungs- und Fördereinrichtungen.
Dem MSIT sind die größte Fördereinrichtung des Landes (s. unten) sowie die größte öffentlich finanzierte Industrieforschungseinrichtung, der National Research Council of Science and Technology (NST) zugeordnet. Die dazu gehörigen 25 Government Research Institutions (GRI) wurden überwiegend in den 70er und 80er Jahren gegründet. 2014 wurden die Institute für angewandte Forschung und Grundlagenforschung, die ursprünglich separaten Einrichtungen zugeordnet waren, unter dem Dach des NST zusammengelegt. Im Ergebnis deckt der NST eine breite Palette von naturwissenschaftlichen und technischen Fachgebieten ab (siehe für einen Überblick der NST-Institute): Astronomie, Geowissenschaften, (Atom-)Energie, Materialwissenschaft, orientalische Medizin, Ernährungswissenschaften, Luft- und Raumfahrt sowie diverse Technologien (chemisch, industriell, Telekommunikation, Energie-, Elektro- und Biotechnologie). Das bekannteste NST-Institut ist das 1966 gegründete Korea Institute of Science and Technology (KIST), das auch international sehr aktiv ist (siehe unter Überblick Internationale Kooperation).
Das System der Finanzierung der GRIs wurde 1996 von der rein institutionellen Finanzierung stärker auf eine Programmfinanzierung umgestellt. Seitdem wurden weitere Reformen durchgeführt, welche die Effizienz und die Innovationsleistung steigern sollen. Die inhaltliche Ausrichtung wird weiterhin vor allem "top down" kontrolliert, auf der Ebene von einzelnen Arbeitsgruppen bzw. Projekten wurde die Autonomie jedoch erheblich gesteigert.
Innerhalb des NST ist das 1988 gegründete Korea Basic Science Institute (KBSI) für die Entwicklung wissenschaftlicher Instrumente und Ausrüstung zuständig. Das 2011 gegründete Institute of Basic Science (IBS) wirkt außerhalb des NST, um verstärkt Grundlagenforschung in Südkorea durchzuführen. Die verschiedenen Institute sind teilweise im Hauptquartier des IBS in Daejon, teilweise an Universitäten angesiedelt, wie beispielsweise das Center for Quantum Nano Science an der Ewha Womans University in Seoul.
Direkt dem Premierminister unterstellt ist der National Research Council for Economics, Humanities and Social Sciences (NRC), der wirtschafts-, geistes- und sozialwissenschaftliche Forschung in etwa 25 außeruniversitären Instituten betreibt. Dazu gehören auch Institute für Bildungsforschung wie das Korea Educational Development Institute (KEDI) sowie das Korea Research Institute for Vocational Education and Training (KRIVET). Über eigene Ressortforschungseinrichtungen verfügen in Südkorea z.B. das
- Ministerium für Landwirtschaft (Rural Development Administration, RDA mit vier Agrarforschungsinstituten)
- das Ministerium für Umwelt (National Institute of Environmental Research, NIER)
- sowie das Ministerium für Ozeane und Fischerei (u.a. Korea Institute of Ocean Science and Technology, KIOST).
Dem Ministerium für Gesundheit und Wohlfahrt (MOHW) unterstehen ebenfalls eigene außeruniversitäre Forschungsinstitute. Die 2004 gegründeten Korea Centers of Disease Control and Prevention (KCDC), die sich vor allem auf die Bekämpfung von Infektionskrankheiten konzentrieren, wurden 2020 in die Korea Disesase Control and Prevention Agency (KDCA) umgewandelt. Das 1945 gegründete Korea National Institute of Health (KNIH) betreibt auch biomedizinische Forschung zur Verhinderung chronischer Erkrankungen. Das koreanische National Cancer Center (NCC) ist auf Forschungen zu Krebserkrankungen spezialisiert.
