Knapp 140.000 Deutsche studieren heute an ausländischen Hochschulen, das sind fast dreimal mehr als zu Beginn der Bologna-Reform 1999. Das geht aus dem Bericht über die Umsetzung der Bologna-Reform 2012 bis 2015 hervor, der heute vom Bundeskabinett verabschiedet wurde. Damit sind deutsche Studierende im Vergleich zu Ländern mit ähnlichen Studierendenzahlen weltweit am mobilsten. Gleichzeitig macht die Anerkennung der im Ausland erbrachten Studienleistungen Fortschritte: Die Rate stieg von 41 Prozent im Jahr 2007 auf 69 Prozent im Jahr 2013.
"Die Internationalisierung kommt gut voran", sagte Bundesbildungsministerin Johanna Wanka. "Die Bologna-Reform hat die Mobilität deutscher Studierender ins Ausland und die Anziehungskraft Deutschlands für ausländische Studierende erhöht. Dies ist insbesondere auch deshalb gelungen, weil die Bundesregierung mit Auslands-BAföG, DAAD-Stipendien und Hochschulpaktmitteln erhebliche zusätzliche Anreize zur Mobilität geschaffen hat. Deutschland ist in bestem Sinne weltoffen."
Die Zahl ausländischer Studierender in Deutschland liegt inzwischen bei mehr als 300.000 und hat sich damit seit 1996 verdoppelt. Damit rückt das von Bund und Ländern in der gemeinsamen Strategie für die Internationalisierung der Hochschulen in Deutschland formulierte Ziel näher, die Zahl ausländischer Studierender bis zum Ende des Jahrzehnts auf 350.000 Studierende zu steigern. Deutschland ist ein attraktives Gastland für internationale Studentinnen und Studenten: Laut OECD-Statistik studieren nur in den USA und Großbritannien mehr ausländische Studierende. Unter den nicht-englischsprachigen Gastländern steht Deutschland damit an erster Stelle. Ähnlich positiv entwickelte sich die Zahl ausländischer Wissenschaftler an deutschen Hochschulen: Mittlerweile kommen mehr als 10 Prozent der Hochschulmitarbeiter aus dem Ausland.
Nach dem Bericht sind mittlerweile 87,4 Prozent aller Studiengänge auf Bachelor und Masterabschlüsse umgestellt. Wie Studien belegen, kommen Bachelorabsolventinnen und -absolventen auf dem Arbeitsmarkt ähnlich gut an wie Berufseinsteiger und -einsteigerinnen mit traditionellen und Master-Abschlüssen.
"Der Bologna-Prozess hat in Deutschland geholfen, flexibler auf die hohe Studiennachfrage und die Heterogenität der Studierendenschaft zu reagieren", sagte Wanka. Die zweistufige Studienstruktur, der größere Freiraum zur Profilierung für Hochschulen und eine verbesserte Anerkennung von Studienleistungen erhöhten die Wahlmöglichkeiten für Studierende und ermöglichten individuelle Bildungswege.
Die Internationale Bologna-Ministerkonferenz am 14./15. Mai 2015 in Jerewan wird die Chance bieten, den Dialog unter den Mitgliedsstaaten zu intensivieren - auch über Hochschulthemen hinaus. "Auch und gerade in schwierigen Zeiten trägt der Europäische Hochschulraum zu einem friedlichen Miteinander bei. Es ist wichtig, dass Menschen aus Ländern mit verschiedenen Regierungsformen, anderen historischen Erfahrungen und mit unterschiedlichen Religionen und Weltanschauungen zusammen studieren und voneinander lernen. Diese Errungenschaft wollen wir verteidigen", sagte Wanka.