StartseiteLänderAfrikaTunesienZusammenfassungÜberblick zur Kooperation mit Deutschland

Überblick zur Kooperation mit Deutschland: Tunesien

Für Tunesien hat die Zusammenarbeit mit Deutschland in Bildung und Forschung einen hohen Stellenwert. Als Zielland für tunesische Studierende platziert sich Deutschland unter den Top 5, als Ko-Publikationsland unter den Top 10 (siehe vorheriger Abschnitt).

Grundlage für die wissenschaftlich-technologische Zusammenarbeit (WTZ) mit Tunesien ist das seit 1998 geltende Memorandum of Understanding (MoU). Mit Deutschland erstreckt sich die Zusammenarbeit über die Bereiche (Aus-)Bildung und Hochschulstudium u.a. mit Fokus auf Beschäftigungsfähigkeit und Entrepreneurship sowie Wissenschaft, Forschung und Innovation.

Das Kernstück der bilateralen Aktivitäten mit Tunesien bildet die Förderung von angewandten Forschungsprojekten unter Beteiligung von Wissenschaft und Wirtschaft (2+2 Projektansatz) mit fachlichen Schwerpunkten in den Bereichen Bio- und Umwelttechnologie, Erneuerbare Energien, Ressourceneffizienz, Pharmaindustrie, Mechatronik, Kreislaufwirtschaft. Konkret sollen hier FuE-Projekte mit Beteiligung mindestens eines deutschen (insbesondere KMU) und eines tunesischen forschenden Industriepartners sowie mindestens einer deutschen und einer tunesischen Forschungseinrichtung umgesetzt werden. Übergeordnete Ziele sind hier ein verstärktes Engagement im Bereich Technologietransfer und die Vernetzung von Wissenschaft und Wirtschaft. Im Rahmen der beiden Förderrichtlinien TUNGER 2+2 (2018, 2020) wurden insgesamt neun Verbundvorhaben in der Laufzeit 2018/19 - 2025 bewilligt. Eine dritte Förderrichtlinie im 2+2-Format wurde im März 2023 veröffentlicht; die nächste Förderrunde ist bis 2026/27 geplant.

Ziel der spezifisch regional ausgerichteten Richtlinie INNO-MENA zur Förderung von Vorhaben zur Stärkung der innovationsrelevanten Rahmenbedingungen und angewandten Forschung in MENA-Ländern von 2017 war es, über den Aufbau und die Ausrichtung von intermediären Strukturen auf Forschung und Innovation, wie etwa Verbände, Kammern, Transfernetzwerke sowie Technologie- und Gründerzentren die relevaten Rahmenbedingungen für Forschung und Innovation in den nordafrikanischen und nahöstlichen Ländern Tunesien, Ägypten, Jordanien und Marokko zu stärken. In der einjährigen Vorphase (2018-2019) wurden drei Vorhaben mit tunesischer Beteiligung gefördert. Von diesen konnten sich zwei Verbünde für die Förderung der anschließenden dreijährigen Hauptphase (2021-2024) qualifizieren. Zudem stellt das BMBF im Rahmen der Förderbekanntmachung „CLIENT II-Internationale Partnerschaften für nachhaltige Innovationen“ in den Themenbereichen Klimaschutz/Energieeffizienz, Anpassung an den Klimawandel, Landmanagement Mittel für Mobilitätsmaßnahmen und Forschungsprojekte in Kooperation mit jordanischen Einrichtungen bereit.

Neben der bilateralen Zusammenarbeit kooperieren Deutschland und Tunesien auch im Rahmen von EU-Projekten. Beide Länder arbeiten intensiv bei der Implementierung von Projekten in der PRIMA (Partnership for Research and Innovation in the Mediterranean Area)-Initiative zusammen. Thematische Schwerpunkte sind dabei Nahrungsmittelsicherheit, Wasser und Landwirtschaftssysteme. Verfolgt wird das Ziel, durch Forschung und Innovation die Herausforderungen des Mittelmeerraums in Bezug auf Agrar- und Ernährungssysteme und Wassermangel wirksam zu bewältigen. Im Zeitraum 2019 bis 2025 werden insgesamt 31 multilaterale Projekte mit deutscher und tunesischer Beteiligung durch das BMBF mit einem Fördervolumen von rund 7 Mio. Euro gefördert.

Die Aktivitäten und Forschungsvorhaben des vom BMBF geförderten Exzellenznetzwerkes Arab-German Young Academy of Sciences and Humanities (AGYA) an der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften sind grundsätzlich arabisch-deutsch mit transregionalem Ansatz, der dezidiert arabisch-deutsche und arabisch-arabisch-deutsche Kooperationen fördert. In sechs Arbeitsgruppen (Energie, Wasser und Umwelt; Bildung; Transformation; Kulturelles Erbe; Gesundheit und Gesellschaft; Forschung und Innovation) werden vor allem interdisziplinäre Forschungsprojekte durchgeführt. Derzeit arbeiten sieben  tunesische Nachwuchswissenschaftlerinnen und Nachwuchswissenschaftler im AGYA-Netzwerk überregional in interdisziplinären Forschungsprojekten zusammen.

