Deutschland und China verbindet eine lange Tradition der wissenschaftlichen Zusammenarbeit. Wissenschafts- und Forschungseinrichtungen beider Länder arbeiten seit langem zusammen, chinesische Forschungsgruppen nutzen viele deutsche Forschungsanlagen, und es gibt zahlreiche Projekte in verschiedenen Disziplinen, bei denen die bilateralen Beziehungen von Bedeutung sind. Wachsende geopolitische Spannungen erfordern jedoch eine Neubewertung der Chancen und Risiken der internationalen Forschungszusammenarbeit, einschließlich der Zusammenarbeit mit China.
Wie die Kompetenz von Forschenden und Wissenschaftsorganisationen gestärkt werden kann, um fundierte und verantwortungsvolle Kooperationsentscheidungen zu treffen, war das übergreifende Thema einer Konferenz, die Ende Mai in Berlin stattfand. Diese versammelte eine große Anzahl einschlägiger Expertinnen und Experten aus Mitgliedsinstitutionen der Allianz der Wissenschaftsorganisationen in Deutschland, Förderorganisationen, Bundesministerien sowie renommierte China-Spezialistinnen und Spezalisten aus Universitäten und Think Tanks. Mehr als neunzig Teilnehmende diskutierten strategische Ziele und Maßnahmen zur Neupositionierung der Wissenschaftsaußenpolitik, zum Umgang mit Dual-Use-Fragen, zum Umgang mit Technologiesouveränität und zur Organisation von Chinakompetenz in den Natur- und Technikwissenschaften.
In dem ebenfalls vom WIKOOP-INFRA-Projekt organisierten Workshop zwei Wochen später (mit Teilnehmenden vor Ort in Peking und online) hielten Vertreterinnen und Vertreter der Helmholtz-Gemeinschaft und der CAS Vorträge zu den Themen Wissenschaftspolitikberatung, interdisziplinäre Forschung, wissenschaftliches Datenmanagement und zu forschungsethischen Fragen bei der Nutzung Künstlicher Intelligenz. Als ein Ergebnis des Workshops vereinbarten Helmut Dosch, Vorsitzender des DESY-Direktoriums und Vizepräsident der Helmholtz-Gemeinschaft, und Yaping Zhang, Vizepräsident der CAS, die Einrichtung gemeinsamer Arbeitsgruppen, um die Herausforderungen der Zusammenarbeit baldmöglichst anzugehen. Im Anschluss an den Workshop besuchte die DESY-Delegation Forschungseinrichtungen und -projekte in Peking, Shanghai und Shenzhen und konnte sich ein detailliertes Bild von den jüngsten Entwicklungen in der chinesischen Forschung mit Photonen machen.
Ziel des WIKOOP-INFRA-Projekts ist es, Empfehlungen für mehr „Handlungssicherheit“ in der Forschungszusammenarbeit zu entwickeln – ein Konzept, das die Helmholtz-Gemeinschaft, zu der DESY gehört, in den letzten Jahren vorangetrieben hat. Bei DESY ist kürzlich ein weiteres Projekt namens RESIDE angelaufen. Auf der Ebene des Forschungszentrums zielt es auf die Entwicklung von Strukturen und Prozessen für die internationale Zusammenarbeit unter den neuen Rahmenbedingungen ab – und ergänzt somit WIKOOP-INFRA und profitiert von dessen Erkenntnissen.
Zum Nachlesen
- Desy (04.07.2023): Treffen in Berlin und Peking über die Forschungszusammenarbeit mit China