Mit der Veröffentlichung des ersten gemeinsamen Berichts "New Frontiers in Science Diplomacy" im Jahr 2010 trugen AAAS und die Royal Society zur raschen Verbreitung des Konzepts in der internationalen Wissenschaftsgemeinschaft bei. In den vergangenen 15 Jahren hat sich dieser Ansatz als fester Bestandteil der Internationalen Beziehungen etabliert und viele Länder haben nationale Strategien für die Wissenschaftsdiplomatie verabschiedet. Allerdings haben sich die globalen Rahmendbedingungen derart geändert, dass das ursprüngliche Konzept aktuellen Herausforderungen nicht mehr vollständig gerecht wird. AAAS und die Royal Society haben daher auf der Basis von Datenerhebungen und mit Unterstützung führender Fachleute mit "Science Diplomacy in an Era of Disruption" ein angepasstes Rahmenwerk vorgelegt.
Das 2010 entwickelte Konzept einer Science Diplomacy mit drei Dimensionen ("science in diplomacy“, "diplomacy for science“, and “science for diplomacy”) soll durch ein Konzept mit zwei Dimensionen ersetzt werden: "Science impacting diplomacy" und "Diplomacy impacting science".
Der Bericht betont, dass Science Diplomacy ein Instrument für die Gestaltung internationaler Beziehungen ist, das sich im Spannungsfeld zwischen dem Einfluss der Wissenschaft auf die Diplomatie und umgekehrt bewegt. Während Wissenschaft vornehmlich Erkenntnisgewinn und dessen Anwendung zum Ziel habe, sei es Aufgabe der Diplomatie nationale Interessen zu vertreten. Angesichts der Entwicklungen der vergangenen 15 Jahre entstünden zunehmend Widersprüche zwischen den jeweiligen Zielsetzungen.
Besondere Herausforderungen seien in diesem Zusammenhang wachsende globale Spannungen, ein zunehmender Wettbewerb zwischen Staaten und Unternehmen, rasante technologische Fortschritte ohne verbindliche Regulierungen, etwa bei Künstlicher Intelligenz, unterschiedliche Ansätze in der Beurteilung globaler Entwicklungen, wie Klimawandel und Verlust der biologischen Vielfalt, sowie der Umgang mit wissenschaftlichen Werten. Hinzu komme, dass nichtstaatliche Akteure wie Unternehmen – vor allem internationale „Tech-Giganten“ – aber auch philanthropische Organisationen ebenfalls als Akteure in der Science Diplomacy auftreten, um eigene Interessen zu verfolgen. Je nach Standpunkt und Interessenlage werde der Einsatz von "Science Diplomacy" als positiv oder negativ wahrgenommen.
Der Bericht will dazu beitragen, Science Diplomacy von einem theoretischen Konzept zu einem praktischen Ansatz im Umgang mit den neuen Realitäten weiterzuentwickeln. Um dem neuen Status Quo gerecht zu werden, müssten vermehrt nationale Sicherheitsbedenken und Risiken in der wissenschaftlichen Zusammenarbeit in den Blick genommen werden, die unterschiedlichen Aufgaben und Verantwortlichkeiten von Diplomatie und Wissenschaft transparent und klar geregelt werden sowie Antworten auf den Umgang mit der diverseren Akteurslandschaft gefunden werden.
Zum Nachlesen
- Royal Society Executive Summary (14.02.2025): Science Diplomacy in an Era of Disruption. A 2025 Report by the Royal Society and AAAS