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Überblick zur Kooperation mit Deutschland: Jordanien

Für Jordanien hat die Zusammenarbeit mit Deutschland in Bildung und Forschung einen hohen Stellenwert. Als Zielland für jordanische Studierende wie auch als Ko-Publikationsland für wissenschaftliche Veröffentlichungen platziert sich Deutschland unter den Top 10 (siehe vorheriger Abschnitt).

Ein Abkommen zur Wissenschaftlich-Technologischen Zusammenarbeit (WTZ) besteht derzeit nicht. Bisherige Grundlage für die Zusammenarbeit in Wissenschaft und Forschung mit Jordanien ist das bilaterale Abkommen über kulturelle Zusammenarbeit von 1981. Daneben gib es seit 2009 ein Memorandum of Understanding (MoU), dass die Zusammenarbeit bezüglich der Deutsch-Jordanischen Hochschule regelt.

Im Forschungsbereich arbeitet das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) seit Jahren mit Partnereinrichtungen in Jordanien im Bereich Wassermanagement zusammen. Ziel der Projekte ist es, die knappe Ressource Wasser möglichst nachhaltig zu bewirtschaften. Um die Ergebnisse des Verbundprojekts SMART (Sustainable Management of Availabe Water Resources with Innovative Technologies) zum Integrierten Wasserressourcenmanagement (IWRM) am unteren Jordan zu verstetigen, gründete das BMBF im Jahr 2012 das sogenannte NICE-Implementierungsbüro Amman zur wissenschaftlichen Beratung des jordanischen Wasserministeriums sowie des Nationalen Komitees für effektives dezentrales Abwassermanagement in Jordanien (NICE). Im Jahr 2020 veröffentlichte das BMBF die Förderbekanntmachung MEWAC – „Middle East Regional Water Research Cooperation Program mit dem Ziel der Förderung grenzüberschreitender Lösungen für die dringenden Fragen von Wassernutzung und -aufbereitung in der gesamten Region. Zudem stellt das BMBF im Rahmen der Förderbekanntmachung „CLIENT II-Internationale Partnerschaften für nachhaltige Innovationen“ in den Themenbereichen Klimaschutz/Energieeffizienz, Anpassung an den Klimawandel, Landmanagement Mittel für Mobilitätsmaßnahmen und Forschungsprojekte in Kooperation mit jordanischen Einrichtungen bereit. Neben der bilateralen Zusammenarbeit kooperieren Deutschland und Jordanien auch im Rahmen von EU-Projekten. Beide Länder arbeiten intensiv bei der Implementierung von Projekten in der PRIMA (Partnership for Research and Innovation in the Mediterranean Area) -Initiative zusammen. Thematische Schwerpunkte sind hier Nahrungsmittelsicherheit, Wasser und Landwirtschaftssysteme, (Überblick zu bilateralen und multilateralen Projekten mit einer Förderung des BMBF).

Die Aktivitäten und Forschungsvorhaben des vom BMBF geförderten Exzellenznetzwerkes Arab-German Young Academy of Sciences and Humanities (AGYA) an der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften sind grundsätzlich arabisch-deutsch mit transregionalem Ansatz, der dezidiert arabisch-deutsche und arabisch-arabisch-deutsche Kooperationen fördert. In sechs Arbeitsgruppen (Energie, Wasser und Umwelt; Bildung; Transformation; Kulturelles Erbe; Gesundheit und Gesellschaft; Forschung und Innovation) werden vor allem interdisziplinäre Forschungsprojekte durchgeführt. Derzeit arbeitet eine jordanische Nachwuchswissenschaftlerin im AGYA-Netzwerk überregional in interdisziplinären Forschungsprojekten zusammen.

Die Großforschungseinrichtung SESAME (Synchrotron Light for Experimental Science and Applications in the Middle East) ist der erste Synchrotonstrahler im Nahen Osten. Der Elektronen-Speicherring BESSY I stammt aus Deutschland, das Beobachterstatus hat. SESAME soll zu einem Exzellenzzentrum mit hoher Ausstrahlungskraft für den Nahen Osten, für Nordafrika sowie für die Golfregion werden und gleichzeitig als „Anker“ für internationale Forschungskooperationen mit Europa dienen (siehe vorheriger Abschnitt zur internationalen Kooperation Jordaniens).