Die „Maria Sibylla Merian Centres for Advanced Studies“ sind internationale Forschungskollegs für Geistes-, Kultur- und Sozialwissenschaften, die vom BMBF finanziert werden. Für den Maghreb hatte ein deutsch-tunesisches Konsortium die Ausschreibung gewonnen (siehe unten).

Weitere Einzel- und Verbundprojekte im Rahmen von multilateralen Förderbekanntmachungen liegen in der Verantwortung der Fachabteilungen des BMBF (Informations- und Kommunikationstechnologien, Bioökonomie). (Überblick zu bilateralen und multilateralen Projekten mit einer Förderung des BMBF).

Der Hochschulkompass verzeichnet insgesamt 69 bilaterale Kooperationen zwischen 41 deutschen Hochschulen sowie 22 tunesischen Hochschulen und 5 sonstigen Einrichtungen (Stand 08/2024).  Der „DAAD-Hochschulreader Tunesien“ informiert zu Profil, Fach- und Studienrichtungen sowie Kooperationen mit Deutschland. Unter der Deutsch-Arabischen Transformationspartnerschaft hatte der Deutsche Akademische Austauschdienst (DAAD) zwischen 2012 und 2017 mit Tunesien 8 Hochschulkooperationen und 8 Forschungspartnerschaften (Al Tawasul) sowie ca. 100 kurz- oder mittelfristige Projektmaßnahmen gefördert. Ab 2019 wurden unter dem DAAD-Hochschulprogramm „Entrepreneurial Universities in Africa“ (EpU) Partnerschaftsprojekte zwischen deutschen und tunesischen Universitäten gefördert. Ziel ist dabei letztlich die Verbesserung der Beschäftigungsaussichten der tunesischen Hochschulgraduierten (siehe unter Bildungssystem).

Mit dem Programm „Ta’ziz Partnerschaft" fördert der DAAD die akademische Zusammenarbeit zwischen deutschen Hochschulen und Partnern in ausgewählten Ländern im Nahen und Osten sowie Nordafrika (MENA). Insgesamt stehen zwischen 2023 und 2025 rund 15 Millionen EUR aus Mitteln des Auswärtigen Amts zur Verfügung. Der arabische Begriff Ta’ziz (تعزيز) bedeutet "Stärkung" oder "Festigung". Gefördert werden Hochschulprojekte, die Reformbestrebungen an Hochschulen in Partnerländern der MENA-Region unterstützen. Das Programm legt besonderen Wert auf die Beteiligung von Frauen und außeruniversitären Partnern aus der Zivilgesellschaft und Wirtschaft, um den Wissenstransfer mit den Hochschulen zu stärken.

Die internationale Mobilität von und nach Tunesien wird durch den Deutschen Akademischen Austauschdienst (DAAD), die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) sowie die Alexander von Humboldt-Stiftung (AvH) gefördert. Das ERASMUS Plus-Programm fördert Mobilität in beide Richtungen, auch wenn die Zahlen hier noch gering sind. 2023 (in Klammern die Zahlen für 2019 Pre-Covid) hat der DAAD unter eigenen Programmen Förderung für einen Aufenthalt in Tunesien an 138 (130) Studierende und Graduierte (inkl. Promovierende, Statusgruppen I-III) und 84 (89) Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler sowie Hochschullehrkräfte (inkl. Post-Docs, Statusgruppe IV) aus Deutschland vergeben. In den gleichen Kategorien erhielten 1.037 (532) und 371 (232) Geförderte aus Tunesien eine Unterstützung des DAAD, um eine Aktivität im eigenen Land oder einen Auslandsaufenthalt – darunter auch Deutschlandaufenthalte – zu finanzieren.

2023 beherbergte die Max-Planck-Gesellschaft (MPG) 17 tunesische Nachwuchs- und Gastwissenschaftlerinnen und -wissenschaftler und sie führte 2 Projekte mit Partnern in Tunesien durch.

Die Deutsche Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ) GmbH kooperiert mit Tunesien im Auftrag des Bundesministeriums für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ), anderer Ressorts und der EU. Die GIZ arbeitet mit ihren Partnern vor Ort in mehr als 45 Projekten und unterstützt das Land in seiner wirtschaftspolitischen und demokratischen Entwicklung. Schwerpunkte sind: Nachhaltige Wirtschaftsentwicklung und Beschäftigungsförderung, dezentrale Entwicklung und Regierungsführung, Schutz natürlicher Ressourcen sowie Energie und Klima.

