Internationale Wissenschaftskooperation und auswärtige Politik stehen schon lange in enger Wechselwirkung, wenngleich sich eine direkte Einflussnahme der Politik auf die Wissenschaft aus Gründen der Wissenschaftsfreiheit verbietet. Gleichwohl müssen sich internationale Forschungskooperationen in einer geopolitisch neu sortierten Welt einem Realitätscheck unterziehen. Wissenschaft, Forschung und Innovationskraft, so heißt es in der im Juni 2023 veröffentlichten Nationalen Sicherheitsstrategie der deutschen Bundesregierung, seien essenziell für die Stärkung der Widerstands- und Wettbewerbsfähigkeit des Landes. Eben deshalb müsse Wissenschaft dringend vor illegitimer Einflussnahme und Wissensabfluss geschützt werden. Für den Wissenschaftsbereich heißt dies: Wer in Zukunft als deutsche Hochschule oder als deutsches Forschungsinstitut mit Partnern aus einem anderen Land zusammenarbeitet, kann und darf die potenziell politischen Implikationen seines Handelns nicht mehr ausklammern.
Die Expertinnen und Experten aus Wissenschaft und Politik diskutierten im Rahmen der Veranstaltung unter anderem zum Spannungsverhältnis zwischen Wissenschaft und Politik und den Herausforderungen von Science Diplomacy unter den geschilderten Bedingungen für Akteure der internationalen Wissenschaftszusammenarbeit und für Mittlerorganisationen.
Auch zeigte sich in der Diskussion: Die Perspektiven einzelner Wissenschaftsakteure im Feld der Science Diplomacy sind durchaus unterschiedlich. So zeige das Beispiel der Archäologie, wie wichtig große Ausgrabungsprojekte im Sinne einer Science Diplomacy sein können. Deutschland entfalte dabei in sicherheitspolitisch herausfordernden Regionen eine dauerhafte Präsenz, die nicht nur Wissen vermittelt, sondern Vertrauen schafft und dauerhaft Brücken baut.
Besonders komplex, da waren sich alle Teilnehmenden einig, ist der aktuelle Umgang mit China. Viele Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler schreckten inzwischen vor einem Aufenthalt in Ländern wie China zurück, da sie die permanente Überwachung fürchten. Hier müsse mehr Aufklärungsarbeit geleistet werden. Wichtige Akteure in diesem Zusammenhang sind das KIWi sowie die BMBF-geförderten China-Kompetenzzentren an deutschen Hochschulen.
Genauso wichtig sei es, da waren sich am Ende alle einig, sichere Räume für gefährdete Studierende und Forschende aus dem Ausland zu schaffen, wie sie bestimmte Stipendien des DAAD und der Alexander von Humboldt-Stiftung schon bieten. Der Traum von einem freien, internationalen Wissenschaftssystem, in dem Länder weltweit kooperieren, um globale Herausforderungen zu meistern – er sei trotz allem weiterhin relevant.
Zum Nachlesen
- DAAD (12.01.2024): KIWi Policy Talk zu Science Diplomacy - Herausfordernde Kooperationen