Ein Flaggschiffprojekt der deutsch-jordanischen Bildungs- und Wissenschaftskooperation ist der Aufbau der Deutsch-Jordanischen Hochschule (German Jordanian University, GJU), die 2005 eröffnet wurde. Die GJU ist eine staatliche jordanische Universität, die nach dem Vorbild der deutschen Fachhochschulen eine wissenschaftlich anspruchsvolle Ausbildung mit starkem Praxisbezug vor allem in betriebswirtschaftlichen und technischen Fächern anbietet. Dabei orientiert sie sich am Bedarf der jordanischen Wirtschaft und Gesellschaft. Bereits nach zehn Jahren zählte die GJU 2.000 auf dem Arbeitsmarkt begehrte Absolventinnen und Absolventen; aktuell sind etwa 5.000 Studierende an der Hochschule immatrikuliert (Stand Mai 2023). Federführender Partner in Deutschland ist die Hochschule Magdeburg-Stendal. Die Rückbindung nach Deutschland erfolgt durch obligatorische Deutschkurse sowie einen einsemestrigen Studienaufenthalt an einer von derzeit 118 deutschen Partnerhochschulen und ein sechsmonatiges Praktikum in einem Unternehmen in Deutschland im 4. Studienjahr. Das BMBF hat den Aufbau der GJU seit 2004 gefördert. Das Auswärtige Amt leistet ebenfalls Förderung durch die Vergabe von Stipendien (Quelle Webseite DAAD).

Mit dem Programm „Ta’ziz Partnerschaft" fördert der Deutsche Akademische Austauschdienst (DAAD) die akademische Zusammenarbeit zwischen deutschen Hochschulen und Partnern in ausgewählten Ländern im Nahen und Osten sowie Nordafrika (MENA). Insgesamt stehen zwischen 2023 und 2025 rund 15 Millionen EUR aus Mitteln des Auswärtigen Amts zur Verfügung. Der arabische Begriff Ta’ziz (تعزيز) bedeutet "Stärkung" oder "Festigung". Gefördert werden Hochschulprojekte, die Reformbestrebungen an Hochschulen in Partnerländern der MENA-Region unterstützen. Das Programm legt besonderen Wert auf die Beteiligung von Frauen und außeruniversitären Partnern aus der Zivilgesellschaft und Wirtschaft, um den Wissenstransfer mit den Hochschulen zu stärken.

Der Hochschulkompass der Hochschulrektorenkonferenz (HRK) weist 126 offizielle Kooperationen zwischen Deutschland und Jordanien aus. Dabei kooperieren 107 deutsche Hochschulen mit 11 jordanischen Hochschulen (Stand: 08/2024). 2023 hat der DAAD einen Leitfaden zur Hochschulkooperation mit Jordanien, Libanon und dem Irak veröffentlicht.

Die internationale Mobilität von und nach Jordanien wird durch den DAAD, die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) sowie die Alexander von Humboldt-Stiftung (AvH) gefördert.