Die zahlreichen Förderagenturen Südkoreas sind in dem Korea Council of R&D Funding Agencies (Corfa) zusammengeschlossen. Die wichtigste Förderquelle für die Hochschulen ist die National Research Foundation (NRF), die 2009 aus einer Fusion von drei verschiedenen Vorgängerorganisationen entstand. Die NRF ist im Bereich der Grundlagenforschung aktiv, aber zunehmend auch im Bereich der angewandten Forschung. Die NRF ist direkt dem MSIT unterstellt und verfügt über ein jährliches Budget von umgerechnet 6,4 Milliarden US-Dollar. Für die internationale Zusammenarbeit gibt es ein Budget von 67 Millionen US-Doller (NRF, 2021).
Eine wichtige Förderquelle für Unternehmen ist das Ministerium für Handel, Industrie und Energie (MOTIE) und die ihm unterstellten Förderagenturen KIAT, KEIT und KETEP:
- Das Korea Institute for Advancement of Technology (KIAT) administriert Förderprogramme, die sich auf die regionale Innovationsförderung, die Kooperation von Hochschulen und Unternehmen, die internationale Zusammenarbeit und die Kommerzialisierung von Förderergebnissen konzentrieren.
- In Schlüsselsektoren betreiben das Korea Evaluation Institute of Industrial Technology (KEIT) sowie das Korea Institute of Energy Technology Evaluation and Planning (KETEP) eine langfristige Planung zur Entwicklung von Technologien. Auf dieser Basis leisten sie wettbewerbliche Förderung, wobei sie einen Teil der Mittel durch gezielte Ausschreibung von zuvor definierten Projekten vergeben (siehe OECD (2014): Industry and Technology Policies in Korea).Für den Bereich Informations- und Kommunikationstechnologien (IKT) wurde 2014 die Förderagentur Institute of Information & Communications Technology Planning and Evalution (IITP) geschaffen.
Insgesamt gibt es in Südkorea etwa 20 Organisationen, die FuE-Förderung bereitstellen. Vor diesem Hintergrund wird bis 2022 ein einheitliches Informationsportal geschaffen, das mehr Nutzerfreundlichkeit garantieren soll (UNESCO Science Report 2021, S. 667).
Weitere Informationen
Links/Institutionen
- Republik Korea (Südkorea): MSIT - Ministerium für Wissenschaft und IKT
- Republik Korea (Südkorea): MOTIE - Ministerium für Handel, Industrie und Energie
- Republik Korea (Südkorea): NST – National Research Council of Science and Technology
- Republik Korea (Südkorea): KIST - Korea Institute of Science and Technology
- Republik Korea (Südkorea): NRC - National Research Council for Economics, Humanities and Social Sciences
- Republik Korea (Südkorea): KNIH – Korea National Institute of Health
- Republik Korea (Südkorea): NRF - National Research Foundation
- Republik Korea (Südkorea): KIAT - Korea Institute for Advancement of Technology
FuE im öffentlichen und privaten Sektor
Regional konzentrieren sich die Aktivitäten zur Forschung und Entwicklung (FuE) in Südkorea vor allem auf die Region Daejon mit 28 Prozent der FuE-Gesamtausgaben, die Metropolregion Seoul mit 20 Prozent und die Region Gyeonggi mit 11 Prozent. Der Anteil aller anderen Regionen liegt jeweils unter 10 Prozent (Quelle: 100 Main Science & Technology Indicators of Korea. Volume 2023-March, S. 10. f). Eine gleichmäßigere Verteilung der Ausgaben und Aktivitäten in den verschiedenen Regionen war bereits in der Periode von 2013-17 eine Priorität der Regierung (siehe UNESCO Science Report 2021, S. 668). Für den Zeitraum von 2023-27 wurde bereits der Sechste Plan zur Stärkung regionaler Forschung und Innovation angenommen (siehe unter Forschungs- und innovationspolitische Ziele und Programme). Auch geplante Reformen im Hochschulsystem zur Einführung von „Glocal Colleges“ sind eng mit einer Förderung regionaler Innovation verbunden (siehe unter Bildungspolitsche Ziele und Programme).