Ein spezieller Fokus des BMZ in Tunesien liegt im Rahmen der Deutsch-Tunesischen Partnerschaft zur Beschäftigungsförderung auf der beruflichen Aus- und Weiterbildung. Zwischen 2012 und 2015 war es unter dem „Beschäftigungspakt Tunesien“ („Pacte pour l’Emploi Tunisie“) Ziel, eine höhere Qualität der beruflichen Bildung zu erreichen und einen Beitrag zur ökonomischen Stabilisierung und erfolgreichen Demokratisierung Tunesiens zu leisten. Im Rahmen des Programms wurden vom tunesischen Ministerium für Berufsbildung zunächst neun Berufsbildungszentren der Tunesischen Agentur für berufliche Bildung (Agence Tunisienne de la Formation Professionnelle, ATFP, Internetauftritt in Arabisch) ausgewählt, die direkte Empfänger der Unterstützungsmaßnahmen waren (siehe imove 2017: Marktstudie Tunesien für den Export beruflicher Weiterbildung, S. 44 ff.). Zu den derzeit laufenden Projekten zählt „Überbetriebliche Ausbildung mit dem Privatsektor in Tunesien II“ (2023-26). Projektziel ist es, die Privatwirtschaft in das tunesische Berufsbildungssystem stärker mit einzubeziehen und Qualität sowie Arbeitsmarktrelevanz der Ausbildung zu verbessern. Beteiligt sind das BMZ, die GIZ sowie das tunesische Arbeitsministerium. In einem „PartnerAfrika-Projekt" im Rahmen der Sonderinitiative Ausbildung und Beschäftigung“ (2022-24) soll gemeinsam mit dem tunesischen Arbeitgeberverband UTICA sowie der staatlichen Berufsschule CFA-BH in der Region Sfax eine moderne Aus- und Weiterbildung zum KFZ-Mechatroniker aufgebaut werden.

Die Weltbankgruppe und das BMZ haben im Januar 2019 ihre verstärkte Partnerschaft für wirtschaftliche Zusammenarbeit mit sechs afrikanischen Ländern, die Mitglieder der „G20-Compact-with-Africa-Initiative" sind, bekannt gegeben (siehe vorheriger Abschnitt). In Nordafrika gehören Marokko und Tunesien dazu. Die neue Partnerschaft deckt unter anderem die Sektoren erneuerbare Energien, Modernisierung von Stromnetzen, Aus- und Weiterbildung, Investitionspolitik und Landreformen sowie die Entwicklung des Automobilsektors ab.

Es folgt eine Auswahl von Einrichtungen vor Ort, die die deutsch-tunesische Kooperation tragen und unterstützen:

  • Der DAAD betreibt seit 2012 ein Informationszentrum in Tunis, welches nach der Umwandlung 2020 in eine DAAD-Außenstelle für den gesamten Maghreb zuständig ist. In den ersten fünf Jahren wurden über 10.000 Studien- und Kooperationsinteressierte im DAAD Büro persönlich beraten. Hinzu kommen regelmäßige Sprechstunden der DAAD-Lektorate in Algerien, Tunesien und Marokko. Mehrfach pro Jahr veranstaltet der DAAD im gesamten Maghreb Info-Tage zu „Studieren und Forschen in Deutschland“, die regelmäßig mehr als 1000 Besucher erreichen (siehe Broschüre „Der DAAD im Maghreb“).
  • Die GIZ arbeitet seit 1975 vor Ort in Tunesien. 1999 wurde ein Büro in Tunis eröffnet, das aktuell über 300 Beschäftigte hat (GIZ Tunesien).
  • Im März 2017 hat die GIZ in Tunis ein Migrationsberatungszentrum eröffnet, um Einheimische zu Chancen auf dem deutschen und tunesischen Arbeitsmarkt zu beraten.
  • Die „Maria Sibylla Merian Centres for Advanced Studies“ sind internationale Forschungskollegs für Geistes-, Kultur- und Sozialwissenschaften, die vom BMBF finanziert werden. Ab März 2020 beherbergt die Université de Tunis für zunächst drei Jahre das Merian Centre for Advanced Studies in the Maghreb (MECAM). Das Leitthema lautet „Imagining Futures – Dealing with Disparity“. Die Koordination liegt beim Centrum für Nah- und Mitteloststudien (CNMS) an der Philipps-Universität Marburg, dazu kommen verschiedene deutsche Partner. In Tunesien beteiligen sich außerdem die Université de Sfax sowie das Institut Tunisien des Études Stratégiques (ITES) in Tunis. Weitere Standorte des Zentrums sind in Casablanca und Beirut geplant. 2023 wurde nach einer positiven Evaluation beschlossen, dass die Arbeit bis Ende 2029 mit einer Gesamtfördersumme von 9,2 Millionen Euro fortgesetzt werden kann.

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