  • Die ERASMUS-Förderung des DAAD wird in beiden Richtungen (2018-21) in Anspruch genommen, auch wenn die Zahlen hier noch relativ gering sind.
  • 2022 (in Klammern die Zahlen für 2019 Pre-Covid) hat der DAAD unter eigenen Programmen Förderung für einen Aufenthalt in Jordanien an 225 (174) Studierende und Graduierte (inkl. Promovierende, Statusgruppen I-III) und 126 (105) Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler sowie Hochschullehrkräfte (inkl. Post-Docs, Statusgruppe IV) aus Deutschland vergeben.
  • In den gleichen Kategorien erhielten 642 (581) und 207 (95) Geförderte aus Jordanien eine Unterstützung des DAAD, um eine Aktivität im eigenen Land oder einen Auslandsaufenthalt – darunter auch Deutschlandaufenthalte – zu finanzieren. Dabei zielt der DAAD auch darauf ab, Geflüchteten insbesondere aus Syrien in der Region Studienmöglichkeiten zu eröffnen. So wurde 2014 in Kooperation mit der Gesellschaft für internationale Zusammenarbeit GmbH (GIZ) das Programm „New Perspectives for Young Jordanians and Syrians" aufgesetzt, welches Sur-Place Stipendien für ein Master-Studium an einer von vier jordanischen Partneruniversitäten vorsieht, darunter auch an der GJU (DAAD-Ländersachstand). Das Auswärtige Amt finanziert darüber hinaus die Deutsche Akademische Flüchtlingsinitiative Albert Einstein (DAFI), die in Jordanien im Jahr 2017 721 Flüchtlingen ein Hochschulstudium ermöglicht hat.
  • Die DFG ermöglicht in Kooperation mit dem Higher Council for Science and Technology (HCST) jährlich etwa 70 Jordanierinnen und Jordanier einen meist dreimonatigen Forschungsaufenthalt in Deutschland.

2023 beherbergte die Max-Planck-Gesellschaft (MPG) 9 jordanische Nachwuchs- und Gastwissenschaftlerinnen und -wissenschaftler.

Die GIZ kooperiert mit Jordanien im Auftrag des Bundesministeriums für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ). Mit über 30 Jahren Erfahrung berät die GIZ das Partnerministerium für Wasser in strategischen Fragen und bei der Erarbeitung einer neuen Wassergesetzgebung. Weiterhin führt die GIZ regionale Projekte im Bereich der Schulbildung, der Berufsausbildung und der Schaffung von Arbeitsplätzen durch.

Das Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung (UFZ) ist zentraler Träger des NICE II-Projektes (siehe oben und Vertretungen vor Ort).

Es folgt eine Auswahl von Einrichtungen vor Ort, die die deutsch-jordanische Kooperation tragen und unterstützen:

  • Um der wachsenden Bedeutung Jordaniens gerecht zu werden, hat der DAAD 2021 eine DAAD-Außenstelle in Amman eingerichtet, die das bisherige Informationszentrum ersetzt. Neben der Zuständigkeit für Jordanien hat die Außenstelle die regionale Verantwortung für den Irak, den Libanon und die Vereinigten Arabischen Emirate übernommen;
  • Der DAAD wird in den Palästinensischen Gebieten (mit einem Hub in Jordanien) bis 2025 eines von acht fächerübergreifenden „Globalen Zentren“ zur Bewältigung weltweiter Herausforderungen einrichten: Thema des „Regional Centre for Sustainable Adaptation to Global Change in the Middle East“ (SAGE-Centre) ist die nachhaltige Landnutzung im Jordanbecken. Die Projektverantwortung liegt bei der Eberhard-Karls-Universität Tübingen, zu den Partnern zählt unter anderem die An Najah University Palestine;
  • Der Campus der 2005 eröffneten Deutsch-Jordanischen Hochschule (GJU) befindet sich in Mushaqar bei Madaba, etwa 35 Kilometer südlich von Amman.
  • Seit 1979 ist die GIZ mit einem Büro in Amman vertreten (GIZ Jordanien).
  • Seit 2012 ist ein Implementierungsbüro für dezentrales Abwassermanagement in Amman tätig (Träger: UFZ und Jordanisches Wasserministerium); 2010 wurde eine Forschungs- und Demonstrationsanlage in Fuheis in Betrieb genommen.
  • Eine 1982 eröffnete Niederlassung des Deutschen Evangelischen Instituts für Altertumswissenschaft des Heiligen Landes (DEI Amman) ist seit 2007 zugleich Forschungsstelle des Deutschen Archäologischen Institutes (DAI). Das DEI Amman steuert gemeinsame Grabungen mit dem jordanischen Antikendienst, vor allem im Norden des Landes (Tell Zira'a, Umm Quais). Das Büro Amman ist organisatorisch mit der Außenstelle des DEI in Jerusalem verbunden.

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