StartseiteAktuellesNachrichtenFranzösische Evaluierungsagentur AERES wird durch Evaluierungsrat HCERES ersetzt

Französische Evaluierungsagentur AERES wird durch Evaluierungsrat HCERES ersetzt

Die wichtigste französische Evaluierungsinstanz für öffentliche Forschungs- und Hochschuleinrichtungen, die Agence d'évaluation de la recherche et de l'enseignement supérieur (AERES) wird ab sofort durch einen Evaluierungsrat, den Haut conseil d'évaluation de la recherche et de l'enseignement supérieur (HCERES), ersetzt.

Die bedeutendsten Neuerung im Vergleich zur AERES besteht in der Aufgabe des HCERES, die Evaluierungsverfahren anderer Einrichtungen zu bewerten und deren Qualität sicherzustellen. So soll der HCERES nur dann selbst evaluieren, wenn die zugehörige(n) Einrichtung(en) keine eigenen Verfahren für den betroffenen Bereich vorsehen und den HCERES daher um seine Expertise bitten. Weiterhin wurde die Benotung abgeschafft.

Der HCERES hat somit folgende Aufgaben:

  • Begutachtung der Hochschul- und Forschungseinrichtungen, der Zusammenschlüsse von Hochschulen und Forschungseinrichtungen (Communauté d'universités et établissements (Comues) und Pôles de recherche et de l’enseignement supérieur (PRES)), wissenschaftlicher Stiftungen und der Nationalen Forschungsagentur (ANR), sowie ggf. Bewertung der Begutachtungsprozesse anderer Instanzen
  • Begutachtung von "Forschungseinheiten" (unités de recherche, gemeint sind v.a. Forschergruppen oder Labore) auf Anfrage der entsprechenden Hochschul- und Forschungsreinrichtungen sowie ggf. Bewertung der Begutachtungsprozesse anderer Instanzen
  • Begutachtung von Studiengängen sowie ggf. Bewertung der Begutachtungsprozesse anderer Instanzen; falls der Studiengang akkreditiert werden soll, prüft der HCERES die Einhaltung der nationalen Vorgaben und die Beteiligung von Studierenden an der Evaluierung
  • Sicherstellung, dass bei der Evaluierung des Hochschulpersonals dessen gesetzlich definierte Aufgaben (Missions) vollständig einbezogen werden
  • Sicherstellung, dass Tätigkeiten des Hochschulpersonals in der Industrie oder im Bereich der Wissenschaftskultur ausreichend bei der beruflichen Entwicklung Beachtung finden
  • Nachträgliche Bewertung von Investitionsprogrammen

Auch der neue Rat soll sich, wie die AERES, an der Evaluierung von europäischen und internationalen Programmen oder ausländischen Einrichtungen beteiligen. Er hat zudem explizit die Vorgabe, sich an den internationalen Standards der Begutachtung zu orientieren.

Der Rat behält das Statut der AERES als "Unabhängige Verwaltungsbehörde". Eigentum, Rechte und Pflichten der AERES gehen auf den HCERES über. Er hat 30 Mitglieder, die per Dekret ernannt werden (Vertreter anderer Evaluierungsinstanzen, der akademischen Interessensvertretungen und des Parlaments sowie Wissenschaftler und Studierende).

Der Staatsrat wird per Dekret definieren, ob und in welcher Form die Begutachtungsergebnisse veröffentlicht werden sollen. Die vollständige Veröffentlichung der Berichte hatte in der Vergangenheit wie auch die Benotung für Diskussionen in der französischen Wissenschaftsgemeinschaft gesorgt.

Der HCERES hat bereits eine eigene Webpräsenz (http://www.hceres.fr/).  

Hintergrund

Im Rahmen des Hochschul- und Forschungsgesetzes 2013 war beschlossen worden, die AERES aufzulösen und durch den HCERES zu ersetzen. Dies wurde am 16. November 2014 per Dekret umgesetzt. Grund war die Kritik an der Funktionsweise der Agentur, insbesondere wurden mangelnde Transparenz und die Frage nach ihrer Unabhängigkeit diskutiert. Eine Befragung der Wissenschaftler im Rahmen der frankreichweiten "Generalstände für Hochschulen und Forschung" (Assises de l’enseignement supérieur et de la recherche) zeigte 2013 zudem, dass Wissenschaftler, die von der AERES nicht die von vier möglichen beste Note A+ erhalten, erheblich geringere Chancen haben, Projektmittel einzuwerben. Die  Vorgehensweise der AERES wurde im Rahmen des Bolognaprozesses durch das European Quality Assurance Register for Higher Education (EQAR) im Mai 2011 anerkannt.

Quelle: Legifrance Redaktion: von Kathleen Schlütter, Deutsch-Französische Hochschule Länder / Organisationen: Frankreich Themen: Strategie und Rahmenbedingungen

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