Von den 433 Hochschulen in Südkorea engagieren sich nur etwa 50 in der Forschung (Quelle: DAAD-Bildungssystemanalyse, 12.07.2024). Internationale Rankings können Hinweise auf Forschungs- und Innovationsstärke von Hochschulen geben. Die fünf bestplatzierten Universitäten in Südkorea sind (in Klammern Platzierung Shanghai Ranking 2023):
- Seoul National University (SNU, Rang 94)
- Sungkyunkwan University (SKKU, Rang 151-200)
- Hanyang University (Rang 201-300)
- Korea Advanced Institute of Science and Technology (KAIST, Rang 201-300)
- Korea University (Rang 201-300)
- Ulsan National Institute of Science and Technology (Rang 201-300).
Die staatliche Förderung für FuE in Unternehmen wird von Japan und Südkorea etwa in derselben Größenordnung als indirekte steuerliche Förderung geleistet, entsprechend 3 Prozent der Gesamtausgaben (BERD). Bei der direkten Finanzierung von BERD durch Zuschüsse und Kredite zeigt sich Südkorea aber mit 5,7 Prozent großzügiger als Japan und übertrifft auch den OECD-Durchschnitt (siehe FuE-Indikatoren). Mehrere andere OECD-Länder liegen im globalen Vergleich allerdings noch vor Südkorea, indem sie jeweils deutlich höhere Anteile entweder direkt finanzieren und/ oder steuerlich fördern, darunter Frankreich, die USA und Kanada (Quelle: OECD.Stat).
Forschung und Entwicklung findet in Südkorea traditionell vor allem in den großen Industrieunternehmen statt. In dieser Kategorie fallen 2021 noch immer 60 Prozent der Ausgaben an, allerdings mit sinkender Tendenz: 2018 lag der Anteil noch bei 63 Prozent. Ähnlich wie in Deutschland und Japan dominiert auch 2021 in Südkorea die industrielle Fertigung mit Anteilen von etwa 86 Prozent, Dienstleistungen haben einen Anteil an den FuE-Ausgaben der Unternehmen von etwa 12 Prozent (Quelle: 100 Main Science & Technology Indicators of Korea. Volume 2023-March, S. 10. f). Die koreanische Politik sieht daher vor, kleine und mittlere Unternehmen (KMUs) sowie den Dienstleistungssektor zukünftig verstärkt zu fördern (siehe unter Forschungs- und Innovationspolitische Ziele und Programme). Die Branche Informations- und Kommunikationstechnologien zeichnet für etwa die Hälfte der Ausgaben veranwortlich (siehe unter Fachliche Stärken: Digitaler Wandel).
Auf einer weltweiten Rangliste der größten FuE-Investoren liegt das südkoreanische Unternehmen Samsung mit 18 Milliarden EUR 2022 auf Rang 7. Allerdings ist Samsung gleichzeitig das einzige Unternehmen mit Hauptsitz in Südkorea, das sich unter den TOP 50 platzieren konnte. Zum Vergleich: In Deutschland gelingt dies 8 Unternehmen. Unter den Top 100 sind mit dem Elektronikhersteller LG Electronics, dem Halbleiterhersteller SK Hynix und dem Fahrzeughersteller Hyundai Motors drei weitere Unternehmen mit Hauptsitz in Südkorea vertreten. Unter den Top 2.500 platzieren sich insgesamt 47 südkoreanische Unternehmen (zum Vergleich: Frankreich: 54 Unternehmen; Deutschland: 113; Japan: 229; China: 679; USA: 827. Quelle: 2023 EU Industrial R&D Investment Scoreoboard, Anm.: FuE-Ausgaben je Unternehmen im IRI umfassen Ausgaben für Aktivitäten im Hauptsitzland, aber auch allen anderen Ländern).