Der Aktionsplan der ANR wird in Abstimmung mit der Nationalen Forschungsstrategie SNR (Stratégie nationale de la recherche) und der strategischen Agenda „France-Europe 2020“ entwickelt, die wiederum beide kohärent zum europäischen Forschungsrahmenprogramm Horizont 2020 sind. Zudem tagten im Mai 2018 erstmals sieben neu gegründete Arbeitsgruppen (Comités de Pilotage de la Programmation, CPP), die den Aktionsplan für die verschiedenen Forschungsbereiche ausarbeiteten. Die Gruppen bestehen aus Vertretern der Ministerien, der ANR, des Nationalen Zentrums für wissenschaftliche Forschung CNRS, der Forschungsallianzen sowie der privatwirtschaftlichen Forschung. Ziel der ANR ist es dadurch, die Bereiche Ausschreibung und Evaluierung deutlich voneinander zu trennen. Bisher waren die selben Akteure für beide Bereiche zuständig. Die CPP arbeiteten insbesondere die Themenschwerpunkte für den Aktionsplan aus, die in Zusammenhang mit laufenden nationalen Programmen stehen: Künstliche Intelligenz, Geistes- und Sozialwissenschaften, Quantentechnologien, Antibiotikaresistenz, Autismus als neurale Störung und translationale Forschung zu seltenen Krankheiten.
Weiterhin bekennt sich die ANR im neuen Aktionsplan erstmals explizit zu vier Engagements gegenüber den Forschungseinrichtungen: Anwendung und Förderung guter wissenschaftlicher Praxis; systematische Anerkennung der Geschlechter- und/oder Genderaspekte in Forschung und Evaluierung sowie Gleichstellungsförderung; Anwendung des Nagoya-Protokolls für den gerechten Zugang zu genetischen Ressourcen; Öffnung von Forschungsdaten im Sinne der französischen Open Science-Strategie.
Es gibt vier transversale Schwerpunktbereiche in die die verschiedenen Ausschreibungen eingeordnet werden und aus denen die Bewerber/-innen dann auswählen, je nach Ziel und Partnern ihres Projekts:
1. Forschung und Innovation in der allgemeinen Ausschreibung
Hier sind neun der zehn thematischen gesellschaftlichen Herausforderungen enthalten, die in der SNR definiert wurden (nicht enthalten ist „Raumfahrt für Europa“, für dessen Umsetzung das Nationale Zentrum für Weltraumforschung CNES zuständig ist). Es gibt insgesamt 48 Achsen mit jeweils einer Jury. Diese verteilen sich auf: Verbundprojekte (Projets de recherche collaborative, PRC), Verbundprojekte mit Industriepartnern (Projets de recherche collaborative – Entreprises, PRCE) und Verbundprojekte mit internationalen Partnern im Rahmen bilateraler Abkommen (Projets de recherche collaborative – International, PRCI). Für Deutschland ist hier die Kooperation mit der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) zu nennen. Wie in den Vorjahren wird eine gemeinsame Ausschreibung für alle Forschungsbereiche veröffentlicht, die von DFG und ANR gefördert werden, außer für den Schwerpunktbereich „Geistes- und Sozialwissenschaften“. Für diesen wird es erneut eine Sonderausschreibung geben.
Weiterhin veröffentlichen das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) und die ANR gemeinsam drei Ausschreibungen zur Energieforschung, Sicherheitsforschung (voraussichtlicher Schwerpunkt biologische Risiken) und Cybersicherheit. Bilaterale Abkommen hat die ANR darüber hinaus mit: Österreich, Luxemburg, der Schweiz, Russland, Brasilien, Kanada, Hong Kong, Japan, Singapur, Taiwan, und der Türkei.
Im Bereich „Individuelle Projekte“ werden ausschließlich Nachwuchswissenschaftler gefördert (Jeunes chercheuses et jeunes chercheurs, JCJC).
2. Sonderausschreibungen außerhalb der allgemeinen Ausschreibung
Hier reagiert die ANR zügig auf aktuelle Herausforderungen (Ausschreibung „Flash“) und lässt verschiedene Forschungsansätze unterschiedlicher Forschergruppen miteinander konkurrieren (Ausschreibung „Challenge“).
3. Der Europäische Forschungsraum und die internationale Attraktivität Frankreichs
Hier werden europäische Ausschreibungen im Rahmen von Horizont 2020 präzisiert oder ergänzt. Einerseits durch die Ausschreibung „Europäische oder internationale wissenschaftlichen Netzwerke“ (Montage de réseaux scientifiques européens ou internationaux, MRSEI) mit denen die ANR die Beteiligung französischer Wissenschaftler an Horizont 2020 steigern möchte. Andererseits durch eine Ausschreibung zur Vorbereitung auf eine Bewerbung beim European Research Council (Tremplin-ERC). Hier sollen die Erfolgschancen auf einen Starting oder Consolidator Grant von Wissenschaftlerinnen oder Wissenschaftlern, die einer französischen Forschungseinrichtung angehören, erhöht werden.
Darüber hinaus gibt es zahlreiche europäische und internationale Ausschreibungen, an denen sich die ANR beteiligt. Erwähnt werden explizit auch strategische deutsch-französische Ausschreibungen zur Förderung der bilateralen Kooperation.
4. Wirtschaftliche Bedeutung der Forschung und Wettbewerbsfähigkeit
Dazu gehören die besondere Förderung von gemeinsamen Laboren zwischen KMUs und öffentlichen Forschungsinstituten (LabCom), zweijährige Industrie-Lehrstühle, die von der ANR co-finanziert werden, sowie die Carnot Institute. In Kooperation mit der Rüstungsbeschaffungsbehörde DGA werden Forschungen für die militärische und zivile Anwendung gefördert.
Zum Nachlesen
- Agence nationale de la recherche: Plan d'action 2019