Der Förderatlas ist das umfassendste Zahlenwerk zur öffentlichen Finanzierung der Forschung in Deutschland und wird seit 1997 alle drei Jahre von der DFG als größter deutscher Forschungsförderorganisation und zentraler Einrichtung für die Selbstverwaltung der Wissenschaft herausgegeben. Der Berichtszeitraum der jetzt erschienenen Ausgabe umfasst dabei die Jahre 2020 bis 2022.
Der Förderatlas weist für das Berichtsjahr 2022 eine Steigerung gegenüber dem im vorherigen Förderatlas erfassten Berichtsjahr 2019 aus. Insgesamt erhielten die deutschen Hochschulen 2022 rund 26,7 Milliarden Euro Grundmittel; dies waren drei Milliarden Euro mehr als 2019, was einen Anstieg von 12,9 Prozent bedeutet. An Drittmitteln flossen 2022 insgesamt 10,4 Milliarden Euro an die Hochschulen, ein Plus von 1,7 Milliarden Euro beziehungsweise 19,1 Prozent gegenüber 2019.
Schwerpunkt internationale Zusammenarbeit
Ein Schwerpunkt des neuen Förderatlas ist die Internationalisierung der öffentlich geförderten Forschung. DFG-Präsidentin Professorin Dr. Katja Becker hob bei der Vorstellung die Bedeutung des Förderatlas zur Internationalisierung hervor:
„Hier zeigt sich stärker als in früheren Jahren eine ambivalente Entwicklung. Einerseits wird die internationale Wettbewerbsfähigkeit und Attraktivität der deutschen Hochschulen deutlich – andererseits aber auch, wie sehr Wissenschaft und Forschung inzwischen mit politischen Ereignissen und anderen globalen Herausforderungen verknüpft sind und dadurch manche fruchtbare Zusammenarbeit in Mitleidenschaft gezogen wird.“
Die internationale Wettbewerbsfähigkeit zeige sich etwa in der jeweils führenden Rolle der deutschen Hochschulen bei Horizon Europe, dem EU-Rahmenprogramm für Forschung und Innovation (2021/22 mit über 4 Milliarden Euro Fördergeldern vor Frankreich mit 2,8 und Spanien mit 2,7 Milliarden Euro) und den Förderungen des European Research Council (mit 515 Geförderten vor Frankreich mit 308 und den Niederlanden mit 254 Geförderten). Weitere Beispiele sind der hohe internationale Anteil an geplanten Kooperationen in Förderanträgen an die DFG (rund 20 Prozent) oder an den in großen Verbundförderungen wie Graduiertenkollegs, Sonderforschungsbereichen und Exzellenzclustern arbeitenden Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler, die zuvor im Ausland tätig gewesen und dann nach Deutschland gekommen waren (ebenfalls rund 20 Prozent).
Die zunehmende Verknüpfung internationaler Wissenschaftskooperationen mit politischen und sonstigen globalen Herausforderungen wurde etwa darin deutlich, dass Großbritannien nach dem Brexit zunächst komplett aus der EU-Forschungsförderung fiel, bei der es zuvor nach Deutschland Platz zwei belegt hatte. Durch die starke Abschottungspolitik Chinas in der Coronavirus-Pandemie ging die Zahl der geplanten deutsch-chinesischen Kooperationen in DFG-Projekten deutlich zurück, und nach dem völkerrechtswidrig russischen Einmarsch in die Ukraine 2022 kamen die geplanten Kooperationen mit Russland wegen des von der DFG verhängten Kooperationsstopps ganz zum Erliegen.
Neuer Online-Auftritt
Das Online-Angebot zum Förderatlas hat eine grundlegende Überarbeitung erfahren. Mit ihm sind Detaildarstellungen und Kennzahlen für einzelne Hochschulen oder Forschungseinrichtungen nun noch individueller auffindbar. Zusätzliche und verbesserte Suchfunktionen ermöglichen es zudem, nach Schlagworten alle relevanten Daten auf einen Blick zu erhalten. Alle ausgegebenen Tabellen und Abbildungen sind interaktiv und dadurch passgenau für die jeweiligen Zwecke nutzbar.