Frankreich gehört zu den europäischen Ländern, die am stärksten von Antibiotika-Resistenzen betroffen sind: Nach Zahlen des Europäischen Zentrums für die Prävention und die Kontrolle von Krankheiten (European Center for Disease Control, ECDC) erkranken dort jedes Jahr 125.000 Menschen an multi-resistenten Infektionen und 5.500 Patienten versterben auch aus diesem Grund. Frankreich liegt damit an sechster Stelle nach Italien, Griechenland, Rumänien, Portugal und Zypern. Eine Studie ergab, dass im Jahr 2015 europaweit 33.000 Menschen an antibiotika-resistenten Bakterien starben. Dazu kommen hohe Kosten für die Gesundheitssysteme: Eine weitere Studie hat kalkuliert, dass diese Bakterien jedes Land der OECD (Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung) bis 2050 bis zu 3,5 Milliarden Euro jährlich kosten werden – mehr als die Grippe, Tuberkulose oder der HI-Virus.
Wie die französische Ministerin für Hochschulbildung, Forschung und Innovation, Frédérique Vidal, und der Generalkommissar für Investitionen, Guillaume Boudy, nun im Rahmen eines interministeriellen Kolloquiums zum Forschungsbedarf im Bereich Antibiotika-Resistenz bekannt gaben, wird ein Sonderprogramm mit 40 Millionen Euro Forschungsprojekte dazu fördern. Ziel ist es, mehr über das Auftreten und die Verbreitung von Resistenzen zu erfahren sowie neue Therapie-Ansätze zu entwickeln.
Das Programm wird vom Nationalen Institut für Gesundheit und medizinische Forschung Inserm koordiniert. Im ersten Trimester 2019 wird die außeruniversitäre Forschungseinrichtung einen Umsetzungsplan vorstellen, der unter dem Stichwort „Eine einzige Gesundheit“ Forschungsansätze zur menschlichen und tierischen Gesundheit sowie Umweltaspekten kombiniert.
Ein interministerieller Ausschuss wird die Umsetzung im Rahmen des staatlichen Investitionsprogramms GPI (Grand plan d’investissement) begleiten.
Seit 2002 wird in Frankreich mit Informationskampagnen versucht, die Bevölkerung zu sensibilisieren und den Antibiotika-Verbrauch zu senken um Resistenzen besser vorzubeugen. Diese entstehen unter anderem, wenn die Medikamente bei nichtbakteriellen Infektionen und damit ohne Wirkung eingesetzt werden oder wenn Patienten die Antibiotika nicht bis zum Schluss der Behandlung nehmen und das Bakterium so möglicherweise immun gegen den Wirkstoff wird. Die französische Regierung will erreichen, dass der Antibiotika-Einsatz sich bis 2020 um ein Viertel verringert. Im Bereich der Tiergesundheit gibt es bereits Erfolge: Wie die Nationale Agentur für Lebensmittelsicherheit, Umwelt und Arbeit ANSES (Agence nationale de sécurité sanitaire de l’alimentation, de l’environnement et du travail) meldete, konnte der Antibiotika-Verbrauch dort seit 2012 um 37 Prozent reduziert werden.
Das Thema Antibiotika-Resistenz ist auch einer der Förderschwerpunkte der französischen Agentur für Forschungsförderung ANR (Agence nationale de la recherche).
40 Millionen Euro für Forschungen zu Antibiotika-Resistenz in Frankreich
Berichterstattung weltweit
Um Forschungen zu Antibiotika-Resistenzen und neuen Therapie-Ansätzen stärker zu unterstützen, hat die französische Regierung ein Sonderprogramm ins Leben gerufen.
Quelle:
MESRI
Redaktion:
von Kathleen Schlütter, Deutsch-Französische Hochschule
Länder / Organisationen:
Frankreich
Themen:
Förderung
Lebenswissenschaften