Die Ozeane liefern uns Menschen Nahrung und Sauerstoff. Sie sind Verkehrswege und Klimapuffer. Sie dienen uns als Orte der Erholung, aber oft auch als Müllkippe. Stürme, der Meeresspiegelanstieg, Flutwellen und Meeresverschmutzung bedrohen Ökosysteme und an den Küsten lebende Menschen. Das gilt besonders für Europa, das mit seinen großen Halbinseln, Nebenmeeren und Buchten eng mit dem Ozean verzahnt ist. Doch trotz dieser immensen Bedeutung der Meere gibt es noch immer große Lücken im Wissen über Vorgänge in ihrem Inneren. Das liegt unter anderem an fehlenden oder unzureichend verknüpften Beobachtungen. Die Wissenslücken machen Abschätzungen zu aktuellen und zukünftigen Entwicklungen und damit auch Planungen für einen nachhaltigen Umgang mit den Meeren schwierig.
Ein internationales Konsortium aus 55 Partnern hat sich jetzt in dem Projekt EuroSea zusammengeschlossen, um die Ozeanbeobachtung in Europa und darüber hinaus deutlich zu verbessern. Die Europäische Union fördert das Projekt bis 2023 mit insgesamt 12,6 Millionen Euro im Rahmen der Initiative „The Future of Seas and Oceans“. Diese Woche trafen sich 80 Forscherinnen und Forscher sowie Gäste aus Politik und Wirtschaft im Naturkundemuseum in Brüssel (RBINS) zur Auftaktkonferenz.
Projektkoordinator Dr. Toste Tanhua vom GEOMAR Helmholtz-Zentrum für Ozeanforschung Kiel sagte:
„Ziel des Projekts ist es, vorhandene Kapazitäten bei der europäischen Meeresbeobachtungssystem besser miteinander zu verbinden, bestehende Lücken zu füllen und die dabei entstehenden Daten und Informationen einfacher für Nutzer zur Verfügung zu stellen.“
Das GEOMAR übernimmt bei EuroSea nicht nur die Gesamtkoordination, sondern ist auch an sechs der insgesamt zehn Arbeitspaketen intensiv beteiligt. Das reicht von der besseren Verknüpfung bestehender Messnetze über Datenintegration bis hin zu Forschungen zur Rolle des Ozeans im Klimawandel und der Abschätzung, wie groß die wirtschaftliche Bedeutung der ozeanischen Kohlenstoffpumpe ist. Knapp 1,8 Millionen Euro der Gesamtfördersumme gehen dafür an das Kieler Helmholtz-Zentrum.
Bei den Partnern im EuroSea-Konsortium handelt es sich vor allem um wissenschaftliche Einrichtungen in insgesamt 13 europäischen Ländern sowie in Brasilien und Kanada. Hinzu kommen internationale Institutionen und Netzwerke wie die Weltorganisation für Meteorologie (WMO), die Zwischenstaatliche Ozeanographische Kommission der Unesco (IOC-UNESCO), das European Marine Board oder der europäische Teil des Global Ocean Observing Systems (EuroGOOS). Auch aus der Wirtschaft konnten Partner gewonnen werden, unter anderem um Technologien und Dienstleistungen für die Ozeanbeobachtung weiterzuentwickeln und die Kontinuität nach der Projektlaufzeit sicherzustellen.